F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

19.02.2023 / 1. Herren

Gebrauchter Tag 

„Kleine“ Hertha muss nach dem 0:4 gegen Hansa II „den Mund abputzen“

Nach Spielschluss waren sich alle einig, dabei gar nicht einmal so enttäuscht, wie man es nach einer 0:4-Heimniederlage gegen die U23 des FC Hansa Rostock im Spitzenspiel eigentlich hätte annehmen können. Weder Präsident Kamyar Niroumand, Team-Manager „Zippo“ Zimmer, Co-Trainer Timo Steinert und auch nicht Chefcoach Robert Schröder, der seiner Mannschaft im nach Ende gebildeten Kreis keinen Vorwurf machte. Sie waren einfach einem deutlich besseren Team unterlegen, vermutlich der stärksten Mannschaft der Liga. Schmerzhaft waren da schon eher die überflüssigen, weil vermeidbaren Punktverluste gegen den MSV Pampow, Union Fürstenwalde, den SC Staaken und das Team aus Neuruppin. 

Dabei ließ es sich für die Zehlendorfer zunächst gut an. Erst scheiterte Cenker Yoldas nach Doppelpass mit Jason Rupp aus spitzem Winkel an Hansa-Schlussmann Max Hagemoser (3.), wenig später traf Igli Cami aus rund 25 Metern die Latte des Hansa-Gehäuses (7.). Anschließend kippte die Partie zugunsten der Hansa-Kogge, die, was in derartiger Eindeutigkeit zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen konnte, die Spielkontrolle bis zum Spielende auch nicht mehr abgab. 

Dabei waren es die Zehlendorfer, die die Gäste aus der Hansestadt einluden. Einem leichtfertigen Berliner Ballverlust im Mittelfeld folgte gegen die aufgerückte Zehlendorfer Abwehr ein Konter nach Maß: Torjäger Köster strebte frei dem Tor zu, bediente uneigennützig den noch besser postierten Scherff, der den Ball nur noch ins leere Tor schieben musste (20.). Kurz darauf besaßen die Hanseaten die nächste große Möglichkeit: Nach einem langen Ball aus der Hälfte der Gäste gelangte die Kugel nach einem Missverständnis zwischen 03-Torhüter Paul Büchel und seinen Abwehrspielern zum Rostocker Schulz, der aus 20 Metern das leere Berliner Tor nur um Zentimeter verfehlte (25.). Beim nächsten Angriff war den Gastgebern weniger Glück hold. Nach einem abgefangenen Dombrowe-Pass zogen vier Rostocker Richtung Büchel davon, nur Bruno Ott und Igli Cami stellten sich ihnen (vergebens) entgegen. 1:0-Torschütze Scherff legte maßgerecht auf Schünemann auf, der keine Mühe hatte, zum 2:0 zu vollenden (35.). Die Körpersprache der Berliner zur Halbzeit verhieß nichts Gutes, hängende Köpfe und Schultern waren zu beobachten.

Als würden sie den Berlinern nach der Pause sofort den Zahn ziehen wollen, um ihnen gar nicht die Gelegenheit zu einer Aufholjagd zu bieten, drückten die Gäste gleich aufs Tempo: Steinicke scheiterte frei vor Büchel (46.), Schünemann prüfte aus gut 30 Metern erneut Zehlendorfs Torhüter (49.). Doch die Entscheidung ließ dennoch nicht lange auf sich warten. Ruschke war es, der sich aus der Distanz versuchte, das Leder zischte, vorher leicht aufsetzend, flach ins linke Eck, Büchel war geschlagen: 0:3 (56.). Ein Aufbäumen der „kleinen“ Hertha blieb aus, zu sehr dominierte Hansa, ließ den Ball wie am Schnürchen in den eigenen Reihen laufen und bot den Gastgebern keine Möglichkeit, noch einmal Zugriff auf die Partie zu bekommen. Das 0:4 durch Huber setzte den Schlusspunkt, ernsthafte Zehlendorfer Chancen waren nicht zu verzeichnen. 

Eine Erklärung für den Auftritt seiner Mannschaft fand Mittelfeldspieler Carl Hopprich: „Meiner Meinung nach waren wir nicht an den Rasen gewöhnt, besser wäre es vermutlich gewesen, wenn wir auf dem Kunstrasen gespielt hätten, denn wir konnten dieses Jahr nur dreimal auf Rasen trainieren. Es war kraftraubender und ungewohnt. Rostock war eindeutig griffiger, hat sich nach zehn Minuten gefangen und dann das Spiel komplett übernommen. Es war daher schwer für uns, den Ball laufen zu lassen. Wir mussten versuchen, mit langen Bällen deren Abwehr zu überspielen, aber das hat nicht geklappt und bei den zweiten Bällen waren wir immer einen Schritt zu spät.“ 

Robert Schröder war natürlich enttäuscht über die Niederlage wie alle, aber nicht enttäuscht von seinem Team: „Die ersten 15 Minuten waren in Ordnung, aber das Gegentor bricht uns dann ein wenig das Genick. Im Laufe des Spiels bot dann Hansa das, was es stark macht: extreme Handlungsschnelligkeit. Es war für uns auch eine Art Lehrstunde, denn wir hatten in keiner Phase des Spiels den Mut, dies zu kompensieren und der Klasse von Hansa in der Balleroberung etwas entgegenzusetzen. Wir haben keine Lösungen gefunden und, man muss auch eindeutig sagen, dass der Gegner klar besser war – vermutlich die beste Mannschaft der Liga was Physis, Intensität und Handlungsschnelligkeit angeht. Da konnten wir einfach nicht mithalten. Daher war es eine vollkommen verdiente Niederlage, vielleicht ein Tor zu hoch – obwohl Hansa noch viele klare Torchancen besaß.“

In der Tat war es in der Art und Weise, wie sie zustande kam, die eindeutigste Niederlage eines Zehlendorfer Teams in den letzten Jahren, das einen gebrauchten Tag erwischt hatte. Das ist kein Beinbruch. Seit Wochen spielen die arg dezimierten Berliner (Stüwe, Ernst, Langhammer, Henneke) an ihrer oberen Leistungsgrenze, dieses Mal hat es eben nicht gereicht. Und das lag in erster Linie an einem starken Kontrahenten und erst an zweiter Stelle an einem (immer mutloser werdenden) Zehlendorfer Team. So war es trotz der deutlichen Schlappe auch zu verstehen, dass alle Verantwortlichen zwar enttäuscht, aber nicht verärgert waren. Wie eingangs beschrieben, so empfand nicht nur Schröder: „Mehr ärgern mich die Punktverluste in Pampow und Fürstenwald aber auch zuhause gegen den SC Staaken, weil wir in diesen Spielen das bessere Team waren und einfach die Punkte verschenkt haben.“ 

Für die „kleine“ Hertha gab Schröder schon Sekunden nach Spielschluss die Parole aus „Den Mund abzuputzen – nächste Woche geht es in Schwerin weiter.“ Wollen die Berliner in der Aufstiegsfrage (das muss nicht zwangsläufig die Meisterschaft sein, da Hansa von der Ligazugehörigkeit seiner Profimannschaft abhängig ist und der Rostocker FC die Regionalliga-Bedingungen erst noch erfüllen muss) weiter ein Wörtchen mitreden, muss kommende Woche beim FC Mecklenburg Schwerin dreifach gepunktet werden. Dumm nur, dass die Schweriner in den letzten Wochen gerade so richtig in Fahrt gekommen sind. Vielleicht aber nicht die schlechtesten Voraussetzungen, kann man doch ein Unterschätzen des Gegners aufgrund seiner Platzierungen ausschließen. Trainer Schröder wird seine Mannen in den nächsten Tagen moralisch wieder aufrüsten müssen, seine Ansprachen, so kann man den Spielerstimmen vernehmen, sollen nicht die schlechtesten sein. 

 

FC Hertha 03 – FC Hansa Rostock U23 0:4 (0:2)

Hertha 03: Büchel – Ott, Dombrowe (59. Grabow), Stein – Stiller, Hopprich (67. Kinner), Cami, Yoldas, Sow Sow (46. Burda) – Rupp (59. Ihbe), Obst (59. Frölich) 

Die Tore: 0:1 Scherff (22.), 0:2 Schünemann (35.), 0:3 Ruschke (53.), 0:4 Huber (88.) 

Zuschauer: 315 

Gelbe Karte: Kinner

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