F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

17.04.2023 / 1. Herren

„Und ewig grüßt das Murmeltier“

Unglückliche 1:2-Heimniederlage gegen SV Tasmania - Der Spielbericht

 

Als am Freitagabend bei strömendem Regen im Ernst-Reuter-Stadion in der Nachspielzeit der vom Tasmanen Kaiser geschlagene Freistoß in den Zehlendorfer Strafraum segelte, ahnte man schon, was kommen würde. Der kleine Polat beförderte den Ball kurios fast von der Außenlinie in einer Art Bogenlampe unhaltbar für Herta 03-Schlussmann Jasper Kühn ins Netz, die 1:2-Heimniederlage der „kleinen“ Hertha war besiegelt. Man könnte nun annehmen, dass Zehlendorfs enttäuschter Trainer Robert Schröder angesichts der (immer gleichen) Misere der letzten Wochen um Jahre altern würde. Es kann aber auch so gesehen werden: Schröder wird einfach nicht älter, weil er, ähnlich wie der Schauspieler Bill Murray in dem Filmklassiker von 1993 „Und ewig grüßt das Murmeltier“ in einer Art Zeitschleife festsitzt und ein und denselben Tag immer wieder erlebt. 

Hiobsbotschaften in personeller Sicht gehören in Zehlendorf zum Alltag. Neben den Winterabgängen (Zulu Ernst, Louis-Nathan Stüwe), die man immer wieder erwähnen muss, und den Langzeitverletzten Tim Grabow (Schambeinentzündung) und Valentin Hennecke (Knie) musste Schröder auch auf den gesperrten Eric Stiller und kurzfristig auf seinen „Ersatzsturm“ „Maxi“ Obst und Jason Rupp sowie James Ndubueze verzichten – was fast schon einer Stammelf gleichkommt.

Die Zehlendorfer fanden gut in die Partie und besaßen bereits nach 6 Minuten die erste große Möglichkeit. Nach einem lang geschlagenen Ball von Kapitän Lenny Stein strebte Kareem Frölich frei auf das von Amarantidis gut gehütete Tasmanen-Tor zu, scheiterte jedoch am starken Schlussmann. Besser machten es auf der Gegenseite die Gäste: Öffnender Pass von Bier von Akyol, der mit perfektem Flachschuss auf nassem Boden zum 0:1 traf (16.). Eine Effektivität, die 03-Trainer Schröder bei seinen Schützlingen immer wieder anmahnt. Wie zum Beispiel in den kurz darauf folgenden Szenen: Frölich bediente mustergültig den A-Junior George Didoss, der zwar am herausstürzenden Amarantidis aber auch rechts am Tor vorbei schoss (21.). 120 Sekunden später zog Marius Ihbe aus etwa 25 Metern ab, flach und scharf flog das Leder dieses Mal links vorbei. Es war zum Haare raufen.

In der 27. Minute kam auch noch Pech dazu, als Schiedsrichter Stein ein eindeutiges Foul an Frölich im Tas-Strafraum übersah. Wieder Frölich war es, der am (mehr als verdienten) Ausgleich beteiligt war. Nach seinem Zuspiel setzte sich Carl Hopprich geschickt im Dribbling durch, behielt die Übersicht und legte maßgerecht auf Didoss vor, der nur noch zum 1:1 einschieben musste (37.). Es hätte vor dem Pausenpfiff sogar noch 2:1 heißen können, doch Ihbe, nach einem Traumpass von Dennis Dombrowe profitierte er von einem Wegrutschen seines Gegenspielers, hob das Leder freistehend über Amarantidis hinweg, links trudelte der Ball um wenige Zentimeter am Gehäuse vorbei, die Zuschauer waren schon zum Jubel aufgesprungen ((38.). „Was für eine Chancen-Flut“, äußerte sich der Vater eines Zehlendorfer Spielers.

Mit etwas Glück für die Gastgeber begann der zweite Abschnitt. Der Tasmane Bier hatte sich, frei Richtung 03-Tor zustrebend gegen Stein und Dombrowe durchgesetzt, geriet jedoch (unsanft?) aus dem Gleichgewicht. Die befürchtete rote Karte blieb aus, der Schiedsrichter ließ stattdessen weiterspielen (51.). Doch nur wenige Spielzüge später schien das 1:2 unvermeidlich. Froelian kam am Fünfmeterraum vollkommen frei zum Abschluss, wie aus dem Nichts rauschte Stein heran und klärte auf der Torlinie. Fortan bekämpften sich beide Teams auf Augenhöhe, Chancen von Jonas Burda (67.) und Stein (Kopfball, 71.) blieben ungenutzt, bis es zur Dramatik in den Schlusssekunden kam.

Die Liga spielt schon ein wenig verrückt, denn obwohl die Zehlendorfer auf den stabilen Tabellenführer FC Hansa Rostock bereits einen beträchtlichen Rückstand von 17 Punkte aufweisen, sind sie trotz ihrer Durststrecke (nur ein Sieg aus den letzten 7 Spielen) als Tabellenvierter weiterhin im Aufstiegsrennen. Aufgrund der eklatanten Niederlagenserie der Hansa-Profis (der Abstieg aus der 2. Liga droht) muss die U23 des Vereins womöglich auf ihr Aufstiegsrecht verzichten. Der Zweite, TuS Makkabi hat für die Regionalliga nicht gemeldet, darf also nicht aufsteigen, und der Rostocker FC schwächelt ähnlich wie die „kleine“ Hertha, die nur zwei Punkte hinter dem RFC liegt. „Hätte, hätte“ hört man im Umfeld der Zehlendorfer immer häufiger angesichts zahlreicher unnötiger Punktverluste. Das sollte man schnellstmöglich abhaken. Man hat es sogar immer noch in der eigenen Hand. Am drittletzten Spieltag reist man noch zum Rostocker FC, ein Finale scheint sich, zum Trotz aller letzten Resultate, anzubahnen. So gilt es nur, sich auf das Auswärtsspiel bei Optik Rathenow vorzubereiten. Eine gute Gelegenheit, die Wende einzuleiten, denn wie bei einem Marathon kommt es nicht darauf an, wie die ersten 35 Kilometer verlaufen sind, entscheidend wird sein, in welcher Verfassung man sich im Endspurt befindet. Die letzten Kraftreserven mobilisieren, gute Nerven bewahren, unnötige Sperren vermeiden und auch ein wenig mehr Kaltschnäuzigkeit beim Abschluss wären da hilfreich. Noch ist es nicht zu spät. 

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