F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

21.04.2015 / 1. Herren

Eine unliebsame Überraschung

Rückschlag gegen Strausberg – Ähnliche Konstellation gegen Hürtürkel

Burak Mentes - sicherer Elfmeterschütze

Alle Warnungen haben nichts genutzt. Es gibt Szenarien, die den typischen Nährboden für Überraschungen bilden: Ein zuvor auswärts an Harmlosigkeit kaum zu überbietendes Team (nur ein Punkt in dieser Saison) reist zu einer Mannschaft, die nicht nur gerade zwei Partien gewonnen, sondern auch noch eine Premiere gefeiert hatte: Zwei mal die  „Null gehalten“. Wenn auch im Umfeld lediglich über die Höhe des Erfolges diskutiert wird, schleicht sich genau der Virus ein, der die Mannschaft befallen zu haben schien. Die Folge: Eine unliebsame Überraschung.

  • Einen Reifeprozess glaubten wir ausgemacht zu haben. Die Zehlendorfer hatten in Schöneiche keine eindrucksvolle Partie geboten, aber trotzdem mal in einem „dreckigen“ Spiel drei Punkte mit nach Berlin genommen. Die Zehlendorfer können es auch anders – so die gängige Meinung in der letzten Woche.  Aber es bleibt dabei: Rufen sie nicht immer alle ihre Tugenden ab, bekommen sie Probleme. Aus dieser Sicht war der vergangene Sonntag ein Rückschlag. Der Mannschaft fehlt es an Routine, manchmal an der notwendigen körperlichen Robustheit und auch an mentaler Stärke. Wenn es nicht läuft, gehen viele „Köpfe runter“. Sie hat dafür andere Qualitäten: Jugendliche Frische, Unbekümmertheit und eine gewisse spielerische Klasse.
  • Auch wenn viele inzwischen von einer ungefährdeten Position ausgehen: Sicher scheint gar nichts! Es war am Spielfeldrand des Öfteren zu vernehmen: Aus dieser Liga steigt doch gar keiner ab! Gemach! Während vor Wochenfrist selbst Hürtürkel wieder Hoffnung schöpfte, hat sich die Situation rasant gedreht – wie fast wöchentlich! Landgerichte entscheiden über Insolvenzen, der NOFV hält sich dagegen bezüglich einer klaren Aussage zur Abstiegsregelung vornehm zurück. So ist längst nicht ausgemacht, dass es eventuell weniger Absteiger gibt. Es existiert auch diese Meinung: Die Zahl der Absteiger richtet sich unverändert nach dem bekannten Schema, dafür steigen mehr Mannschaften auf. Und diese Variante scheint sich inzwischen, aus sportlicher Sicht nachvollziehbar, durchzusetzen. Man muss also weiterhin vom schlimmsten Fall mit drei Absteigern ausgehen, denn auch ein immer wieder im Raum stehender Rückzug von Hansa Rostock II bedeutet nicht zwangsläufig weniger Absteiger. Es kann auch hier einen Aufsteiger mehr geben. Die Zehlendorfer haben sich da selbst vor einigen Jahren schon einmal zu sicher gefühlt, bis schließlich am grünen Tisch gegen sie entschieden wurde. Auch daher war dieses 1:3 gegen Strausberg so fatal: Statt zehn Punkten, sind es nur noch vier Zähler Vorsprung auf die gefährdeten Plätze.
  • Beständig scheint nur die Unbeständigkeit zu sein. Auf jeden Hoffnungsschimmer folgt Ernüchterung. Das gilt schon für die gesamte Saison, aber speziell für die Partie vom Sonntag, die eine Art Mikrokosmos der Spielzeit zu sein schien. Immer, wenn man glaubte: „Jetzt wird’s“, folgte ein Nackenschlag. Als die Zehlendorfer die Kontrolle übernommen hatten, bot sich Egzon Ismaili die große Chance zur Führung. Vergeben! Beinahe im Gegenzug fiel das 0:1. Als die „kleine Hertha“ mit Wut aus der Kabine kam, glückte schnell der Ausgleich. Doch mehr als einen Top-Schuss notierten wir anschließend nicht. Im Gegenteil: Ein unglückliches Foul von Gioudas ermöglichte den Gästen die Chance, durch den folgenden Elfmeter wieder vorn zu liegen. Doch Zehlendorfs Schlussmann parierte den Ball und zog das Momentum auf die Seite seiner Mannschaft. Ihm waren die drei Gegentore am wenigsten anzukreiden. Doch wer glaubte, nun würde ein Ruck durch die Zehlendorfer Reihen gehen, irrte gewaltig. Der Gast blieb am Drücker und gewann am Ende nicht unverdient. Dass ausgerechnet der im Programmheft noch als glücklos beschriebene Torjäger Hagel dreimal traf, passte da nur ins Bild. Team-Manager Timo Steinert wirkte auch am Tag danach noch „angefressen“ ob der leichtfertig vergebenen Chance, sich zu stabilisieren und einen weiteren Schritt in die richtige Richtung zu machen.
  • Die Zehlendorfer haben ein wichtiges Spiel verloren. Gewiss! Aber noch sind es sieben Runden. Genügend Möglichkeiten zu punkten. Eine ähnliche Konstellation erwartet sie nun am nächsten Sonntag. Wer aber angesichts des kommenden Gegners im Vorfeld wieder von drei sicheren Punkten spricht, dem ist nicht mehr zu helfen. Wie der BSV Hürtürkel seine Spiele verloren hat, sagt mehr aus, als der nackte Punktestand. Am letzten Sonntag heizte das Schlusslicht dem Spitzenreiter aus Luckenwalde gehörig ein. Der staunte nicht schlecht, als er nach acht (!) Minuten mit 0:2 ins Hintertreffen geriet. Schließlich dauerte bis weit in die zweite Hälfte, bis der Tabellenführer die Begegnung drehte. Auf ähnliche Art und Weise vergab Hürtürkel schon so manchen sicher geglaubten Erfolg. Aber „Kanonenfutter“, das waren sie in keiner einzigen Partie.

So müssen sich die Zehlendorfer auf eines einstellen: Sie werden auf einen Gegner treffen, der alles andere als die Flinte ins Korn geworfen hat. Auch dort wird natürlich noch gerechnet, denn noch weiß keiner, wie viele Teams tatsächlich in den „sauren Apfel beißen müssen.“ Nimmt man den letzten Sonntag zum Maßstab, drängt sich der Eindruck auf, dass nicht alle auf Zehlendorfer Seite folgendes verinnerlicht haben: Auf der Gegenseite stehen Teams, denen das Wasser bis zum Halse steht. Das kann lähmen oder ungeahnte Kräfte freisetzen. Personelle Veränderungen scheinen sich bei den Zehlendorfern vor dem kommenden Sonntag anzubahnen, möglicherweise kehrt Kapitän Erdal Özdal in die Startelf zurück. Ankommen aber wird es vielmehr auf die innere Einstellung. Die Bereitschaft, den Kampf anzunehmen, der mit Sicherheit auf sie wartet. Dann dürfen es auch ruhig wieder drei „dreckige“ Punkte sein.

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