F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

22.08.2021 / 1. Herren

Zehlendorf besteht "echten Härtetest"

Später 2:0-Erfolg gegen starke Mahlsdorfer - Weiter ohne Gegentor an der Spitze

Schade: Rund eine Stunde vor Spielbeginn öffnete der Himmel über Zehlendorf seine Schleusen und verhinderte die für ein Derby angemessene Kulisse. Die 159 Zuschauer aber, die gekommen waren, erlebten eine kampfbetonte und bis in die Schlussphase spannende Partie - mit einem vom Zeitpunkt her zwar glücklichen, aber auch verdienten 2:0-Erfolg der „kleinen“ Hertha, die ihre Start-Siegesserie auf vier Begegnungen ausbaute.

Eine andere, aus Zehlendorfer Sicht leidige Serie, fand vor dem Anpfiff ebenfalls ihre Fortsetzung: Regisseur Maximilian Obst wurde durch einen Magen-Darm-Infekt außer Gefecht gesetzt. Doch wie wir bereits am letzten Mittwoch schrieben, der Kader verfügt in der Breite über derartige Qualitäten, dass die Ausfälle bisher beinahe mühelos kompensiert werden konnten.

„Mahlsdorf war die ersten zehn Minuten sehr gut im Spiel, anschließend haben wir die Kontrolle übernommen“, schilderte Hertha 03-Trainer Fabian Gerdts die Anfangsphase der 90 Minuten, in denen sein Team körperlich voll gefordert wurde. „Mahlsdorf war die bisher die robusteste Mannschaft, gegen die wir gespielt haben“, fand Dennis Dombrowe. Tatsächlich kamen die Zehlendorfer zunächst schwer ins Spiel, die aggressive (aber nicht unfaire) Gangart der Gäste verhinderte den Spielfluss des Tabellenführers. Ein Volley-Schuss von Louis-Nathan Stüwe, den Mushakir Razeek mit dem Kopf knapp verpasst, war die erste Torannäherung der Gastgeber (16.), die ihre größte Möglichkeit zur Führung in der 25. Minute besaßen: Nach einem Zuspiel von Zulu Ernst kam Romario Hartwig frei zum Abschluss, doch Mahlsdorfs Torsteher Ertugrul Aktas klärte reaktionsschnell per Fußabwehr (25.).

Nach dem Wechsel kam Fahrt in die Partie. Zunächst verfehlte Ernst (rechts vorbei) den Kasten (51.), wenig später scheiterte Melih Hortum mit einem 17m-Hochschuss, den Aktas parierte (58.). Überhaupt war Hortum erneut ein Aktivposten. „Melih (Hortum) hat heute bei Mahlsdorf sehr viel Unruhe reingebracht“, sah Team-Manager „Zippo“ Stüwe-Zimmer im Mittelfeld-„Wusler“ einen der stärksten Akteure. „Die letzten Jahre liefen für mich sehr unglücklich mit vielen Verletzungen, die ich dann durch die ganze Saison mitgeschleppt habe. Ich bin durch meine Spielweise auch immer der, der am häufigsten attackiert wird. Der Trainingsfluss, den ich nun habe, spiegelt sich dann auch auf dem Platz wieder“, sieht Hortum die Gründe für seine Form.

Als die Mahlsdorfer um die 70 Minute herum wieder mutiger wurden, wechselte das Gespann Gerdts/Schröder erstmalig. Und insbesondere mit Deniz Citlak kam frischer Wind über die rechte Seite. Seinen Versuch aus 20 Metern lenkte Aktas mit einer Hand artistisch über die Latte (78.). Niemand konnte ahnen, dass die Zehlendorfer noch einmal das Tempo anziehen konnten. „Wir waren das Spiel zwar überlegen, aber Mahlsdorf hat 80 Minuten sehr stark gegengehalten. Wir wussten aber aus den letzten Spielen, dass wir zum Ende immer noch Luft haben und zu unseren Chancen kommen“, war die Drang- und Schlussphase für Louis-Nathan Stüwe keine Überraschung.

Die entscheidenden Punkte waren vielleicht diese:

Punkt Eins - Die „kleine“ Hertha öffnete ihre Abwehr nicht auf Teufel komm raus. „Wir wollten uns nicht locken lassen, auch nicht in der 88. Minute sondern immer die Ordnung halten“, erklärte Gerdts hinterher einen Teil der Marschroute. Auch Hortum sah darin einen Schlüssel zum Erfolg: „Wir haben uns gegen starke Mahlsdorfer nicht aus der Ruhe bringen lassen.“ Für Dennis Dombrowe, erneut fehlerlos wie seine Nebenleute Stein und Stüwe, waren jedoch nicht nur die Denfensivkräfte ausschlaggebend dafür, „dass wir hinten wie eine Bank stehen. Es hängt auch damit zusammen, dass das gesamte Team rückwärts mitarbeitet. Das funktioniert deutlich besser als in den vergangenen Jahren.“

Punkt Zwei -  Standards, in zurückliegenden Jahren nicht unbedingt ein Erfolgskapitel. In der 85. Minute segelte eine Ecke Hortums in den Strafraum der Gäste, den folgenden Schuss Citlaks konnte Mahlsdorfs Alexander Möller nur noch mit der Hand abwehren. Folge: Strafstoß für Hertha 03, „Rot“ für Möller. Lenny Stein bewies schon zum dritten Mal in dieser noch recht jungen Spielzeit, dass er in solchen Situationen die Ruhe behält - Aktas flog nach links, der Ball nach rechts: 1:0 (87.). „Mit dem Handspiel, dass zum Elfmeter geführt hat, besaßen wir auch etwas Glück, aber das haben wir uns auch erzwungen. Es war ein eindeutiges Handspiel, sonst wäre der Ball auch ins Tor gegangen“, sah Gerdts den Elfmeter als berechtigt an.

Der Vorentscheidung ließen die Zehlendorfer nur wenig später das endgültige Mahlsdorfer-Aus folgen. Hortum trieb das Leder voran, bediente rechts Citlak, doch dessen Eingabe wurde um eine Zehenspitze vor dem bereit stehenden Romario Hartwig zur Ecke geklärt. Doch siehe oben: Standards! Den Eckstoß Hortums hieb Stüwe wuchtig mit dem Kopf zum 2:0 in den linken Winkel (89.). „Ich mag diese Spielen im Regen und wenn etwas Gift dabei ist“, erzählte Stüwe später beim Mannschaftsessen. Er vergaß zu ergänzen: „Und wenn ich treffe…“

Auch wenn mancher Zuschauer womöglich erneut auf ein 4:0 gehofft hatte, war es die wahrscheinlich reifste und stärkste Zehlendorfer Leistung bisher. „Aus meiner Sicht war das ein echter Härtetest. Mahlsdorf war sehr kampfstark, gut organisiert und taktisch hervorragend eingestellt. Es hat auch eine Menge Arbeit erfordert, um sich das Quäntchen Glück zu erarbeiten. Gut, dass unsere Mannschaft ihre Form der letzten Wochen gegen diesen extrem starken Gegner bestätigt hat“, traf Stüwe-Zimmer den Nagel auf den Kopf.

Schon am kommenden Samstag (zuvor geht es am Dienstag in der ersten Runde des AOK-Landespokals zum SSV Köpenick-Oberspree) ist das Team erneut gefordert. Die Stahnsdorfer Eintracht als Gastgeber hat bisher ihre guten Eindrücke aus der (kurzen) Vorsaison bestätigt: 3. Platz mit stolzen 10 Zählern stehen inzwischen zu Buche. Für die Zehlendorfer ist dort ein ähnlich körperbetontes Spiel zu erwarten. Seit heute Nachmittag aber wissen Fabian Gerdts und Robert Schröder, dass ihr junger „Haufen“ auch solche Aufgaben zu lösen versteht.

 

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