F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

10.04.2016 / 1. Herren

Den Sieg verwaltet

Gakpeto & Top treffen erneut / Union Fürstenwalde stolpert in Malchow

Verwaltungsmodus“ war der am häufigsten verwendete Begriff am vergangenen Samstag unmittelbar vor den Toren Berlins. Die Zehlendorfer hatten ihre Auswärtsaufgabe beim SV Germania 90 Schöneiche mit 2:0 gelöst, dabei aber im zweiten Abschnitt nur noch das Nötigste getan, um die Punkte mit nach Hause zu nehmen. Dennoch, und da stimmten alle überein, war der Erfolg aufgrund der Leistung im ersten Abschnitt verdient.

Der starke Beginn und die Erfolgserlebnisse der letzten Wochen führten beim Gastgeber zu einem Umstand, den Schöneiches Trainer Sebastian König später in der Pressekonferenz wie folgt beschrieb: „Dies führte bei uns zu einer gewissen Euphorie.“ Die Schöneicher spielten mutig nach vorn, öffneten dadurch ein wenig und wurden durch die schnellen und abgezockten Zehlendorfer bestraft. Nach den Treffern von Gakpeto (11.) und Top (24.) war die Vorentscheidung recht früh gefallen. Das Einzige, was man dem Spitzenreiter vorwerfen konnte war, dass er es anschließend versäumte, das 3:0 nachzulegen.

Es ist schon erstaunlich, in welcher Konstanz die Torjäger der „kleinen Hertha“ seit Wochen treffen. Warwel (13), Top (12) und Gakpeto (11) erzielten zusammen bereits 36 Treffer. Mehr als acht Teams der Oberliga insgesamt zustande brachten. Was es für die Konkurrenz so schwer macht: Sie treffen alle drei konstant, es gibt keinen, der einen speziellen Lauf hat, so dass sich der Gegner auf jeden konzentrieren muss.

Dass ein Favorit bei einer 2:0-Führung im zweiten Abschnitt einen Gang herausnimmt ist nichts außergewöhnliches. Meist erschwert er sich jedoch dadurch eher die Arbeit, als dass Kraft gespart werden kann. So war es auch am Samstag. „Wir mussten die ganze Zeit defensiv hart arbeiten. Das müssen wir nächste Woche unbedingt besser machen“, blickte Kapitän Erdal Özdal bereits voraus. Nun, zu einem Verwaltungsmodus wird es beim Spitzentreffen gegen Hansa Rostock II eher nicht kommen.

Die Spielweise in der zweiten Halbzeit führte in Schöneiche dazu, dass zwangsläufig andere Akteure in den Mittelpunkt rückten. In erster Linie die kopfballstarken Robert Schröder und Özdal, aber auch Dennis Dombrowe und Fabien Thokomeni-Siewe. Sie hatten Schwerstarbeit zu verrichten. Kam doch mal „etwas“ durch, war auf Schlussmann Nico Hinz Verlass, der speziell in der 74. Minute bei einem Flachschuss Reicherts großartig reagierte. Hier ein Anschlusstreffer...

Zugute halten musste man den Zehlendorfern, dass auf dem unebenen Geläuf, ähnlich dem in Neubrandenburg, der gewohnte Kombinationsfußball nur schwer möglich war. Dass aber dennoch ansehnlich gespielt werden kann, bewiesen sie in der ersten Hälfte, in der „Maxi“ Obst („Bis zur Pause hatten wir alles im Griff“) mit vielen guten langen Bällen herausstach.

Das Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem FSV Union Fürstenwalde geht weiter, doch hat sich für die Zehlendofer die Ausgangslage seit Sonntag verbessert. Die Fürstenwalder stolperten überraschend mit 1:2 beim Malchower SV und liegen nun, einen Sieg von ihnen beim Nachholspiel am Mittwoch in Frankfurt vorausgesetzt, zwei Zähler hinter dem FC Hertha 03. Da beide Vereine ihre Bewerbungsunterlagen für die Regionalliga fristgemäß eingereicht haben, lohnt ein kurzer Vergleich zum jetzigen Zeitpunkt:

Was für die Fürstenwalder spricht: Sie haben mit dem FC Hansa Rostock II und Tennis-Borussia die ärgsten Brocken bereits beiseite geräumt. Außerdem genießen sie in einer vielleicht über die Meisterschaft entscheidenden Partie gegen die Zehlendorfer Heimrecht. Das kann bei einer zu erwartenden Zuschauerkulisse im vierstelligen Bereich motivieren und unter Umständen auch den Unparteiischen beeinflussen.

Was für die Zehlendorfer spricht: Sie haben nicht den Druck, der auf dem FSV Union Fürstenwalde lastet und bei dem seit Saisonbeginn (mit zweimaligen Training am Tag) alles auf den Aufstieg ausgerichtet ist. Auch sind sich die Zehlendorfer inzwischen ihrer eigenen Stärken bewusst, ohne vom Boden abzuheben. Schließlich gab es im bisherigen Saisonverlauf (Ausnahme: Hansa Rostock II) kein Team, dass ihnen überlegen war – trotz zweier Niederlagen gegen Victoria Seelow. Eine Auswärtsbegegnung in Fürstenwalde muss nicht unbedingt ein Nachteil sein: Je nach Spielverlauf kann die Erwartungshaltung des Publikums für die Gastgeber auch zum Hemmschuh werden. Auch scheinen die Fürstenwalder derzeit auf fremden Plätzen nicht die Stabilität aufs Feld zu bringen wie auf heimischen Geläuf.

Die „kleine Hertha“ hat nach 22 Runden die Tabellenspitze verteidigt. Sie wird mit voraussichtlich zwei Punkten Vorsprung in die nächste Partie gehen. Was die Mannschaft als Titelaspirant wirklich wert ist, werden die nächsten drei Wochen (Heimspiele gegen FC Hansa Rostock II und Tennis-Borussia, auswärts beim FC Strausberg) zeigen. Sie kann in dieser Zeit den Grundstein für einen erfolgreichen Endspurt legen. Aber schon den Erfolg, den sie bis jetzt errang, hat kein Mensch vorausgesagt.

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