F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

21.02.2022 / 1. Herren

Dombrowes Standards

Zwei Kopfballtreffer führen zum Berliner 2:0-Sieg

Der Blick auf die Ersatzbank verwunderte die wenigen Zehlendorfer Fans, war sie doch erstmals seit langer Zeit wieder gut besetzt. Mit Kapitän Lenny Stein, Maximilian Obst, Zulu Ernst und Mike Ryberg saßen dort vier Stammspieler aus der Hinserie. Doch bestätigten die aufgebotenen Akteure, dass ihnen das Trainerduo Schröder/Gerdts an diesem Nachmittag zu recht vertrauten. Nach zuletzt zwei verlorenen Partien (1:2 in Neustrelitz, 0:2 beim Rostocker FC) beendeten sie die kleine Negativserie und siegten verdient mit 2:0 gegen Hansas Reserve.

Auf dem nassen Kunstrasen hieß in der Anfangsviertelstunde allzu häufig auf beiden Seiten: „Flach in den Fuß“, starteten doch beide Teams mit Schwierigkeiten auf dem schwer zu bespielenden Geläuf. So gab Rostocks Coach Kevin Rodewald zu, dass sein Team „anfangs  Probleme mit Ball und Platz hatte. Das war für uns schon sehr ungewohnt.“ Kaum hatten sich die Akteure besser eingestellt, kam es zu ersten Möglichkeiten. Zunächst setzte Louis-Nathan Stüwe einen Kopfball nach Freistoß von Dennis Dombrowe knapp am langen Pfosten vorbei (13.), wenig später verzog Egzon Ismaili von der Strafraumgrenze (17.). So fiel der Führungstreffer für die „kleine“ Hertha folgerichtig: Eine Ecke Dombrowes köpfte Stüwe  aus Nahdistanz zum 1:0 in die untere Ecke (18.). 

Und die Zehlendorfer setzten nach: Im Anschluss an eine Rostocker Ecke konterten Deniz Citlak und Ismaili blitzschnell, doch als Stüwe seinen Abschluss schon im Hansa-Winkel sah, fischte Luis Klatte die Kugel im letzten Moment heraus (27.). Auch in der Folge war Hansas Schlussmann auf dem Posten: Vor dem Wechsel entschärfte er einen Dombrowe-Freistoß (39.), kurz nach der Pause parierte er einen Ismaili-Schuss (49.). Anschließend wurden die Gäste stärker. Einen von den Berlinern zu kurz abgewehrten Ball nahm Sascha Schünemann direkt, um Zentimeter zischte das Leder am Kasten von Paul Büchel noch vorbei (57.) doch im nächsten Angriff schien der Ausgleich fällig: Eine Eingabe von Rocco Häufglöckner verwandelte Nick Stepantsev aus kurzer Distanz zum vermeintlichen 1:1, aber Daniel Kresin entschied auf Abseits (65.).

Stattdessen führte ein weiterer Standard Dombrowes zur Entscheidung. Seinen Eckball verwandelte der gerade erst eingewechselte Lenny Stein per Kopf an den Innenpfosten zum 2:0 (71.) - ein Joker-Tor. Fast hätte es noch eine Kopie des ersten Treffers gegeben, doch Stüwes Kopfball verfehlte diesmal das Ziel (77.). Die Rostocker agierten in der Folge nicht mehr präzise genug, so dass Paul Büchel im Zehlendorfer Tor nicht mehr in Gefahr geriet.

Wie strahlende Sieger sahen die Zehlendorfer nach dem Schlusspfiff nicht aus. „Wir sind einfach nur erleichtert, mal wieder drei Punkte geholt zu haben. Dabei waren unsere Leistungen ja nicht schlecht, aber Fußball ist eben Ergebnissport“, fand Hertha-Trainer Fabian Gerdts die Erklärung für den verhaltenden Jubel. Nicht einig waren sich die Trainer in der Beurteilung der 90 Minuten. Während Gerdts davon sprach, dass „der Sieg nicht unverdient war, obwohl wir nicht gut gespielt haben“, war Rodewald anderer Meinung: „Ich glaube nicht, dass der Sieg verdient war, weil wir mehr investiert haben. Aber unsere junge Mannschaft lernt daraus, dass man solche Spiele durch Standards verliert.“ Den Berliner wird’s egal sein. „Heute war es eher umgekehrt als zuletzt: Nicht gut gespielt, aber mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung einen dreckigen Sieg geholt“, wirkte Gerdts erleichtert. Team-Manager „Zippo“ Zimmer blickte positiv voraus. „Nach so einem Sieg steigt doch wieder die Laune und es erleichtert allen Beteiligten die Arbeit in der kommenden Trainingswoche.“

Vielleicht gelingt es den Zehlendorfern nun, Kontinuität in ihre Leistungen zu bekommen. Trotz zahlreicher Patzer der Konkurrenz an diesem Wochenende verbietet sich (eigentlich) ein genauerer Blick auf die Tabelle. Während man den Trainern diese Floskel („Wir schauen nur auf uns selbst“) durchaus abnimmt, konnte beim anschließenden Mannschaftsessen doch der eine oder andere Spieler beim Rechnen und Spekulieren beobachtet werden. So ganz hat die „kleine“ Hertha die Saison wohl doch noch nicht abgeschrieben. Präsident Niroumand, stetiger Pendler zwischen Niedergeschlagenheit und Euphorie, verfolgte jedenfalls während der 90 Minuten auf seinem Handy erfreut jeden Schritt der Spitzenteams. Doch zunächst geht es nach Stendal - zu einem Team, dass „unter dem Strich“ steht und alle Hebel in Bewegung setzen wird, um wichtige Zähler im Abstiegskampf zu ergattern. Die Fahrten nach Schwerin und Brandenburg sollten den Männern vom Siebenendenweg Warnung genug sein.

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