F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

07.03.2016 / 1. Herren

Gehobene Zehlendorfer Ansprüche

Warwel entscheidet Partie in drei Minuten / Starke Berliner Defensive

Welche Ansprüche sie in Zehlendorf mittlerweile an sich selbst haben, verdeutlicht die Aussage ihres Team-Managers Timo Steinert unmittelbar nach Spielende: „Wir hätten unsere Angriffe noch zielstrebiger ausspielen können, aber nach einem 4:0 in Neubrandenburg können wir uns wirklich nicht beschweren.“ Hierzu fallen uns zweierlei Dinge ein: Mit seiner Kritik hat er natürlich recht, denn nach Warwels zweitem Treffer zum 4:0 (51.) lag der Gegner am Boden und selbst die Einheimischen befürchteten ein Resultat der übleren Sorte. Zum anderen aber war es vor Spielbeginn erneut keine einfache Situation für die „kleine Hertha“ - wie vor allen ihrer bisherigen Rückrundenpartien. Umso beindruckender, welche Antworten sie in den letzten beiden Begegnungen gefunden haben.

Vor dem Rückrundenstart gegen Victoria Seelow hing ihnen noch die mäßige Vorbereitung „in den Kleidern“, in Lichtenberg fehlten ihnen mit Warwel, Ryberg und Özdal wichtige Leistungsträger, der 0:1-Rückrundenfehlstart trug zudem nicht zur Steigerung des Selbstvertrauens bei. In Neubrandenburg jedoch lag das Problem nicht auf der eigenen Seite: Die wenige Tage zuvor beantragte Insolvenz der Gastgeber führte urplötzlich zum Nachdenken auf Berliner Seite. Wie würde der Gegner auftreten? Demoralisiert und enttäuscht, oder würde er sich zu einer Art Trotzreaktion aufraffen? Zehlendorfs Präsident Niroumand lag mit seiner Einschätzung richtig: „Sie haben sich sehr engagiert gezeigt.“

Sicherlich spielte den Berlinern das frühe Führungstor durch Robert Schröder (4.) in die Karten. Besondere Erwähnung findet der Treffer noch aus einem anderen Grund: Vor 14 Tagen monierten wir an dieser Stelle die mangelnde Gefahr, die aus Zehlendorfer Standardsituationen hervorgeht. Dieses Mal machten sie es besser: „Maxi“ Obsts maßgenauer Eckball fand den baumlangen Schröder, der sich schulbuchmäßig in die Luft schraubte und das Leder mit der Stirn ins Eck bugsierte. Später wurden die Ecken wieder „kurz“ ausgeführt – Resultat: Harmlos.

Doch leichter wurde es nach dem schnellen Treffer nicht, die Gastgeber hielten kräftig dagegen. Dass der (jetzt wieder) Spitzenreiter nicht seine spielerische Klasse entwickeln konnte, lag sicherlich auch am schwer bespielbaren Geläuf. Das bevorzugte Kurzpassspiel der Berliner war beinahe unmöglich. Besonders fiel es bei Efräim Gakpeto auf, der zudem noch unglücklich agierte. Ohnehin läuft Gakpeto in der Rückrunde seiner Form aus dem Herbst hinterher. Doch in dieser Personalie ist Ruhe erste Pflicht: Solche Phasen sind bei Stürmern schließlich nichts außergewöhnliches. Dass er weiß, wo das Tor steht, hat der gute „Effi“ schon zur Genüge nachgewiesen, seine Fähigkeiten sind unbestritten.

Welche Qualität bei der „kleinen Hertha“ noch von der Bank kommen kann, bekamen die beeindruckten Zuschauer innerhalb von drei Minuten nach dem Pausentee vor Augen geführt. Der in den letzten Begegnungen in der Anfangsformation nicht berücksichtigte Warwel bot eine Gala und wurde damit zum Matchwinner. Zum 2:0 (48.) und 4:0 (51.) traf er selbst, das 3:0 (49.) servierte er Cüneyt Top auf dem Tablett. „Ich wollte dem Trainer einfach zeigen, dass ich in die Startelf gehöre“, erklärte er nach dem Anpfiff seine Portion Extramotivation.

Insgesamt boten die Berliner wieder eine geschlossene Mannschaftsleistung. Sie scheinen sich in kleinen Schritten aus ihrem Tief zu befreien. Gerade rechtzeitig vor den entscheidenden Wochen. Ein wesentlicher Schlüssel – auch im Vergleich zur letzten Saison – liegt in der Stabilität, die sie in ihrer Defensive gewonnen haben. Hinz, Schröder, Dombrowe, Thokomeni, Özdal (fehlte noch erkrankt) und Ryberg spielen seit Wochen beinahe konstant auf hohem Niveau. Ein Beweis gefällig? In den letzten neun Partien kassierten die Berliner nur drei Treffer. Das gibt ihnen Sicherheit, denn dass sie vorne gut besetzt sind, diesen Nachweis haben sie in dieser Saison schon mehrfach erbracht.

In der Tabelle hat sich die Position der „kleinen Hertha“ durch die Niederlagen von Tennis-Borussia (1:2 gegen Lichtenberg 47) und dem FC Hansa Rostock II (0:1 gegen FC Anker Wismar) ein klein wenig verbessert. Kann man den Rostocker Beteuerungen Glauben schenken („Wir würden unser Aufstiegsrecht nicht wahrnehmen“), haben es die Berliner derzeit nur noch mit einem ernsthaften Konkurrenten zu tun, dem FSV Union Fürstenwalde. Dieser – vor der Saison ohnehin leicht favorisiert für den Aufstieg - trifft am kommenden Wochenende im Spitzenspiel auf die nun auf Platz drei liegenden Rostocker. Die Zehlendorfer werden den Hansestädtern sicherlich die Daumen drücken.

Gespannt schaut Präsident Niroumand nun auf die Partien dieser Woche, die für seinen Verein von enormer Bedeutung sind: Am Mittwoch (19:00 Uhr , Malteser Straße) treffen sie im Pokal-Viertelfinale auf den Berlin-Ligisten BFC Preußen. Ein Erfolg würde nicht nur den Halbfinaleinzug bedeuten, sondern auch noch mit 5.000 € finanziell versüßt werden. Am Sonntag steht dann das nächste Berliner Derby um Punkte auf dem Programm. Am Siebenendenweg (14:00 Uhr) erwarten die Zehlendorfer den CFC Hertha 06. Bleiben sie zweimal siegreich, steht ihnen womöglich der Himmel offen.

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