F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

28.10.2021 / 1. Herren

Amms Serie hält

Zulu Ernst trifft beim 3:2-Sieg gegen Staaken doppelt - Schon am Sonnabend in Brandenburg

Anhänger der „kleinen“ Hertha konnten gestern Abend vor dem Berliner Derby gegen den SC Staaken entspannt aufatmen, erblickten sie doch beim Auflaufen der beiden Teams ihren Mittelfeldgestalter Arthur Langhammer. Schließlich waren die Zehlendorfer mit ihm ebenso überraschend wie furios in die Saison gestartet. Seine Rotsperre aber, die drei Spiele Pause zur Folge hatte, und drei unglücklich verlaufende Partien hatten sie zuletzt ergebnistechnisch aus dem Tritt gebracht. Nun aber war er wieder an Bord – und wie sollte es anders sein, die Gastgeber beendeten die Niederlagenserie und gewannen verdient mit 3:2 gegen den Konkurrenten aus Spandau. 

Dabei hätten sich die Zuschauer auch aus anderem Grund entspannt zurücklehnen können. Nämlich zu dem Zeitpunkt, als Stadionsprecher Nicolas Bostan beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung mit „Patrick Amm im Tor“ begann. Nun muss man dazu wissen: Amm blieb in seinen sämtlichen sieben Oberliga-Partien ungeschlagen – zuletzt beim dramatischen 3:2 gegen Spitzenreiter und Regionalliga-Aufsteiger SV Tasmania vor Jahresfrist. Da verwundert es kaum, dass die Zehlendorfer schon nach vier Minuten 1:0 vorn lagen. Nach einem weiten Pass von Maximilian Obst scheiterte Jason Rupp noch im ersten Versuch an Staakens Schlussmann Kevin Otremba, doch beförderte er die Kugel von der Torauslinie handlungsschnell zu Zulu Ernst, der keine Mühe hatte direkt zu vollenden. Die erste Führung seit vielen Wochen.

Wie fragil das Spiel der Zehlendorfer noch ist, zeigte sich in der 19. Minute. Mehrmals konnten sie den Ball am eigenen Strafraum nicht endgültig klären, Sebastian Gigold nutzte die Unstimmigkeiten aus 16 Metern, zog ab und traf flach links unten ins Eck. „An den Ausgleichstreffer komme ich einfach nicht ran. Der Schütze rutschte auch etwas weg. Ich glaube, dass der Ball gar nicht dorthin kommen sollte“, haderte Amm hinterher etwas mit Fortuna.

Und wirklich schien sich das fehlende Spielglück der letzten Wochen fortzusetzen: Der Gegner muss es nur probieren, irgendwie findet die Kugel schon den Weg ins Zehlendorfer Gehäuse. Doch die Mannschaft ließ sich durch den erneuten Nackenschlag nicht entmutigen. Was durchaus keine Selbstverständlichkeit war, „weil für uns ja die Gefahr bestand, das vierte Spiel hintereinander zu verlieren“, wie Team-Manager „Zippo“ Zimmer richtig anmerkte.

„In der ersten Halbzeit war ich mit meiner Leistung nicht zufrieden und hatte auch sehr mit mir im Kopf zu tun“, gab Langhammer nach Spielschluss ehrlich zu. Dabei war er maßgeblich am erneuten Zehlendorfer Führungstreffer beteiligt. Seinem Ballgewinn im Mittelfeld war nachfolgende Szene zu verdanken: Melih Hortum setzte sich im Mittelfeld durch, spielte anschließend in die Gasse auf Igli Cami, dessen Eingabe Mike Ryberg am langen Pfosten nur noch über die Linie drücken musste (41.). Das 2:1 war eine Blaupause jener Möglichkeit, die sich zwei Minuten zuvor Ernst geboten hatte. Cami hatte Rupp steil bedient, dessen Eingabe Ernst am hinteren Pfosten vorbei grätschte – unglücklich wie in den Wochen zuvor, mochte man da schon glauben – bis Ryberg kam.

Die erste Möglichkeit im zweiten Abschnitt bot sich den Gästen, doch Gakpetos Seitfallzieher flog links am Zehlendorfer Gehäuse vorbei (56.). Kurz darauf fiel die Vorentscheidung: Einen hohen Befreiungsschlag der Staakener, kontrollierte Cami geschickt, spielte auf Hortum, dessen Steilpass Ernst geschickt im Lauf mitnahm. Zehlendorfs junger Torjäger umkurvte noch Otremba und schob mit dem linken Fuß aus spitzem Winkel zum 2:1 ein (65.).

Bis in die Schlusssekunden war es ein verteiltes Spiel mit nur noch zwei bemerkenswerten Szenen: Gakpetos Volleyschuss aus 15 Metern setzte unangenehm auf und zwang Patrick Amm zu einer Parade (71.). Hortums Freistoß aus zentraler Position flog über die Mauer links am Pfosten vorbei (73.). Den Schlusspunkt setzte Gakpeto, der es sich nicht verkneifen konnte, seine alten Kameraden noch mal zu ärgern. Sein Schuss ins kurze Eck aus Nahdistanz nach Eingabe von Epale aber kam zu spät, um die Zehlendorfer noch in echte Bedrängnis zu bringen (90.+1).

Der zweifache Torschütze Ernst war zufrieden, das „wir uns endlich mal für unsere Leistung belohnt haben.“ Einig waren sich alle Zehlendorfer Akteure in Bezug auf die erfolglosen Wochen: „Unser Selbstvertrauen war nicht weg, weil wir ja immer gute Spiele gezeigt haben. Wir waren mit unserer Leistung nicht unzufrieden, sondern immer nur mit dem Ergebnis“, fasste es Langhammer zusammen. „Ja, tatsächlich hält meine Serie noch an“, strahlte Amm nach dem Schlusspfiff über die Fortsetzung seiner (Erfolgs-)Serie und das 3:2, das aus seiner Sicht „vollauf verdient war.“

Trainer Robert Schröder sprach seiner Mannschaft ein großes Kompliment aus. „Die letzten Wochen waren nicht einfach für uns, aber nicht wegen der Leistung, sondern wegen der Ergebnisse. Unsere Spielanlage war ja gut, wir waren jeweils die spielbestimmende Mannschaft, nur haben eben immer ein paar Kleinigkeiten gefehlt. Daher haben wir dem Team in den vergangenen Tagen versucht, noch einmal Mut zuzusprechen. Heute hatten wir endlich auch mal das Quäntchen Glück auf unserer Seite. Die Art und Weise, wie wir heute aufgetreten sind, spricht für die Jungs.“ Nur zwei Tage bleiben ihnen bis zum kommenden Sonnabend. Dann heißt es beim Brandenburger SC Süd „daran anzuknüpfen“, wie Ernst am späten Abend sogleich die Richtung vorgab. Vielleicht wird man dort erst erkennen, wie wichtig dieser Sieg im Derby gewesen sein mag.

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