F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

10.10.2021 / 1. Herren

Der Spielbericht zum Pokalspiel in Staaken

SC Staaken – FC Hertha 03 Zehlendorf 1:3 (1:1

Mike Ryberg ist ein gar sparsamer Torschütze. Wenn es bei ihm aber mal wieder soweit ist, gehören seine Treffer fast ausnahmslos der Kategorie „Sehenswert“ an. Heute war der „Kunstschütze“ gleichzeitig auch Wegbereiter ins Pokal-Achtelfinale, öffnete sein direkt verwandelter Eckball zum 2:1 (54.) doch seinen Zehlendorfern die Pforte zum späteren 3:1-Erfolg beim Liga-Konkurrenten SC Staaken.

Gefühlt liegt der letzte Sieg der „kleinen“ Hertha schon eine halbe Ewigkeit zurück. Ausgefallene Punktspiele in Seelow und daheim gegen den SC Staaken, dazwischen eine 0:3-Heimniederlage gegen den Torgelower FC Greif. Da verwundert es nicht, dass die Zehlendorfer „nach drei Wochen Pause nicht so recht wussten, wo es hingeht. Gerade auch körperlich“, schilderte Team-Manager „Zippo“ Zimmer die Unsicherheit, die bei Team und Stab im Vorfeld herrschte. Abwehrspieler Lenny Stein pflichtete ihm bei: „Ja, es war schon eine komische Phase und die extrem kurzfristigen Absagen haben uns auch gehörig genervt. Aber wir haben heute gezeigt, dass wir damit gut umgehen können.“ Das konnten die Zehlendorfer in der Tat, vom Beginn an weg. In ihren Reihen stand erstmals seit seinem Platzverweis in Stahnsdorf wieder Arthur Langhammer. „Ich habe mich erstmal gefreut, wieder spielen zu dürfen. Die letzten Ergebnisse waren ja nicht so gut, da läuft es dann auch ein wenig schlechter in der Kabine“, gab der Mittelfeldspieler einen kleinen Einblick in die Stimmungslage seines Teams.

Doch von fehlender Selbstsicherheit war nichts zu spüren. „Wir haben zu Beginn richtig gut gespielt, das hatten wir so nicht erwartet“, zeigte sich Langhammer etwas überrascht über die Anfangsphase. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Ein Flügelwechsel von Ryberg auf die rechte Seite öffnete den Raum für Igli Cami, dessen präzise Flanke Jungspund Zulu Ernst (beinahe in Gemeinschaftsproduktion mit Romario Hartwig) per Kopf zum 1:0 verwandelte (10.). „Das Tor war so einstudiert, das ist natürlich perfekt, dass es dann auch so klappt“, sagte Langhammer zur verdienten Führung.

Dann setzte sich das fort, was es am Zehlendorfer Spiel zuletzt schon zu bemängeln gab: mangelnde Chancenverwertung. „Eigentlich hätten wir das Spiel mit dem 2:0 schon beruhigen können“, trauerte Zimmer der vergebenen Groß-Chance durch Hartwig nach. Von Langhammer gedankenschnell auf die Reise geschickt, scheiterte Hartwig am Staakener Schlussmann Hesse (29.). Man hätte es dem fleißigen Hartwig gegönnt. „Auch Trainer Fabian Gerdts sah es so: „Gerade in der ersten Halbzeit müssen wir das 2:0 zu machen.“ Und wie es so häufig geschieht: Der Gegner, soeben nicht vorentscheidend in die Knie gezwungen, rappelte sich auf und kam zum Ausgleich. Den ersten Versuch von Ahmad Selman konnte Zehlendorfs Torhüter Paul Büchel noch reaktionsschnell abwehren, gegen den Nachschuss von Epale Otto aus fünf Metern war er aber machtlos (36.). Und obwohl Langhammer mit seiner Einschätzung („Gegen Ende der ersten Halbzeit kamen wir etwas aus dem Rhythmus“) recht hatte, hätte schon im Gegenzug die „kleine“ Hertha die aufkommenden Gastgeber schocken können. „Ich habe meinen Kopfball eigentlich schon drin gesehen, aber dann konnte noch ein Staakener auf der Linie klären“, schilderte Stein die Szene, die sich nach einem Freistoß Rybergs vor dem Staakener Gehäuse abspielte.

Nach dem Wechsel kam es zu Rybergs großem Auftritt. Sein von rechts mit voller Schärfe herein geschlagener Eckball flog über Hesse hinweg und schlug im Winkel zum 2:1 ein, ohne das jemand zuvor am Ball gewesen war (54.). Den erneuten Ausgleich verhinderte Büchel nach einem Staakener Eckball: „Der Ball springt zuerst gegen meine Hand und dann gegen die Latte. Vielleicht auch umgekehrt, es ging so extrem schnell. Hauptsache aber, dass er nicht drin war.“ Das sahen seine Teamkollegen und die Zehlendorfer unter den 176 Zuschauern genauso (61.). Fünf Minuten später fiel die Vorentscheidung. Eben noch ging Igli Camis Schlenzer von der Strafraumgrenze über den Staakener Kasten hinweg (65.), keine 60 Sekunden später war er der (perfekte) Vorbereiter für Ernsts zweiten Treffer: 3:1 (66.). Danach war der Drops gelutscht.

Für Trainer Gerdts hatten „beide Mannschaften auf einem typischen Pokal-Kunstrasen-Spiel ihre Szenen in der Offensive. Insgesamt waren wir über die 90 Minuten die einen Tick effektivere Mannschaft.“ Team-Manager Zimmer war froh, dass sein Team die speziellen Eigenheiten des Platzes gut angenommen hat: „Auf dem engen Platz mit den Zuschauern kommt ja immer ein bisschen Hektik auf. Das haben wir auch im Vorfeld besprochen, dass wir uns da nicht von anstecken lassen. Und uns ist es im Enddefekt über große Phasen auch gelungen.“ „Heute war klar, dass Zweikämpfe und Intensität entscheiden würden und da waren wir heute top“, sah Abwehrbollwerk Stein sein Team verbessert.

Im Achtelfinale hoffen die Zehlendorfer, je nach Typus, entweder auf einen attraktiven Gegner oder auf eine machbare Aufgabe, „um vielleicht auch mal ein Halbfinale zu erreichen.“ Paul Büchel scheint es fast egal, was auf ihn und sein Team zukommt - bis auf eine Ausnahme: „Schön wäre es, wenn wir irgendwo auf einem Naturrasen spielen könnten.“ „Zippo“ Zimmer dachte unmittelbar nach Spielschluss schon wieder voraus: „Jetzt müssen wir mal sehen, was uns das für einen Schwung bringt für die nächsten Spiele.“ Den Rückenwind für die kommende Aufgabe beim FC Mecklenburg Schwerin können die Mannen von Robert Schröder und Gerdts gut gebrauchen. Gefühlt haben sie (auch durch Spielausfälle) den Anschluss nach ganz oben etwas verloren. Doch die Tabelle hinkt. Dort ein Erfolg, und die Sache sieht schon wieder anders aus. Vielleicht kommt es der Mannschaft auch entgegen, in die Rolle des Verfolgers geschlüpft zu sein. Der kommende Sonnabend wird ersten Aufschluss darüber geben. Heute zeigte sie sich wieder von ihrer guten Seite.

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