F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

05.10.2020 / 1. Herren

Enttäuschender Auftritt

1:6-Debakel in Greifswald - Präsident Niroumand hakt das Saisonziel „Aufstieg“ ab

1:6 beim Greifswalder FC!

Man musste schon lange nachdenken, wann die Zehlendorfer zuletzt solch eine  deutliche Abfuhr erhielten. Wen es interessiert: Im Berlin-Liga-Meisterschaftsrennen 2013/14 traf die „kleine“ Hertha sieben Spieltage vor Saisonende als Tabellenführer auf ihren ärgsten Verfolger, den SV Tasmania. Sie ahnen es schon: Das als Vorentscheidung zugunsten der Zehlendorfer angekündigte Duell endete mit einer deftigen 1:6-Heimpleite. Am Siebenendenweg erholte man sich von der Pleite, bündelte die Kräfte und stieg einige Wochen später in die Oberliga auf. Der Vergleich hinkt etwas, denn damals führten die Szumnarski-Schützlinge die Tabelle weiterhin an, nun wuchs der Rückstand auf die zu Saisonbeginn angepeilte Spitze beträchtlich an.

Es begann mit einer eiskalten Dusche. Keine 60 Sekunden waren vergangen, da musste Paul Büchel bereits das erste Mal hinter sich greifen. Greifswalds Jovanovic profitierte von einer zentimetergenauen Eingabe und vollendete per Kopf ins Netz (1.). Von diesem Schrecken erholten sich die Zehlendorfer während der gesamten 90 Minuten nicht mehr. Sie agierten nervös, waren immer einen Schritt zu langsam und mussten ab der 18.Minute verletzungsbedingt auf ihren Torjäger Sebastian Huke verzichten.

Erst nach einer halben Stunde erspielten sie sich ihre erste Möglichkeit. Doch nach Egzon Ismailis Eingabe scheiterte der für Huke ins Spiel gekommene Patrick Jahn am Greifswalder Schlussmann. Im Gegenzug fiel schon die Vorentscheidung: Erneut war es Jovanovic, der platziert per Kopf links unten ins Eck traf (33.). Man ahnte es: Um 14:35 hätten die in blau gekleideten Berliner getrost den Bus zur Heimfahrt besteigen können.

Nach dem Wechsel versuchte Trainer Simon Rösner das Steuer noch einmal herumzureissen. Hirik, Lux und Rupp kamen, Cami, Stüwe und Butendeich mussten weichen. Doch der erhoffte Ruck, der in Pampow nach einem 0:2-Rückstand noch durch die Mannschaft gegangen war, blieb aus. Im Gegenteil: Erneut mussten sie einen frühen Gegentreffer einstecken. Wer anderes als Jovanovic sollte es auch sein. Nach einem Eckball von der rechten Seite erwischte er das Leder erneut als erster per Kopf aus Nahdistanz – unhaltbar für den bedauernswerten Büchel, 3:0 (48.). 

Kurzzeitig keimte Hoffnung auf Berliner Seite auf, als Jahn nach einem Latternabpraller (Hirik hatte geschossen) mit strammen Schuss auf 3:1 verkürzte (54.). Doch just als sich Ismaili eine gute Möglichkeit bot, seine Farben wieder in Schlagdistanz zu bringen (65.), fiel auf der Gegenseite nach einem schnell vorgetragenen Angriff über die linke Seite die endgültige Entscheidung durch Appiahs 4:1 (66.).

Der Rest ist schnell erzählt: Pozniak zum 5:1 (72.), wobei er mehrere Zehlendorfer ausspielte, und Schünemann mit feinem Heber über Büchel zum 6:1 (88.) schraubten das Resultat in empfindliche Höhen. „Oh, wie ist das schön“, schallte es aus dem kleinen Greifswalder Fan-Block herüber. Dass es in der Schlussphase nicht noch schlimmer kam, hatten die Berliner der Latte und ihrem Torhüter zu verdanken.

Die Zehlendorfer stehen in den kommenden Tagen vor der nicht einfachen Situation, analysieren zu müssen, was aus der Saison, in die man doch mit hochgesteckten Zielen so motiviert gestartet war, noch herauszuholen ist. Der Blick nach oben verbietet sich nach einer derart deutlichen Enttäuschung von selbst. Zum wiederholten Mal haben sie es nicht geschafft, ihre zweifellos vorhandenen spielerischen Qualitäten in einem Spitzenspiel abzurufen. Für den maßlos enttäuschten Präsidenten Kamyar Niroumand ist das Saisonziel "Aufstieg damit abgehakt. So realistisch muss man sein.“ Selbstkritisch fügte er hinzu, „dass ich wohl die Mannschaft total falsch eingeschätzt habe. Ich bin vor der Saison wirklich davon ausgegangen, dass wir bei der Meisterschaft eine Rolle spielen können. Aber soweit sind wir einfach nicht." 

Vielleicht kommt es da gerade recht, dass am nächsten Wochenende der Pokal im Blickpunkt steht. Hier treffen Rösners Mannen auf Berlin-Ligist TuS Makkabi. Und verkehrt muss es auch nicht sein, im nächsten Spiel um Punkte den starken Tabellenführer SV Tasmania zu empfangen. Das mag nur im ersten Augenblick merkwürdig klingen, doch hat das Team um Kapitän Robert Schröder hier die Gelegenheit zu beweisen, dass es besser ist als es ihr augenblicklicher Tabellenplatz aussagt. Doch sie muss schnellstmöglich die Kurve kriegen.

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