F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

10.03.2016 / 1. Herren

Dramatisches Aus im Pokal

Einzig Torhüter Hinz nervenstark / In der Meisterschaft noch alles möglich

Was für eine vergebene Möglichkeit! Am Mittwochabend unterlagen die Zehlendorfer dem Berlin-Ligisten BFC Preußen nach dramatischen 120 Minuten im anschließenden Elfmeterschießen mit 2:3. Welche Perspektive die „kleine Hertha“ in diesem Wettbewerb nun gehabt hätte, lässt sich leicht an der Zusammensetzung des Halbfinales erkennen: TuS Makkabi, SC Staaken, BFC Preußen und SV Lichtenberg 47 heißen die vier verbliebenen Teams. Da bedarf es nicht ausgeprägter Phantasie, sich auszurechnen, dass der Pokalsieg durchaus im Bereich des möglichen gelegen hätte. Die Zehlendorfer wären nach dem Ausscheiden des BFC Dynamo wohl sogar selbst in die Rolle des Topfavoriten geschlüpft.

Ärgerlich, da sich solch günstige Konstellation in den kommenden Jahren wohl so schnell nicht mehr ergeben dürfte und besonders bitter auch, da die Finalspiele erstmalig (vielleicht auch einmalig) in einer Konferenz von der ARD übertragen werden. Die Zehlendorfer hätten sich bundesweit präsentieren können. So war es nicht verwunderlich, welche Stimmung anschließend in ihrer Kabine und deren Umfeld herrschte. Nebenan dagegen tobten die Preußen und konnten ihr Glück kaum fassen.

Schon kurios: Einzig Schlussmann Nico Hinz, ohnehin bester Mann auf dem Platz, verwandelte seinen Elfmeter im Nervenduell. Besonders enttäuscht zeigte sich hinterher Team-Manager Timo Steinert, ob der Mutlosigkeit seiner Mannen beim finalen Showdown. Wohl nur mit Mühe und Not bekam Trainer Schatte fünf Mann zusammen, die den Mut hatten, zum Punkt zu gehen und Verantwortung zu übernehmen. Ein Vorwurf an die Schützen verbietet sich von selbst. Doch kamen einem angesichts des Debakels (vier Schützen scheiterten) Schattes kürzlich geäußerte Worte ins Gedächtnis: „Uns fehlen in diesem Jahr Spezialisen für Standardsituationen“. Strafstöße fallen in diese Kategorie.

Bemerkenswert auch der Spielverlauf. Eine in der Anfangsphase durchaus dominante Zehlendorfer Elf, in der besonders der schnelle Top und der quirlige Warwel herausstachen, verlor ab der 30. Minute die Kontrolle über die Partie und gewann sie in den noch folgenden 90 Minuten nicht wieder zurück. Im Gegenteil: Man schien fast an ein Zehlendorfer Fußballmärchen zu glauben, als die „kleine Hertha“ den späten Rückstand durch Akgüns Kopfball (86.) noch durch Einwechselspieler Gakpeto in der Schlussminute egalisierte. Doch die Hoffnung auf einen psychologischen Vorteil erwies sich als Trugschluss. Wenn auch die Preußen mit ihren Kräften am Ende waren und häufig von Krämpfen geplagt am Boden lagen, so erspielten sich die Zehlendorfer keine wirkliche Torchance mehr.

Wer weiß, vielleicht wäre es anders gekommen, hätte Burak Mentes wenige Minuten nach Halbzeit die Nerven bewahrt und seine Farben in Führung gebracht. Doch statt des möglichen 1:0 klatschte der Ball an den rechten Außenpfosten. Das war es dann auch schon.

Sicherlich: Die Enttäuschung saß und sitzt vermutlich noch immer tief, ob der verpassten Gelegenheit. Und für Trost, der wirklich hilft, ist es noch zu früh. Aber die Zehlendorfer haben bis hierhin eine großartige Saison absolviert. Und sie ist noch nicht zu Ende. Sie haben noch den Traum vom Meistertitel, der den Aufstieg in die Regionalliga ermöglichen würde. Ein Pokalsieg hätte dem Verein finanziell geholfen, eine überregionale Imagewerbung durch eine mögliche Teilnahme am DFB-Pokal gut zu Gesicht gestanden. Aber der Pokal, das sind immer nur einzelne Tage im Jahr. Die Meisterschaft in der Liga ist das tägliche Brot, sie geht über ein ganzes Jahr, ist ungleich höher einzuordnen und hat daher schon eine andere Bedeutung. Niroumands Wunsch nach einer Übertragung im Fernsehen würde im Aufstiegsfall ganz von selbst erfüllt, sie bliebe sogar kein Einzelfall.

Markus Schatte und sein Co. Clemens Riewe müssen nun zusehen, die Köpfe ihrer Jungs wieder freizubekommen, was keine leichte Aufgabe für sie sein dürfte. Doch so tragisch der Mittwochabend auch war, für das Titelrennen in der Oberliga hat er keine Bedeutung.

Was bleibt als Mutmacher übrig? Nun, ein nicht unwesentlicher Anteil der Fußballergilde scheint dem Aberglauben nicht abgeneigt, daher nur so viel: Vor zwei Jahren schieden die Zehlendorfer als Herbstmeister im Pokal ebenfalls im Elfmeterschießen aus – wenige Monate später feierten sie im Klubhaus den Aufstieg in die Oberliga … An den Pokal dachte bei der Sause keiner mehr. Auch jetzt haben die Jungs vom Siebenendenweg noch alles in den eigenen Füßen. 

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