F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

13.08.2022 / 1. Herren

1:0-Erfolg teuer erkauft

„Kleine“ Hertha gewinnt auch in Neustrelitz – Hopprich verletzt 

Pessimisten im Verein unkten nach Veröffentlichung des Spielplans, der „kleinen“ Hertha könnte angesichts des schweren Auftaktprogramms ein Fehlstart drohen. Nun sind die ersten beiden Spiele absolviert und die Zehlendorfer weisen eine weiße Weste auf: 6 Punkte und 5:0 Tore. Der gestrige 1:0-Erfolg bei der TSG Neustrelitz, immerhin Pokalsieger Mecklenburg-Vorpommerns, war zwar kein spielerisches Ruhmesblatt, dafür aber hart erkämpft – und womöglich teuer bezahlt.

Im Vergleich zur Vorwoche wurde das Team auf zwei Positionen verändert. Für den wegen seines Abiturs verhinderten Jonas Burda feierte Mohammed Sow Sow sein Debüt in der Startelf, der leicht angeschlagene Tim Grabow wurde durch Carl Hopprich ersetzt. Wobei wir schon bei „teuer bezahlt“ sind. Bereits nach 21 Minuten musste Hopprich den Platz verletzungsbedingt verlassen. In einem Zweikampf fiel er so unglücklich auf die Schulter, dass es ihm ein Weiterspielen unmöglich machte. Bestätigt sich der Verdacht auf Schulterecksgelenksprengung fällt Hopprich monatelang aus – ausgerechnet Hopprich. Dabei hatte der vom Verletzungspech so geplagte endlich mal die Fitness, die sich alle so sehr für ihn gewünscht hatten. Sichtlich mitgenommen wirkte daher auch Trainer Robert Schröder, der hofft, „dass sich Carl hoffentlich nicht so schwer verletzt hat, wie nach ersten Einschätzungen zu befürchten ist. Ich wünsche ihm 'Gute Besserung' und hoffe noch, dass er uns so schnell wie möglich wieder zur Verfügung steht.“

Die Partie begann munter. Nach einer Ecke von Jason Rupp köpfte Louis-Nathan Stüwe an den rechten Außenpfosten (10.), auf der Gegenseite prüfte Marcus Niemitz Zehlendorfs Schlussmann Paul Büchel ein erstes Mal (12.). Weitere Möglichkeiten boten sich Rupp, der sich den Ball per Kopf schon am herauseilenden Torhüter Nicolas Delpino vorbeigelegt hatte, aber im letzten Moment noch abgedrängt wurde (20.) und Nils Röth für die Gastgeber, seinen Schuss entschärfte Büchel reaktionsschnell mit dem Oberarm zur Ecke (29.).

Frühzeitig fiel die Entscheidung. Besaß die TSG kurz zuvor noch ihre größte Chance, als eine Ecke auf den zweiten Pfosten verlängert auf dem Kopf von Kevin Riechert landete, der das Leder aber über den Kasten setzte, erzielte Rupp im Gegenzug das 0:1. Stüwe hatte sich auf der rechten Außenbahn energisch gegen drei Gegenspieler durchgesetzt, seinen Pass nahm Rupp auf, ließ sich trotz Bedrängnis nicht beirren und traf abgebrüht ins Netz (32.). Vielleicht hat die „kleine“ Hertha nun in Rupp (neben Zulu Ernst und Grabow) ein weiteres Faustpfand für die Offensive gefunden, schließlich traf er bereits vor Wochenfrist aus ähnlicher Situation. Es hätten sogar drei Treffer zu Buche stehen können, aber kurz vor der Pause setzte er nach Vorlage per Hacke von Ernst die Kugel links vorbei (40.).

Nach dem Wechsel war es fast schon haarsträubend, wie viele Möglichkeiten die Berliner ungenutzt liegen ließen. Valentin Henneke aus der Distanz – drüber (50.), Ernst aus 15 Metern flach – Delpino pariert im Nachfassen (52.), der frisch eingewechselte „Maxi“ Obst in seiner ersten Szene auf Ernst – Delpino bekommt rechtzeitig die Beine zusammen (67.), Flanke Sow Sow – Kopfball Obst oben rechts vorbei (73.). In der 76. Minute war dann das 2:0 unvermeidlich: Nach einem Traumpass von Henneke strebte Yoldas dem Tor zu, leicht bedrängt legte er uneigennützig quer auf Obst, der, frei vor dem leeren Gehäuse, noch in letzter Sekunde geblockt wurde. 

Team-Manager „Zippo“ Zimmer sah Parallelen zur letzten Saison: „Es war heute wieder unsere Schwäche, das einfache Tor zu machen. Häufig fehlt da die letzte Konzentration im Abschluss. Aber das zum Anfang der Saison noch einiges zu tun ist, wundert mich nicht. Das ist doch ganz normal. Aufgrund unseres kämpferischen Einsatzes war der Erfolg aber nicht unverdient.“

In der Schlussviertelstunde häuften sich die Freistoßgelegenheiten für die Gastgeber und man musste schon fürchten, dass sich die Chancen-Schluderei rächen würde, doch Büchel bewahrte sein Team mit mehreren guten Paraden vor den (unnötig) drohenden Punktverlusten. So sah es auch Schröder: „Der Sieg bringt zwei positive Aspekte: Zum einen die drei Punkte, zum anderen, dass er uns aufzeigt, dass wir noch viel zu tun haben. Ich freue mich über den Sieg, aber mit der fußballerischen Vorstellung bin ich nicht zufrieden. Dass wir zum Ende noch in Bedrängnis geraten und uns bei unserem Torhüter bedanken müssen, der bei Standards sehr stark reagiert hat, war aus meiner Sicht nicht nötig.“

Dass nach einer derart kurzen Vorbereitungszeit zu Saisonbeginn noch nicht alles rund laufen kann, damit hatte man auf Zehlendorfer Seite gerechnet. So waren die bisher erzielten 6 Punkte nicht (zwingend) absehbar und verschaffen allen Beteiligten etwas Zeit, weiter am Feinschliff zu arbeiten. Zum anderen gehören aber auch Regionalliga-Absteiger Fürstenwalde und die TSG Neustrelitz, immerhin der Vierte des Vorjahres, nicht gerade zur Fallobst-Kundschaft. So können die Zehlendorfer vor dem ersten Berliner Derby gegen Eintracht Mahlsdorf (Freitag, 19:45 Uhr, Ernst-Reuter-Stadion) positiv gestimmt in die Trainingswoche gehen. Was spielerisch im Team steckt, war (insbesondere gestern) nur in Ansätzen zu sehen. Gelingt es Schröder, dass sein Team diese Phasen über längere Strecken abrufen kann, muss tatsächlich (trotz des Umbruchs und der Verjüngung) mit den Zehlendorfern gerechnet werden. Es muss nicht von Nachteil sein, dass noch nicht alles funktioniert, lernt doch das Team gleich zu Beginn der Saison, die „talentfreien Eigenschaften“ (Schröder) abzurufen. Es könnte (irgendwann) eine gute Mischung ergeben.

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