F.C. Hertha 03 Zehlendorf

Angesichts der hohen Temperaturen um die 30 Grad hätte es auch ein müder Sommerkick werden können, doch die „kleine“ Hertha zeigte sich bei ihrem letzten Saisonauftritt laufstark und spielfreudig, ließ dabei Gastgeber Blau-Weiß 90 beim verdienten 4:0-Erfolg keine Chance.

Mit Tom Köster, Dennis Dombrowe, Igli Cami, „Maxi“ Obst und später Jason Rupp, Anton Siren und Lennard Quanz gab Trainer Robert Schröder sieben Akteuren die Gelegenheit für einen letzten Auftritt im Zehlendorfer Dress. Alle verlassen den Verein nach zum Teil vielen Jahren im Verein, herausragt diesbezüglich „Denno“ Dombrowe, der 20 Spielzeiten der „kleinen“ Hertha treu blieb.

Die Zehlendorfer bestimmten von Anfang bis Ende das Geschehen, doch gefährlich wurde es zum ersten Mal vor dem Kasten von Köster. Ein Eckball von Niklas Struck landete auf der Latte (6.). Auf der Gegenseite flog zwar noch ein Dombrowe-Freistoß über Mauer und Tor (10.), doch die nächste Aktion brachte bereits den Führungstreffer. Jonas Burda hatte sich auf der linken Außenbahn durchgesetzt und Cami bedient, der im Fünfmeterraum auf der Torauslinie so präzise auf den vorderen Pfosten flankte, dass der heran rauschende Eric Stiller nur noch seinen Kopf hinzuhalten brauchte: 0:1 (16.). 

Die Zehlendorfer sprühten förmlich vor Spielfreude. Marius Ihbes Schuss nach Vorarbeit von Lenny Stein und Cenker Yoldas strich nur um Zentimeter links am Kasten vorbei (21.). Die nächste Gelegenheit wurde besser genutzt: Nach Burdas erfolgreichem Dribbling verwertete Obst dessen Vorlage flach zum 0:2 (29.) und legte zehn Minuten später gleich noch nach. Stiller hatte den Ball in zentraler Position vor dem Strafraum der Blau-Weißen erobert, anschließend auf Obst gepasst, der mit einer Körpertäuschung einen Gegenspieler aussteigen ließ und mit rechts traf (39.). Besser hätte Obst seinen Ausstand nicht feiern können. Da kam schon Wehmut auf. Der Pausenstand war auch in der Höhe verdient.

Nach dem Wechsel blieben die Gäste spielbestimmend, wenn sich auch Blau-Weiß 90 noch zwei hundertprozentige Chancen boten. Okezie-Andicene scheiterte frei am gut reagierenden Köster (79.) und in der Schlusssekunde rutschte Lux an einer Eingabe vorbei. Erfolgreicher war Quanz zuvor. In seinem letzten Spiel für Hertha 03 (er wechselt nach Stahnsdorf) setzte er sich nach Ablage von Rupp durch, behielt im Abschluss die Nerven und sorgte so für den 0:4-Endstand (69.). Nebenbei: Beim Abpfiff standen 8 Zehlendorfer Akteure auf dem Platz, die aus der eigenen Jugend stammen. 

Der Saisonausklang verlief versöhnlich. Natürlich hatte man in der Winterpause bei Platz 2 und nur geringem Abstand zur Spitze (2 Punkte) insgeheim auf mehr gehofft. Doch die Qualitätsverluste von Stüwe, Ernst und Hennecke waren nicht gleichwertig aufzufangen. Hinzukamen eine Reihe unglücklicher Partien, in denen man die Punkte nach Führungen und deutlicher Chancenüberlegenheit leichtfertig herschenkte. Insgesamt fehlte dem Team tatsächlich nur der Killerinstinkt und etwas mehr Konzentration in den Schlussminuten, um mehr zu erreichen. Mehr kann man der Mannschaft nicht vorwerfen. Nicht falsch verstehen: Der vierte Platz in einem 18er Feld ist mehr als achtbar, liegen doch vor ihnen Teams, die allesamt über eine hohe Qualität verfügen. Die U23 des Zweitligisten FC Hansa Rostock, die unter ganz anderen Bedingungen trainieren kann, der (schon nicht mehr) Sensations-Aufsteiger TuS Makkabi, zugleich Berliner Pokalsieger und Vertreter Berlins im DFB-Pokal sowie die Semi-Profis des Rostocker FC. Zwischendurch machte sich der Eindruck breit, die Saison wäre verschenkt … Sie war alles, nur nicht das! Dem Trainer-Team ist es gelungen, die Junioren-Bundesliga-Aufsteiger der letzten Saison wie Burda, Oskar Praus und Yoldas zu integrieren. Mit Jasper Kühn hat ein junges Talent den Sprung zum Stammtorwart geschafft, weitere Nachwuchsakteure wie Luis Millgramm und George Didoss schnupperten bereits erfolgreich Oberliga-Luft und werden in der kommenden Saison den Kader endgültig verstärken. Arthur Langhammer ist in der Endphase der Spielzeit nach langer Verletzungspause wieder zurückgekehrt und wird ab Juli eine wertvolle Verstärkung sein. Und nicht zu guter letzt haben die Zehlendorfer mit ihren „Ultras“ eine unerwartete lautstarke Unterstützung erhalten. Wie Mannschaft und Fans nach der letzten Partie gemeinsam feierten, lässt für die Zukunft hoffen, dass doch noch eine Art Fankultur in Zehlendorf Einzug hält – vielleicht einer der wichtigsten Punkte der vergangenen Wochen. Und die intern bekannten Neuzugänge lassen aufhorchen. Mehr dazu verrät der Verein in den kommenden Tagen, wenn es wieder heißt „Nach der Saison ist vor der Saison“.

Blau-Weiß 90 - FC Hertha 03 0:4 (0:3)

HERTHA 03: Köster; Stein (67. Ott), Dombrowe, Stiller, Praus; Cami (55. Rupp), Obst (55. Siren), Langhammer (67. Hopprich), Yoldas, Burda; Ihbe (67. Quanz)

z.Z.: 139

TORE: 0:1 Stiller (15.), 0:2 Obst (29.), 0:3 Obst (36.), 0:4 Quanz (69.)

GELBE KARTEN: Langhammer