F.C. Hertha 03 Zehlendorf

Zehlendorf schickte am Samstag ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz: Wir können auch außerhalb der Stadtgrenzen siegen und das trotz größter Widrigkeiten im Vorfeld der Begegnung mit Anker Wismar! Die anhaltenden Regenfälle der letzten Tagen machten den Rasenplatz unbespielbar, obwohl sich beide Vereine schon unter der Woche auf einen Heimrechttausch verständigt hatten, wurde der Vorschlag durch den NOFV abgelehnt, entsprechend musste die Partie auf Kunstrasen ausgetragen werden. Da auch die Südberliner unter zahlreichen personellen Ausfällen zu leiden hatten (Innenverteidiger Schröder ist noch verletzt, Kapitän Erdal Özdal, der zweite nominelle Innenverteidiger musste seine 5. Gelbe Karte abbrummen und kurz vor der Abfahrt sagte auch noch Niclas Warwel ab) trat die übriggebliebene Reisegesellschaft die Fahrt an die Ostseeküste mit eher gemischten Gefühlen an.

Vor nur 120 Zuschauern nahm das Spiel mit dem Anpfiff gleich richtig Fahrt auf, Abtasten schien für beide Vertretungen ein Fremdwort zu sein. Bereits nach drei Minuten lag der Ball ein erstes Mal im Zehlendorfer Tor, der Kopfballtreffer durch lange wurde aber wegen einer Abseitsstellung zu Recht nicht anerkannt. Danach machten die Gäste deutlich, dass sie nicht als Aufbaugegner für den angeschlagenen Aufsteiger angereist waren. Miguel Unger war innerhalb kürzester Zeit zwei Mal in aussichtsreicher Position, um den Führungstreffer zu erzielen. In der 5. Spielminute hatte sein Schuss zu wenig Druck und konnte von Torwart Heskamp gehalten werden und in der 6. Minute strich sein Kopfballtorpedo nur knapp am 2. Pfosten vorbei. In diesen Szenen zeigte sich aber auch schon, dass die Hausherren mit den schnellen Zehlendorfern nicht mithalten können. Auf der rechten Seite brachten Thokomeni und Top die Abwehrspieler immer wieder in Verlegenheit und auf der anderen Seite sprühten Unger und Ryberg vor reiner Spielfreude. Blieb bei Zehlendorf noch die Defensive. Hier machte sich in den ersten Minuten doch sehr das Fehlen von Kapitän Özdal bemerkbar. Burak Mentes, der als Innenverteidiger agieren durfte, hatte doch einige Anpassungsprobleme, kam aber mit zunehmender Spielzeit immer besser mit dieser Rolle zurecht. Die meisten Angriffsversuche Wismars wurden durch die aufmerksamen  Zehlendorfer rechtzeitig antizipiert (Danke Clemens!) und in eigene Offensivaktionen umgewandelt. Die fehlende Abstimmung in der Zehlendorfer Hintermannschaft wurde einmal in der 9. Minute deutlich, als wieder Wismars Mittelstürmer Lange frei vor TW Hinz auftauchte, der aber den Ball mit einem Reflex zur Ecke lenken konnte und auch in der 12. Minute stimmte die Zuordnung nicht. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld war Traore am Elfmeterpunkt schneller am Ball und köpfte das Spielgerät unhaltbar für Hinz ins Tor. Die Gäste ließen sich durch den Rückstand aber nicht lange beirren und legten in der Folge eine beeindruckende Reaktion zu Tage. Die Hansestädter durften sich nur  knapp vier Minuten über die Führung freuen, ehe sie in der 16. Minute durch den ersten Saisontreffer von Darius Niroumand den Ausgleich hinnehmen mussten. Mit schnellem Direktspiel zwischen Maxi Obst/ Cüneyt Top wurde das Mittelfeld überbrückt und die Hintermannschaft war komplett überfordert und konnte auch gedanklich dem nahenden Unheil nicht folgen. Der scharfe Querpass von Top erreichte in der Mitte den freistehenden Niroumand, für den es nur noch Formsache war, den Ball mit der Innenseite platziert ins Tor zu schießen. Im Stile einer Spitzenmannschaft schlugen die Gäste zurück und konnten schließlich in der 21. Minute das Ergebnis zu eigenen Gunsten korrigieren. Diesmal war es auf der linken Seite der schnelle Ryberg, der sich von mehreren Gegenspielern nicht aufhalten ließ, fast an der Grundlinie hatte er den Kopf oben und passte auf den mitgelaufenen Gakpeto, der nur noch den Fuß hinhalten musste. Mit einer verdienten Führung ging es in die Halbzeit.

Wie es nun mal Spitzenmannschaften zu tun pflegen konnten die Zehlendorfer früh in der zweiten Hälfte ihre Führung weiter ausbauen. Es war wieder das gleiche Muster, dem die Hausherren nicht gewachsen und überfordert waren. Pass aus der Mitte durch Gakpeto nach rechts auf Top, schneller Antritt und scharfer Pass vors Tor, am 2. Pfosten war diesmal Unger sträflich ungedeckt und nagelte das Leder hoch in die Maschen.  Die relativ  beruhigende Führung im Rücken schraubten die Zehlendorfer ihr Tempo um einige Gänge zurück, hatten jetzt aber mehrfach Glück, dass die Hausherren nicht mehr Kapital aus den neu gewonnen Freiheiten schlagen konnten. In der 60. Minute klatschte ein Schuss aus kurzer Entfernung von Schiewe an die Tornetz-Befestigungsstange und vier Minuten später köpfte Lange den Ball knapp am Tor vorbei. Kurz danach musste sich auf der anderen Seite Torhüter Heskamp, nach einem gewaltigen 20-Meter-Knaller von Robrecht, gewaltig strecken um den Ball zur Ecke zu lenken. Die Gastgeber drängten weiter auf den Anschlusstreffer und entblößten dabei immer mehr ihre Abwehr. Die sich nun bietenden Räume nutzten die Zehlendorfer um mehrere Konterattacken zu initiieren, die leider nicht den erwünschten Erfolg mit sich brachten. Die größte Möglichkeit hatten die Zehlendorfer dabei in der 86. Minute, als Darius Niroumand eine scharfe Flanke von rechts vor das Tor schlug; Unger am zweiten Pfosten bekam den Ball aber nicht unter Kontrolle und so bleib es am Ende beim verdienten 3:1 Auswärtssieg für die Gäste.

Zehlendorf profitiert von der überraschenden ersten Saisonniederlage TeBe’s gegen Hertha 06  und hat durch diesen Sieg „in der Fremde“ die eigenen Hausaufgaben erfolgreich erledigt. Es ist somit alles bereit für das absolute Schlagerspiel „Erster gegen Zweiter“ am kommenden Freitag, den 27.11.2015 um 19:30 Uhr gegen den FSV Union Fürstenwalde im heimischen Ernst-Reuter-Stadion. Wer sich dieses TOP-Spiel unter Flutlicht entgehen lässt, verpasst vermutlich ein großes Highlight der Saison.

Hertha 03 spielte mit: Hinz - Thokomeni Siewe (90. Husajina), Mentes, Dombrowe, Ryberg - Top (85. Agyei-Yeboah), Obst, Niroumand, Unger - Robrecht (79. Schleiff), Gakpeto

Tore: 0:1 (10.) Traore, 1:1 (15.) Niroumand, 1:2 (19.) Gakpeto, 1:3 (51.) Unger

GELBE KARTEN: 30. Freitas (F), 32. Unversucht (F), 57. Lange (UB) - 10. Dombrowe (F), 29. Obst (UB)

Zuschauer: 120 (am Kunstrasen)