F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

22.09.2019 / 1. Herren

FC Hertha 03 -Brandenburger SC Süd 05 3:0 (1:0)

Oben festgebissen - Team widmet "Massi" den Sieg - Huke trifft doppelt

"Es wäre schön, wenn wir mal ein Spiel ohne Kopfschmerzen nach Hause bringen." Zehlendorfs Torjäger Sebastian Huke erinnerte gestern nachmittag nach Abpfiff der 90 Minuten gegen den Brandenburger SC Süd 05 noch einmal an seine Aussage der Vorwoche. Dass er selbst mit zwei Treffern einen nicht unwesentlichen Anteil am 3:0-Erfolg hatte, gehört am Siebenendenweg beinahe schon zur Selbstverständlichkeit. Tatsächlich war die gestrige Begegnung zwar nicht von Glanz und Gloria begleitet - und dennoch: Zum ersten Mal in dieser Spielzeit mussten Trainer, Spieler und Anhang nicht bis in die letzten Sekunden um die drei Punkte zittern. Sozusagen als Nebenprodukt fiel der erste Heimsieg dabei ab, zugleich biss sich die "kleine" Hertha in den oberen Tabellenregionen fest.

"Wir haben uns am Anfang sehr schwer getan mit den letzten Pässen, die qualitativ nicht so gut waren", erkannte der pfeilschnelle Zinih Hirik beim anschließenden Mannschaftsessen das Problem zu Beginn der Partie. Abhilfe hätte hier vielleicht Melih Hortum leisten können, doch musste Trainer Schatte auf seinen Regisseur aufgrund einer Einblutung im Knochen verzichten. Die erste große Möglichkeit bot sich dem jungen Phil Butendeich ("Wir sind schwer reingekommen"). Nach einem Steilpass von Carl Hopprich setzte sich Butendeich von rechts kommend geschickt durch - doch anstatt selbst abzuschließen, sah er in der Mitte Huke und Benedikt Nellessen  in (vermeintlich) besserer Position: Fehlpass. "Hinterher ist man immer schlauer, da hätte ich ehrgeiziger, egoistischer sein müssen." Zu seiner Verteidigung sei gesagt: In der Vorwoche legte er uneigennützig auf Huke zum 2:0 ab und keiner kam auf die Idee, ihm einen Vorwurf zu machen!

Insofern war es vielleicht nicht ganz verkehrt, dass Butendeich am 1:0 maßgeblich beteiligt war. Eben noch hatte Yilmaz eine Direktabnahme rechts am Kasten von Philip Sprint in den strahlend blauen Himmel gesetzt, da schlug Butendeich eine Ecke maßgerecht auf den nach vorn geeilten Kapitän Robert Schröder, der mit einem wuchtigen Kopfstoß unter die Latte zum 1:0 traf (31.). Co-Trainer Manuel Meister konnte sich am frühen Abend eine Bemerkung nicht verkneifen: "Drittes Heimspiel - dritter Treffer von Robert". Die Anspielung galt den beiden unglücklichen Eigentoren gegen SV Tasmania und den FC Hansa Rostock II. Schröder hatte sich, trotz guter Leistungen, die Tore so sehr zu Herzen genommen, so dass der Treffer auch hier dem (aus psychologischer Sicht) richtigen Akteur gelang.

Der Führungstreffer drückte inzwischen das Geschehen auf dem Feld wieder. Die Zehlendorfer hatten ein deutliches Übergewicht an Spielanteilen, die Brandenburger dagegen kamen nicht mehr zu ihren Nadelstichen wie noch zu Beginn. "Bis zum Standardtor haben wir es hinten ganz gut gemacht, aber vorn waren wir zu harmlos", gab Brandenburgs Trainer Özkan Gümüs hinterher zu. Er vermisste Durchschlagskraft und Galligkeit bei seinem Team, dass vor der Pause noch Glück hatte, dass eine abgefälschte Eingabe Hiriks auf der Brandenburger Latte landete (36.) und ein Schuss Nellessens nach Eingabe Hiriks links oben am Winkel vorbei strich (45.). Schatte merkte hierzu später an: "Ich hätte mir gewünscht, dass wir vor dem Tor effektiver sind."

Nach der Pause ein unverändertes Bild. Zunächst prüfte zwar Kücük aus zentraler Position Zehlendorfs Sprint mit einem Freistoß, doch anschließend bestimmten die Berliner das Geschehen. Erneut war Hirik über die rechte Seite nicht zu stoppen, doch die Eingabe setzte Nellessen unglücklich links an den Pfosten. Hirik bekam später von Schatte ein Sonderlob ("Er hat seinen Gegner müde gespielt") und wirklich: Mit der Geschwindigkeit Hiriks haben die Zehlendorfer eine "Waffe" hinzugewonnen, die ihnen in der letzten Spielzeit gefehlt hatte. Zu Nellessen sei folgendes angemerkt: Natürlich haderte er mit seinen ausgelassenen Möglichkeiten und schließlich mit sich selbst. Doch "unglücklich zu agieren" ist häufig eher eine Angelegenheit des Kopfes. Die Trainer werden die psychologische Aufbauarbeit leisten, denn Willen und Qualität konnte Zehlendorfs Mittelfeldakteur niemand absprechen.

Die Vorentscheidung fiel in der 71. Minute: Als man schon befürchten musste, dass ein knappes 1:0 wieder zu unruhigen Schlussminuten führen würde, schickte Paul Wegener Carl Hopprich in den Brandenburger Strafraum. Der frei durchgebrochene Hopprich konnte nur durch ein Foul gestoppt werden. Huke bewies beim anschließenden Strafstoß die Ruhe und verwandelte scharf geschossen ins linke untere Eck: 2:0! In der Schlussphase bewies Schatte noch ein glückliches Händchen bei seiner letzten Einwechslung: Der keine 60 Sekunden zuvor aufs Feld gekommene Rici Bokake-Befonga setzte sich rechts entschlossen durch, passte genau auf den in der Mitte lauernden Huke: 3:0 (83.).

Was blieb sonst noch haften? "Es war das erste Mal, dass wir diese Saison zu null gespielt haben, da freut man sich als defensiver Spieler besonders", fand Lukas Rohana auch positive Worte jenseits der Offensive. Aber er fügte auch nachdenklich an: "Wir hätten auch schon in den ersten Saisonspielen ohne Gegentor bleiben können." Erstmals traten die Zehlendorfer dominant auf, was auch daran lag, was Hirik richtig erkannte: "Zum Ende hat man gesehen, dass der Gegner von der Ausdauer, der Kraft und der Technik nicht mehr mithalten konnte." Hier scheinen erste Früchte zu reifen, dass die "kleine" Hertha durch ihre Neuzugänge nicht nur Jugend, sondern auch Geschwindigkeit und Technik hinzugewonnen hat (Butendeich, Hirik, Sait).

Nicht unwichtig auch, dass die Zehlendorfer nach dem Staakener-Kartenfestival (6 gelbe Karten) diesmal ohne Verwarnungen über die Runden kamen. Einen Blick voraus warfen schon Trainer Schatte ("Blau-Weiß 90 wird ein schwieriger Gegner") und der inzwischen bei 6 Treffern angelangte Huke, der sicher ist, "dass es nächste Woche weitaus schwieriger wird gegen einen Gegner, der sehr ambitioniert ist. Wenn wir dort nachlegen könnten…"

Mit 13 Punkten aus sechs Spielen haben die Schatte-Schützlinge ihren Oberliga-Startrekord aus den Jahren (2015/16 und 2018/19) egalisiert. Vor Jahresfrist folgte am 7. Spieltag der (0:1)-Auftritt gegen den damals sieg- und torlosen Aufsteiger Blau-Weiß 90. Bleiben sie jedoch auch am kommenden Wochenende siegreich, "würde es erstmal ganz gut aussehen" (Huke) - und es würde den Genesungsprozess ihres Teamleiters Jürgen "Massi" Hain beschleunigen. Was die Mannschaft auszeichnet? Sie blieb nach dem klaren Erfolg selbstkritisch, und sie verfügt über viele Qualitäten - dazu gehört auch ein besonderer Charakter - denn: Ihren Sieg widmeten sie "ihrem Massi". Die eine oder andere Träne sprach mehr als viele Worte.

Hertha 03 spielte mit:

Sprint, Klecha,Schröder, Hopprich, Stein, Rohana (77. Lux), Wegener, Nellessen (71.Wahl), Butendeich (83. Bokake-Befonga),Hirik, Huke

ZUSCHAUER: 146

TORE: 1:0 Schröder ( 32.), 2:0 Huke (72., Foulelfmeter), 3:0 Huke (84.)

GELBE KARTEN: keine

 

 

 

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