F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

09.06.2015 / 1. Herren

Eine Frage der Einstellung

Letzte Partien schüren Vorfreude auf kommende Spielzeit – Robert Lorenz & Dennis Dombrowe bleiben

Langsam wird es unheimlich. Die Zehlendorfer pfeifen personell aus dem letzten Loch, doch die verbliebenen Aufrechten stemmen sich unweigerlich den Kontrahenten entgegen. Dass angesichts dessen schon mal ein Trainer ihres Gegners die gute Laune verlieren kann, passiert zuweilen, ließ  am vergangenen Sonntag aber doch einige verblüffte Zuhörer zurück.

  • An Widrigkeiten hat es in dieser Saison aus Zehlendorfer Sicht nicht gemangelt. Gemeistert haben sie sie alle. Was aber in den letzten drei Wochen über den – immer noch – Aufsteiger hereingebrochen ist, hat man selten erlebt. Einfacher wäre es, die zu nennen, die gespielt haben – für den Rest muss man sich einige Zeit nehmen.
  • So fehlte den Zehlendorfern zum Beispiel ein Ersatztorhüter. Der zweite Schlussmann, Ahmad Srais, saß mit einem Muskelfaserriss verletzt auf der Bank, der im nächsten Jahr von den A-Junioren dazu stoßende Kagitci spielte erst wenige Minuten zuvor mit seiner Mannschaft und feierte gerade wenige Meter entfernt den Klassenerhalt. Im Zweifelsfall hätte Innenverteidiger Robert Lorenz den Kasten gehütet. Zudem musste die „kleine Hertha“ neben dem gesperrten Erdal Özdal auch auf den kurzfristig erkrankten „Maxi“ Obst verzichten. Da Torjäger Marc Zellner und Su Min Kim ohnehin längerfristig ausfallen, war die Auswechselbank wieder einmal spärlich besetzt: Lukas Binting und Pelle Klötzing wirkten zu Beginn des zweiten Abschnitts beim Warmmachen schon etwas vereinsamt.
  • Das hielt die Übrigen aber in keinster Weise davon ab, dem nächsten Aufstiegsaspiranten einen ungemütlichen Nachmittag zu bereiten. Vor 14 Tagen versprach Trainer Markus Schatte schon seinem Kollegen Axel Rietentiet aus Schönberg, dass sich sein Team auch gegen die Luckenwalder „voll reinhängen wird“. Gesagt – getan. Umso mehr verwunderten die Einleitungsworte Ingo Nachtigalls bei der Pressekonferenz, der angesichts der kämpferischen Gegenwehr der Gastgeber verwundert war. Es klang beinahe wie: So etwas gehört sich nicht. Angesichts kurioser Resultate in der Vergangenheit wie Warens 0:8 in Schönberg und Neubrandenburgs 0:8 in Lichtenberg, scheint man es inzwischen für eine Art Selbstverständlichkeit zu halten, dass Teams, die sich jenseits von Gut und Böse befinden, ihre kämpferische Einstellung in der Kabine zu lassen haben. Darum scherten sich die Zehlendorfer wenig, für sie war es eine Frage der Einstellung.
  • Auch ihre Serien haben sie weiter ausgebaut: 6 Spiele ungeschlagen, von den letzten 9 Partien nur eine verloren. Vor 14 Tagen schrieben wir an gleicher Stelle, dass sie gegen Luckenwalde noch einmal die Möglichkeit besitzen, ihre im Verlauf der Spielzeit gewonnene Reife nachzuweisen. Dies ist ihnen ausgezeichnet gelungen – in Anbetracht der Umstände kann man ihnen das sogar gar nicht hoch genug anrechnen.
  • Aber als wenn es nicht schon genug Unheil gegeben hätte und sie sich eine immer noch größere Herausforderung förmlich wünschten, traf es sie auch am vorletzten Spieltag: Burak Mentes erhielt Mitte der zweiten Halbzeit eine Rote Karte für ein Foul, das aufgrund des eher taktischen Charakters auch gelb-rot hätte nach sich ziehen können. Der befürchtete Armbruch von Darius Niroumand bewahrheitete sich zum Glück nicht. Aber eine schwere Prellung mit einem heftigen Bluterguss ist nicht weniger schmerzhaft und wird mit Sicherheit ein Eingreifen am kommenden Sonntag unmöglich machen.
  • Eine erneut starke Form bewies Dennis Dombrowe. Dieses Mal ohne Unterstützung seines Kapitäns Erdal Özdal, stemmte sich Zehlendorfs Nummer Vier  mit aller Macht den Luckenwalder Angriffen entgegen und „hielt seinen Laden zusammen“. Erfreulich aus Hertha-Sicht, dass man auch zukünftig auf das Eigengewächs, das am Sonntag seine Zusage für die nächste Spielzeit gab, bauen kann.
    Robert Lorenz hatte schon in Schönberg angedeutet, dass er stabiler geworden ist. Am Sonntag traf er nun auch zum ersten Mal. Ein „fulminanter Knaller“, wie es die Fußball-Woche beschrieb, war es wirklich. Erfreulich auch hier, dass man für die Zeit nach dem Sommer eine Lösung gefunden hat. Aufgrund seiner beruflichen Entwicklung schien ein Abschied bevor zu stehen. Nun verstärkt er zunächst die Zweite Mannschaft, die sich freuen kann, einen einwandfreien Charakter dazuzugewinnen. Für Markus Schatte bleibt er weiterhin im Blickfeld, so dass der Trainer im Notfall (siehe oben) immer auf ihn zurückgreifen kann. So etwas nennt man win-win-Situation.

Dass Teammanager Timo Steinert sowie das Gespann Schatte/Riewe in ihrer Personalplanung für die kommende Spielzeit schon jetzt relativ weit sind, ist bekannt. Erfreulich, dass sie zukünftig auf ein stabiles Gerüst zurückgreifen können. So werden die Trainer einen reiferen Kader besitzen als noch vor Jahresfrist ihr Vorgänger Timo Szumnarski. Höhenflüge verbieten sich angesichts noch zu vieler Fragenzeichen von selbst, aber dass sie auf einem guten Weg sind, schürt schon jetzt die Vorfreude auf Mitte August, wenn es wieder heißt: Ha – Ho – Hei – Hertha 03.  

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