F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

04.06.2022 / 1. Herren

Chancenwucher beim 2:0-Erfolg gegen Brandenburg 

„Kleine“ Hertha verteidigt Tabellenspitze – Nächste Woche Vorentscheidung in Greifswald?

FC Hertha 03 Zehlendorf – Brandenburger SC Süd 05 2:0 (1:0)

FC Hertha 03: Büchel; Ott, Stein, Stüwe; Cami, Rupp (87. Heimur), Hortum (76. Grabow), Hopprich (71. Langhammer), Ryberg; Ernst (87. Z. Hirik), Ismaili (76. Citlak)

Die Tore: 1:0 Hortum (16.) , 2:0 Ernst (46.)

Zuschauer: 328

Gelbe Karten: Ernst 

Wer hätte mitten im Februar noch daran geglaubt, dass die „kleine“ Hertha auch 14 Tage vor Saisonende noch mitten im Aufstiegsrennen steckt – und es tatsächlich weiterhin aus eigener Kraft schaffen kann!? Wohl niemand. Elf Punkte betrug der Rückstand auf Tabellenführer Rostocker FC. Nach dem heutigen 2:0-Erfolg gegen den Brandenburger SC Süd 05 sind die Berliner weiterhin Tabellenführer, haben seit 15 Spielen nicht mehr verloren (13 Siege) und stehen am kommenden Sonntag vor der richtungsweisenden Partie beim Verfolger aus Greifswald, der aber nach der Quotienten-Regel noch die Nase vorn hat.

Die Problematik der von einer Sperre bedrohten Akteure Lenny Stein, Dennis Dombrowe, Louis-Nathan Stüwe und Arthur Langhammer löste das Trainergespann Robert Schröder/Fabian Gerdts („Wir haben das nicht groß thematisiert“) wie folgt: Dombrowe wurde geschont, Langhammer saß auf der Bank, Stein und Stüwe spielten – 90 Minuten. Allen Spielern drohte die fünfte gelbe Karte, was einen Ausfall in Greifswald zur Folge gehabt hätte.

Um erst gar keinen Schlendrian gegen den Außenseiter aus Brandenburg aufkommen zu lassen, setzte die „kleine“ Hertha ihren Kontrahenten sofort unter Druck. Ein weiter Abschlag von Schlussmann Paul Büchel fand Zulu Ernst, der aber an Torwart Stawecki scheiterte. Den Abpraller nahm Egzon Ismaili mit der Brust an, sein anschließender Volley-Versuch wurde erneut geklärt, bis Ernst schließlich das Leder im Nachsetzen per Kopf über den Kasten beförderte – zwei Gelegenheiten, die man der Kategorie 100%er zuordnen muss (3.).

Die Zehlendorfer blieben drückend überlegen. Wie am Schnürchen lief der Ball durch ihre Reihen. Nach einer Flanke von Igli Cami übersprang Mike Ryberg seinen Gegenspieler, köpfte aber an den Pfosten (11.). Ausgerechnet eine Leichtsinnigkeit der Gäste ermöglichte den Berlinern die längst überfällige Führung. Brandenburgs Pitesa vertändelte leichtfertig am eigenen Strafraum, Melih Hortum luchste ihm den Ball ab und vollendete zentral hoch unter die Latte zum 1:0 (16.). „Da haben wir gut den Gegner unter Druck gesetzt, sodass ich direkt abschließen konnte. Für uns war das der Dosenöffner“, freute sich der Torschütze später.

Ein erstes Achtungszeichen der Gäste gab es in der 27. Minute, als eine von Njie gedachte Flanke immer länger wurde und Büchel sein ganzes Können aufbieten musste, um die Kugel über die Latte zu lenken. Nach 30 Minuten befreite sich Brandenburg, der Druck der Zehlendorfer ließ nach. Erst kurz vor der Pause war es nochmal der auffällige Hortum, der mit einem Schlenzer Pech hatte. Sein Versuch strich knapp drüber (42.).

Einen Auftakt nach Maß erwischten die Zehlendorfer in der zweiten Hälfte. Ryberg schickte Hortum, der Ernst bediente, der wiederum im Stile eines echten Torjägers den Ball unter dem Torwart zum 2:0 einschob (46.). Und die Berliner setzten nach. Hortums Schuss fischte Stawecki aus dem linken Eck (51.), Carl Hopprich („Ich fühle mich endlich mal wieder richtig fit“) spielte sich geschickt durch, legte auf Ernst ab, der aber freistehend das sichere 3:0 verpasste (53.). Nach einer Ecke von Jason Rupp schraubte sich Bruno Ott in die Höhe, doch sein schulbuchmäßiger Kopfball klatschte an den linken Pfosten, von dort flog die Kugel Schlussmann Stawecki direkt in die Arme (56.). Und so ging es weiter – mit der größten Chance: Ismaili setzte sich im Laufduell gegen Mustapha durch, spielte noch Stawecki aus, doch anschließend wuchtete er die Kugel über den Kasten (60.).

.Als der Chancenwucher überhand nahm, war plötzlich Zehlendorfs Schlussmann Büchel gefragt. Zuerst eilte er gegen den frei durchbrechenden Naka rechtzeitig aus seinem Tor, Nijes Fernschuss aus 30 Metern konnte er zur Ecke klären (80.). Zwischendurch hatte sich noch Tim Grabow links durchgetankt, doch seinen strammen Schuss konnte Stawecki übers Tor lenken (77.). Am Ende brachten die Zehlendorfer das 2:0 sicher ins Ziel.

Die Erfolgsserie scheint auch den Zuschauer nicht verborgen geblieben zu sein: 328 Zuschauer wurden lange nicht mehr am Siebenendenweg gesehen. Nicht auszudenken, würde die „kleine“ Hertha auch in Greifswald erfolgreich bleiben. „Wir sind absolut fokussiert auf die letzten beiden Spiele“, gab Hopprich einen Ausblick auf die Partien in Greifswald und gegen die TSG Neustrelitz (am letzten Spieltag). Trainer Schröder beschäftigte sich mit den kommenden Kontrahenten noch nicht. Er war erst einmal zufrieden: „Die ersten 70 Minuten waren überragend, wie wir da den Ball haben laufen lassen und auch immer wieder in den gegnerischen Strafraum gekommen sind.“ Aber natürlich sah er auch Verbesserungspotenzial: „Unsere Chancenverwertung ist noch ausbaufähig. Die Mannschaft hat sich die zwei Highlight-Spiele zum Saisonende verdient.“

Die Situation ist nach wie vor unverändert. Nach Greifswalds (erwartbaren) 5:1-Erfolg in Seelow liegen die Zehlendorfer weiter einen Zähler vor dem Konkurrenten, der ein Spiel weniger ausgetragen hat (was bis zum Saisonende so bleiben wird) und daher über den besseren Quotienten verfügt. So ergeben sich für das nächste Wochenende drei Varianten: 1. Gewinnen die Greifswalder, ist ihnen der Aufstieg nicht mehr zu nehmen, 2. endet die Partie unentschieden, müssen die Zehlendorfer gegen Neustrelitz gewinnen und gleichzeitig auf einen Patzer ihres Konkurrenten beim abschließenden Spiel in Staaken hoffen – wobei schon ein Remis reichen würde, 3. gewinnen die Berliner aber am nächsten Sonntag, hätten sie bei einem anschließenden Erfolg gegen Neustrelitz das große Ziel erreicht. Bisher aber sind sie ganz gut damit gefahren, nicht zu weit im Voraus zu denken. 

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