Hiobsbotschaften aus dem Krankenlager / Lukas Binting verlängert
In beeindruckender Manier beendeten die Zehlendorfer ihre erste Oberliga-Spielzeit nach 14 Jahren Abstinenz. Zugleich bestätigten sie ihre famose Form der letzten Monate, so dass man das Saisonende fast ein wenig bedauern mag, wären da nicht die seit Wochen akuten Personalprobleme. Wer aber den letzten Auftritt in dieser Spielzeit verpasste, dem entging eine abschließende Präsentation der starken Entwicklung, die das Team in der Rückrunde vollzogen hat.
Die "kleine Hertha" schloss die Saison auswärts so ab, wie sie sie im August begonnen hatte: Mit einem 5:1-Auswärtserfolg. Kam der Kantersieg am zweiten Spieltag in Malchow einer kleinen Sensation gleich, war dieser Abschluss nur die Bestätigung einer Entwicklung, die in den letzten Wochen rasant an Fahrt aufgenommen hatte. Wie die Zehlendorfer über ihre schnellen Hortum, Warwel, Ismaili, Top und Cakmakci das Mittelfeld überbrückten und sich Torchancen erspielten und nicht erarbeiteten, war schon eine Augenweide.
Mag man dem sympathischen Melih Hortum auch für die Zukunft alles Gute wünschen, denn er wird kaum zu halten sein, so verdeutlichte der Auftritt, welchen Verlust die Zehlendorfer Kreativabteilung dadurch erleiden wird. Hortum war weder mit fairen noch mit unsauberen Mitteln zu stoppen. Und sollte er dennoch einmal keinem der zahlreichen Beine, die versuchten ihn aufzuhalten, ausweichen können, hob er einfach gefühlvoll den fälligen Freistoß bildschön ins Fürstenwalde Gehäuse. Mit einem Hortum in dieser Verfassung, die Zehlendorfer Träume von der Regionalliga müssten keine bleiben. Aber wie gesagt: Er scheint bereit für höhere Weihen.
Doch es bleibt genug Qualität. Cüneyt Top, dem nur noch der Killer-Instinkt fehlt, Niclas Warwel und Egzon Ismaili zeigten ihren Gegenspielern häufig die Hacken. Einer, der sonst nicht dieser Garde - sprich Position - angehört ist Emre Cakmakci. Am vergangenen Sonntag durfte er nun weiter vorgezogen zeigen, welche Offensivqualitäten er besitzt: Zwei Treffer! Von seiner Statur ein anderer Typ als die "Wusler", war er mit seiner Wucht und Dynamik ein belebendes Element.
Emre Cakmakci gehört noch zu der kleinen Fraktion, die für die kommende Saison noch nicht zugesagt haben - ebenso wie Egzon Ismaili. Beide können wichtige Bausteine auf dem Zehlendorfer Weg werden, wenn sie Geduld beweisen. Sie funktionieren wunderbar in diesem Team, das muss woanders nicht genauso sein. Außerdem scheint sich in Zehlendorf eine Entwicklung anzubahnen, die eine Flucht in die Fremde mittelfristig vielleicht überflüssig macht. Von der Liste der Fragezeichen kann seit Sonntag Lukas Binting gestrichen werden. Der Verteidiger, der eine solide Partie bot, sagte Teammanager Timo Steinert für die nächste Saison zu. Man kann nur hoffen, dass sich der Verdacht auf einen Kreuzbandriss nicht bestätigt. Kurz vor Ende der Partie war Binting mit einem Gegenspieler zusammengestoßen.
Diese Hoffnung besteht bei Marc Zellner seit gestern nicht mehr. Wie Physiotherapeut Ozan Karaaslan mitteilte, wurde bei dem Zehlendorfer Stürmer eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes diagnostiziert. Die entsprechende Operation wird schon in der nächsten Woche durchgeführt. Der gerade ansteigende Form zeigende Torjäger wird wohl mindestens die komplette Hinrunde ausfallen. Aber die schreibende Zunft, die von dieser Stelle aus alles Gute für die kommende Woche und die nächsten Monate wünscht, ist sicher, dass er im neuen Jahr gestärkt wieder angreift.
Trotz der traurigen Nachrichten: Timo Steinert hat schon jetzt bewiesen, dass Kontinuität in Zehlendorf kein Fremdwort sein muss. Zwölf Spieler aus dem aktuellen Kader haben ihre Zusage für die nächste Spielzeit gegeben. Zusammen mit den talentierten A-Jugendlichen, den bisherigen Zugängen Gakpeto und Robrecht werden sie im kommenden Jahr eine gute Rolle spielen können. Und das letzte Wort ist in Bezug auf den Kader auch noch nicht gefallen.
