F.C. Hertha 03 Zehlendorf

Das Recht auf Maskierung steht während der „fünften Jahreszeit“ nicht nur den Karnevalshochburgen in Köln, Düsseldorf und Mainz zu. Auch in Zehlendorf weiß man, wie eine perfekte Verkleidung auszusehen hat, um das wahre Gesicht nicht erkennen zu lassen. Spielbeobachter zukünftiger Gegner wurden so im Dunkeln gelassen und mussten ohne nennenswerte Erkenntnisse wieder nach Hause fahren. Ob allerdings deshalb eine 0:6 Abfuhr gegen den SV Tasmania bewusst in Kauf genommen wurde, erscheint dann doch sehr fraglich.

Obwohl die Gäste aus Neukölln unmittelbar aus einem dreitägigen Trainingslager angereist waren und noch am Vormittag eine Trainingseinheit absolvierte, wirkten sie über die gesamten neunzig Minuten frischer, ehrgeiziger und zielstrebiger. Es ist auch nicht anzunehmen, dass Trainer Mario Reichel nur im regenerativen Bereich hat arbeiten lassen. Mit einem Doppelschlag in der 13. und 15. Minute stellte Tasmanias Salvatore Rogoli schon früh die Weichen auf Erfolg für seine Mannschaft. Zehlendorf benötigte lange, um nur einigermaßen Zugriff zum Spiel zu finden. Von Gakpeto schön freigespielt war Robrecht in der 28. Minute in aussichtsreicher Position, wurde aber beim Schuss entscheidend gestört und verzog. Auch ein direkter Freistoß durch Maxi Obst fand nicht das erwünschte Ziel. Mehrere Schussversuche durch Top, Robrecht und Gakpeto während einer Zehlendorfer Drangperiode kurz vor der Halbzeitpause blieben in der vielbeinigen und aufmerksamen Abwehr der Gäste hängen.

Wer dachte, dass sich bei den Gästen im zweiten Abschnitt ein Substanzverlust bemerkbar machen würde, wurde schnell eines Besseren belehrt. Fünf Minuten nach Wiederanpfiff erhöhte Razeek aus abseitsverdächtiger Position auf 3:0 und machte damit deutlich, dass der Herbstmeister der NOFV-Oberliga an diesem Nachmittag richtig harte Kost zu verdauen hat. Fast alle Zehlendorfer Akteure wirkten verunsichert und blieben von ihrem wahren Können und Leistungsvermögen weit entfernt. Bei den wenigen sporadischen Angriffen war man zudem auch noch beim Abschluss unglücklich. Nach einem schnell vorgetragenen Gegenzug in der 55. Minute über Kapitän Özdal, kam Robrecht frei an den Ball, hatte aber wieder nicht das Visier richtig eingestellt und auch ein strammer Schuss durch Mentes von der rechten Strafraumkante strich knapp am 2. Pfosten vorbei. Der Tabellenzweite der Berlin-Liga hatte nun kaum noch mit Gegenwehr zu rechnen und machte von den sich bietenden Freiheiten weiter reichlich Gebrauch. Nach Doppelpass erzielte in der 61. Minute Cankaya mit der Pieke den vierten Treffer und in der 70. Minute markierte Rogoli mit seinem dritten Torerfolg das 5:0. Das halbe Dutzend machte schließlich Razeek in der 79. Minute voll. Bemerkenswert und gleichzeitig tragisch für die die Zehlendorfer Offensivabteilung, dass der Gästetorwart Mohamed Hussein während der gesamten Spielzeit nicht ein einziges Mal geprüft wurde, denn auch der letzte Ball durch Cüneyt Top aus 11 Meter-Entfernung ging am Tor vorbei.   

Zehlendorf quittierte eine deutliche Niederlage vielleicht zur rechten Zeit. So etwas kann schon mal passieren, von einer Wiederholung sollte aber tunlichst Abstand genommen werden. Wir freuen uns alle, wenn die heutige Maskerade schnell wieder beendet wird und die Mannschaft ihr wahres Gesicht zeigt.

Hertha 03 spielte mit: Hinz - Dombrowe (55. Thokomeni Siewe), Schröder, Özdal, Ryberg (64. Binting) - Mentes (64. Voigt), Obst (85. Paul), Niroumand, Top - Gakpeto, Robrecht (55. Kim)

Torfolge: 0:1 (13.) Rogoli, 0:2 (15.) Rogoli, 0:3 (50.) Razeek, 0:4 (61.) Cankaya, 0:5 (70.) Rogoli, 0:6 (79.) Razeek