F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

13.02.2023 / 1. Herren

Am Ende ausgekontert - Der Spielbericht

Rupp ebnet „kleiner“ Hertha den Weg zum 4:0 in Mahlsdorf 

Wer nach den ersten 45 Minuten auf einen klaren Sieg der „kleinen“ Hertha getippt hätte, wäre vermutlich müde belächelt worden, verlief doch das Spiel bei Eintracht Mahlsdorf zunächst auf Augenhöhe und ging mit 0:0 in die Pause. Die letzten Auftritte der Zehlendorfer an gleicher Stelle (jeweils 0:0 in den Spielzeiten 2021/22 und 2013/14) schienen (bestenfalls) eine Fortsetzung zu finden, besaßen doch die Gastgeber die klareren Möglichkeiten. Einzig Torwarttrainer Panagiotis Matlis zeigte sich optimistisch: „Wir gewinnen hier. Ganz bestimmt!“ Eine Halbzeit später hatten die Schützlinge von 03-Trainer Robert Schröder vier Mal getroffen, somit einen klaren 4:0-Erfolg eingefahren und Matlis recht behalten.

Angesichts der zurückliegenden „englischen Woche“ hatte Schröder einige personelle Veränderungen vorgenommen. Paul Büchel löste Jasper Kühn im Tor ab, Carl Hopprich, Cenker Yoldas und Jonas Burda rotierten in die Startelf. Die zahlreichen Umstellungen hatten keinen negativen Effekt, im Gegenteil. Die ersten 10 Minuten gehörten den Zehlendorfern, die sofort ins Spiel fanden. Doch nach einer Viertelstunde befreite sich Mahlsdorf zunehmend, ging ein hohes Tempo, „presste“ die Zehlendorfer oft schon am eigenen Strafraum und kombinierte häufig über längere Ballpassagen direkt. Die ersten Möglichkeiten besaßen zwar die Gäste aus Berlins Süden, so strich ein Dombrowe-Freistoß knapp über den Kasten (24.), und den Versuch von Maximilian Obst klärte Mahlsdorfs Schlussmann Gehrke per Fußabwehr (25.), die klareren Chancen aber boten sich der Eintracht. Podrygalas Schuss aus 35m ging links vorbei (26.), Stettin scheiterte mit dem Außenrist völlig frei vor Büchel (33.) und Zehlendorfs Ott klärte in Richtung eigenes Gehäuse, fast in Zeitlupe trudelte der Ball an den eigenen Pfosten (38.). „Auf den Außenpositionen bekamen wir schwer Zugriff und die langen Bälle von Mahlsdorf waren schwer zu verteidigen“, fand Jonas Burda die Gründe für die Schwierigkeiten der Zehlendorfer im ersten Abschnitt. Eric Stiller bestätige seinen Mitspieler: „In der ersten Halbzeit sind wir viel hinterhergelaufen, da hatte auch Mahlsdorf gute Möglichkeiten, und man hat schon gemerkt, dass wir eine „englische Woche“ hinter uns haben.“

Nach dem Wechsel bot sich zunächst ein unverändertes Bild. Stephans Kopfball aus Nahdistanz parierte Büchel (53.), doch in der Folge häuften sich die Chancen der 03er, Obst (49.) und Jason Rupp (56.) aber scheiterten noch. So fiel das 0:1 nicht mehr ganz so überraschend: Rupp traf nach Cami-Flanke mit einem Schuss durch die Beine von Gehrke flach ins rechte Eck (59.). Anschließend wurde aus der Begegnung ein offener Schlagabtausch mit zahlreichen Zehlendorfer Kontermöglichkeiten. „Nach dem 0:1waren wir nicht mehr griffig genug und fallen leider auseinander“, bilanzierte Mahlsdorf Trainer Daniel Lingfeld. Auf der Gegenseite erklärte Burda: „Nach dem 1:0 konnten wir freier aufspielen.“ 

Wieder Rupp (64.) und Igli Cami (65.) fanden im starken Gehrke ihren Meister, bis wenig später erneut Rupp mit einem feinen Freistoß aus 25m über die Mauer erfolgreich war (70.). Im Ohr sind einem diesbezüglich Schröders Worte vom Vorsonntag: „Jason sagt mir immer, er sei eigentlich Stürmer. Nun kann er mir das beweisen“, erklärte der Trainer die Umstellung auf das neue Sturmgespann Obst/Rupp. Die Bilanz der letzten beiden Partien kann sich sehen lassen: Rupp traf drei Mal.

Nach dem 0:2 verloren die Mahlsdorfer endgültig den Faden und hatten Glück, dass Gehrke bei einem Ihbe-Heber (80.) achtsam war. Doch gegen Hopprichs 0:3 (82.) und Tim Grabows Elfmeter zum 0:4 (89.) konnte er nichts ausrichten. „Nach dem Rückstand kam von Mahlsdorf in der Rückwärtsbewegung nicht mehr viel, und wir konnten gut konterten“, sagte Stiller auf dem Weg in die Kabine. Noch erwähnenswert: Da erzielte der (von vielen Verletzungen geplagte) gute Carl Hopprich in seinen acht Jahren am Siebenendenweg ein mickriges Törchen, nun gelangen ihm in einer Woche gleich zwei Treffer. So kann es weitergehen.

Das Endresultat spiegelt zwar nicht den Großteil der Partie wieder, der Sieg der Zehlendorfer geht jedoch aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten in Ordnung. Entsprechend zufrieden war ihr Trainer: „Wir hatten sehr viel Respekt vor Mahlsdorf, wussten aber, dass wir bei der Balleroberung und den Umschaltmomenten unsere Räume bekommen. In der ersten Halbzeit hatten wir in ein, zwei Momenten Glück, dass Mahlsdorf das Tor nicht macht. Im zweiten Abschnitt erzielen wir mit der zweiten Chance das 1:0. danach hatten wir noch viele klare Möglichkeiten. Wir freuen uns über den Sieg, der aber ein, zwei Tore zu hoch ausfällt.“ Für Mahlsdorfs Lingfeld fühlte sich das „an wie ein gebrauchter Tag. In der ersten Hälfte war es ein Spiel auf Augenhöhe mit den klareren Chancen für uns, die wir aber nicht nutzen. “ 

Erstaunlich, wie gut die Zehlendorfer die Strapazen der „englischen Woche“ weggesteckt haben. Die Mannen um Interims-Kapitän Dennis Dombrowe konnten in der zweiten Hälfte sogar noch zulegen! Frohe Kunde gibt es auch mal aus dem Krankenlager: Lenny Steins Verletzung aus dem Spiel gegen die TSG Neustrelitz erwies sich nach MRT-Auswertung doch nicht als der befürchtete Riss des Syndesmosebandes. Gestern pausierte Stein noch vorsichtshalber, was sich als richtiger Schritt erwies. Am kommenden Wochenende will er zum Spitzenspiel gegen Tabellenführer FC Hansa Rostock II (14:00 Uhr, hoffentlich im Ernst-Reuter-Stadion und nicht auf dem zuschauerunfreundlichen Kunstrasenplatz) wieder dabei sein. Auch Mittelfeldspieler Arthur Langhammer soll am Mittwoch (Zehlendorfs Spieler bekamen aufgrund der drei Erfolge in Serie am Montag/Dienstag frei) wieder ins Training einsteigen, noch aber fehlt ihm (nach eigener Aussage) nach monatelanger Pause „die Puste“. So kann man eigentlich nur noch (wahrscheinlich vergebens) hoffen, dass der „Tagesspiegel“ in einer seiner Ausgaben dem Duell „Zweiter gegen Erster“ keinen Artikel widmet. Die Bilanz nach derartigen (eigentlich erfreulichen) Vorberichten ist desaströs: Ob vor Spielen gegen Tennis-Borussia, BFC Dynamo, VSG Altglienicke, SV Tasmania oder SC Staaken – immer hagelte es anschließend Niederlagen. Ihren „Kunstrasen-Fluch“ hat die „kleine“ Hertha in der vergangenen Woche mit drei Erfolgen auf beeindruckende Art abgelegt, nun gilt es, den „Tagesspiegel-Fluch“ abzulegen. Die Spitzenpartie wäre die beste Gelegenheit. 

Eintracht Mahlsdorf – FC Hertha 03 0:4 (0:0)

Hertha 03: Büchel – Ott, Dombrowe, Praus, Burda – Stiller (85. Kinner), Hopprich, Cami (75. Grabow), Yoldas (85. Zeidler), Rupp (70. Ihbe), Obst (85. Frölich) 

Die Tore: 0:1 Rupp (59.), 0:2 Rupp (70.), 0:3 Hopprich (82.), 0:4 Grabow (89., FE)  

Zuschauer: 61 

Gelbe Karte: Obst

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