F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

20.09.2015 / 1. Herren

Berliner Tore zum richtigen Zeitpunkt

Warwels erster Kopfballtreffer / Starke Achse Thokomeni/Mentes

Sowohl Frankfurts Trainer Michael Pohl als auch Markus Schatte waren sich hinterher einig, einen verdienten Sieger gesehen zu haben. Das war treffend und auch schon bei den Erfolgen gegen Lichtenberg und Hertha 06 nicht anders. Was es so bemerkenswert macht: In keiner der besagten Partien überzeugten die Zehlendorfer über 90 Minuten. Setzt sich diese Tendenz noch eine Weile fort, kann man zu dem Schluss kommen: So machen es gute Mannschaften, auch mal in diesen Spielen die Tore zur nötigen Zeit zu machen.

Ob man nach drei Heimspielen bereits von einer Heimstärke sprechen kann, sei einmal dahingestellt. Daher lohnt vielleicht eher ein kleiner Blick zurück: Vor einem Jahr stand für die Zehlendorfer folgende Punktzahl nach drei Begegnungen im Ernst-Reuer-Stadion zu Buche: 0. Rathenow, Brandenburg Süd und Hansa Rostock II hatten sich die volle Punkausbeute mit auf die Heimreise genommen. Der Start in heimischen Gefilden ist auf jeden Fall gelungen.

Fabien Thokomeni-Siewe, letzter Neuzugang kurz vor Toreschluss, wird immer mehr zur wertvollen Verstärkung. Ohne die Zehendorfer Personalmisere kurz vor dem Saisonstart, hätte sein Weg wohl kaum an den Siebenendenweg geführt. Nun profitieren beide Seiten davon. Mit Schnelligkeit und Ballsicherheit ausgestattet, konnte er am Freitagabend auch erneut seine Offensivqualitäten bestätigen. Nicht durch Zufall entstanden die ersten beiden Treffer Warwels über die Seite von Thokomeni-Siewe. Gemeinsam mit Burak Mentes bildet er auf der rechten Flanke ein starkes Gespann, dass inzwischen höheren Ansprüchen genügt.

Im Vorfeld der Begegnung stellten wir fest: Trotz der inzwischen zahlreichen Alternativen auf der Bank, verzichten die Verantwortlichen nur allzu ungern auf ihren Stürmer Niclas Warwel. Warum, bekam man am Freitagabend zu sehen. Erstaunlich: Nach Warwels Ausscheiden vor Wochenfrist aufgrund einer Kopfverletzung, erzielte er seinen ersten Treffer ausgerechnet per Kopf. „Mein erstes Tor auf diese Weise, seit ich in Zehlendorf bin“, wie ihm hinterher auffiel. Die Tore zwei und drei machte er für die Berliner genau zum richtigen Zeitpunkt – Nummer Zwei kurz nach dem Wechsel, Nummer Drei erlöste die „kleine Hertha“, als die Frankfurter den Druck erhöhten.

Das Fehlen ihres Kapitäns Erdal Özdal war später kein großes Gesprächsthema. Das ist nicht negativ gemeint, schon als Persönlichkeit ist Özdal nur schwer zu ersetzen. Aber seine Kollegen verrichteten ihre Abwehraufgaben derart solide, dass man ihn nur selten vermisste. Neben Robert Schröder machte insbesondere die schnörkellose Art Dennis Dombowes Eindruck. Im Vorjahr noch in vielen Spielen dazu neigend, auch knifflige Szenen auf „Teufel komm raus“ spielerisch lösen zu wollen, fand er am Freitag die richtige Mischung zwischen geordnetem Spielaufbau und kompromisslosem „Dazwischenhauen“. Was nicht übersehen werden darf: Seit in dieser Spielzeit Schröder und Özdal die Innenverteidigung bilden, muss Dombrowe auf die ungewohnte Außenverteidigerposition rücken. Nun kehrte er für eine Partie wieder zurück, diese Umstellungen hat er gut hinbekommen.

Seit den Abgängen Melih Hortums und Arber Shuletas haben die Zehlendorfer individuelle Qualität im Mittelfeld verloren. Gerade die Position des Spielgestalters, der in Phasen, in denen es nicht läuft, das Geschehen an sich reisst und den Rhythmus bestimmt, ist noch eine Baustelle. Über Team-Work im Felde soll dies ausgeglichen werden, wie Team-Manager Timo Steinert vor der Saison versicherte. Doch „Maxi“ Obst hat in den letzten Begegnungen angedeutet, dass er durchaus bereit ist, die Rolle des Ankurblers zu übernehmen.

Was auch am Freitag wieder deutlich wurde: Die Zehlendorfer brauchen eine hohe Anzahl an Möglichkeiten, um zum Torerfolg zu kommen. Was Warwel (trotz der drei Treffer) Top und Gakpeto noch an „Hundertprozentigen“ vergaben, ließ die Bank schon unruhig werden. Meistern die „Spitzen“ aber ihre zum Teil psychologischen (Hemmungs-)Probleme, oder findet man andere Rezete, die Vielzahl an Chancen in Treffer umzumünzen, dann kann die „kleine Hertha“ vielleicht mehr erreichen, als Viele sich zurzeit vorstellen können...

Unsere Partner