F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

02.08.2022 / 1. Herren

„Bin gespannt, wie wir uns behaupten“

Interview mit "Zippo" Teil 1/2

Team-Manager „Zippo“ Stüwe-Zimmer über eine kurze Vorbereitung, seine Erfahrungen im ersten Jahr als Team-Manager und seine Vorfreude auf die neue Saison

Als Vizemeister der letzten Saison könnte man als Außenstehender vermuten, dass sich die Zehlendorfer nun endgültig den Aufstieg in die Regionalliga als Ziel gesetzt haben. Aber nach dem Verlust der drei Leistungsträger Ryberg, Hortum und Ismaili ist auch viel Erfahrung und Qualität verloren gegangen. So kann man vielleicht eher von einem kleinen Umbruch oder einer Verjüngungskur sprechen. Wie siehst Du es?

Michael „Zippo“ Stüwe-Zimmer: „Ich tue mich etwas schwer mit den Saisonzielen, in denen das „M“-Wort oder Aufstieg fällt. Als Fußballer willst Du doch sowieso jedes Spiel gewinnen, also ergibt sich das Saisonziel von alleine. Da stellt sich mir die Frage, warum muss ich das aussprechen. Ich mache es auch nicht von einem Pokalsieg oder dem Meistertitel abhängig, ob eine Saison gut war oder nicht, sondern genauso wie im letzten Jahr: Da begann die Mannschaft zu trainieren und dann hat sie es geschafft, in den letzten Spielen der Rückrunde so zu spielen, dass die Zuschauer gerne gekommen sind – natürlich auch, weil die Ergebnisse gestimmt haben und wir bis zum Schluss oben dabei waren. So wünsche ich mir das für diese Saison auch. Wir wollen uns stetig verbessern, um dann zu schauen, wie weit spült es uns nach oben. Ich würde aber gern den Druck rausnehmen und das Ziel eher so formulieren, dass wir so lange wie möglich oben dran bleiben wollen. Zu den Abgängen noch: Ich glaube schon, dass sie schwer wiegen. Aber ich finde, die Mannschaft ist nun einen Tick ausgeglichener. Vielleicht fehlt uns vorn etwas der Konkurrenzkampf, aber ansonsten haben wir wieder eine gute Basis. Ich denke, dass die Trainer da etwas rauskitzeln können, um wieder ähnlich zu spielen, wie wir es alle im letzten Jahr so gemocht haben. “

Trainer Robert Schröder hat schon gegen Ende der letzten Saison angedeutet, als sich abzeichnete, wer den Verein verlassen würde, dass er bei den Neuzugängen lieber auf junge Spieler setzt, die hungrig sind und die man noch „formen“ kann, als jemanden zu verpflichten, der anderswo Leistungsträger ist, aber mit 32, 33 Jahren vielleicht nicht mehr den letzten Willen aufbringt und sich auch nicht mehr auf einen bestimmten Spielstil umstellen kann oder will. Nun kommen mit 8 A-Junioren (von denen allerdings drei langfristig verletzt sind) zwar frisch gekürte Bundesliga-Aufsteiger und viel jugendliche Unbekümmertheit, gleichzeitig fehlt aber wichtige Erfahrung. Was erwartest Du speziell von den Jungen?

Stüwe-Zimmer: „Ich hoffe, dass sie ihre Unbekümmertheit lange behalten. Sie sollen schrittweise dazulernen, denn es ist schon eine Umstellung von den Junioren- in den Männerbereich. Auch wenn sie in die Bundesliga aufgestiegen sind, Oberliga-Niveau ist nochmal was anderes. Ich bin mir aber sicher, dass zwei oder drei von ihnen gute Chancen haben werden, sofort zu spielen und uns weiterzuhelfen. Bei Lennard Quanz, Niklas Biolik und Anton Siren ist es wirklich schwierig, überhaupt Land zu sehen. Bei Niklas ist es bereits der zweite Kreuzbandriss, Anton war ja schon im letzten Jahr fast komplett verletzt, bei Lenny muss man einfach schauen, wie es sich entwickelt. Da ist bei allen eine Prognose oder ein Zeitplan riskant zu nennen, ob sie bei uns in dieser Saison überhaupt zum Zuge kommen können. Wir drücken ihnen allen die Daumen, dass sie so schnell wie möglich gesund werden.“

Die drei Verletzungen haben sicherlich eure Kaderplanung durcheinander geworfen. Wie gestaltete sich die Zusammenstellung des Teams? Ihr musstet ja dadurch sehr kurzfristig nochmal tätig werden. Konntet ihr umsetzen, was ihr euch vorgenommen habt?

Stüwe-Zimmer: „Das war dieses Jahr echt schwierig. Priorität hatte natürlich die Position von Mike Ryberg auf der linken Seite. Wir waren uns einig, dass man Mike nicht 1:1 ersetzen kann. Das war eben Mike Ryberg, und den bekommt man so schnell nicht wieder. Ansonsten war es relativ schwierig, Spieler zu bekommen, von denen man sagen würde: 'Den wollen wir unbedingt haben.' Mit 'Schrödi' zusammen habe ich rund 50 Gespräche geführt, wobei sich auch viele selbst beworben haben, sogar aus Österreich, Spanien und anderen Landesverbänden. Die dachten, wir würden auf Profibasis arbeiten. Da mussten wir dann relativieren, so dass die Gespräche oft sehr schnell beendet waren. Ich muss auch ehrlich zugeben, dass mich überrascht hat, wie hoch das Gehaltsniveau ist. Wir zahlen zwar auch gutes Geld, sind aber in einem Bereich, den man verantworten kann. Bei uns werden eben die Gehälter aus den Mitgliedsbeiträgen bezahlt und da haben wir einfach ein Limit. Es gab keinen Spieler, den wir gern geholt hätten, der aber nicht gekommen ist, wo es an anderen Dingen gescheitert ist. Es ging immer ums Geld. Aber mit denen, die wir bekommen haben, bin ich wirklich sehr zufrieden. Man könnte ja annehmen, weil sie alle sehr kurzfristig verpflichtet wurden, dass sie Notlösungen seien. Weit gefehlt. Einige haben schon Erfahrung in der Regionalliga gesammelt, bei anderen, wie zum Beispiel Mohamed Sow Sow vom SCC, wundere ich mich, wie den noch keiner entdecken konnte. Ich glaube, dass sie alle sportlich und charakterlich gut ins Team passen und uns bereichern werden.“

Wäre es daher nicht sinnvoll, einen Scout zu engagieren, der Akteure aus anderen Vereinen vorab beobachtet, um dann dem Trainerteam, das natürlich sportlich immer die letzte Entscheidung hat (abgesehen vom finanziellen Rahmen), aus einem Kreis von mehreren Spielern einige Vorschläge unterbreitet? Die Trainer müssten nicht selbst zeitaufwändig zu viele Spiele besuchen, sondern könnten sich die vorgeschlagenen Akteure dann später selbst gezielt anschauen.

Stüwe-Zimmer: „Ich glaube, dass das sinnvoll wäre, gerade weil du den Zeitaufwand ansprichst. Die Trainer können sich mal ein Spiel anschauen, um den nächsten Gegner zu beobachten, aber man kann ihnen nicht zumuten, noch über die Dörfer zu fahren, um Spieler zu sichten. Man müsste überlegen, ob man da jemanden einstellt, der ein wenig rumhorcht, sich Tabellen und Statistiken anschaut, ob irgendwo Spieler sind, die gute Quoten haben, vielleicht sogar noch über ein entsprechendes Netzwerk verfügt und Spieler selbst unter die Lupe nimmt. Das ist schon ein sehr umfangreicher Bereich, wo man wirklich nachdenken sollte, diesen Posten zu schaffen. Zum Beispiel bei unserem Neuzugang Sow Sow frage ich mich schon, ob den kein anderer gesehen hat. Der hat alle Voraussetzungen, um in der Oberliga zu spielen.“

.... Teil 2 morgen!

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