F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

24.04.2023 / 1. Herren

Stein und Obst sichern drei Punkte

„Kleine“ Hertha nutzt Überzahl im zweiten Abschnitt / 2:0-Erfolg in Rathenow

Knackpunkt des Spiels war die 45. Minute, da waren sich nach Spielende alle einig – sowohl Zehlendorfs Co-Trainer Timo Steinert als auch 03-Trainer Robert Schröder und sein Gegenüber Ingo Kahlisch vom FSV Optik Rathenow. Wenige Augenblicke vor dem Halbzeitpfiff kassierte Optiks Härtel seine zweite Verwarnung innerhalb von 120 Sekunden, was zu gelb-rot und Überzahl für die Berliner im kompletten zweiten Abschnitt führte. Die Gäste aus der Hauptstadt nutzten dies (ungewohnt) effektiv aus, siegten mit 2:0 und halten das Aufstiegsrennen weiterhin offen.

Verzichten musste 03-Trainer Schröder auf seinen etatmäßigen Verteidiger Dennis Dombrowe, der gelbgesperrt fehlte, dafür kehrte Eric Stiller in die Startaufstellung zurück. Die Partie begann mit kontrolliertem Aufbau der „kleinen“ Hertha, die zunächst auf Ballbesitz setzte. Nachdem „Maxi“ Obst einen Eckball Cenker Yoldas' knapp verpasste (7.), bot sich jedoch den Gastgebern die größte Chance des ersten Abschnitts. Stiller unterlief einen lang geschlagenen Ball, doch Härtels Heber ins von 03-Schlussmann Jasper Kühn verlassene Gehäuse flog links am Tor vorbei (15.). 

Nach einer (erfolglosen) Rathenower Freistoß-Serie zwischen der 14. und 20. Minute waren die Zehlendorfer wieder am Drücker. Doch die Möglichkeiten von Marius Ihbe (rechts oben am Winkel vorbei) Stiller (aus fünf Metern nach Cenker-Freistoß) gehörten eher zur Kategorie „Halb-Chance“. Wenig später folgte die Doppelverwarnung gegen Härtel, die den Berliner eine Überzahl bescherte.

Schröder muss seinen Mann wohl die Parole „Sofort Druck machen“ mit auf den Weg gegeben haben, denn sie schnürten die Gastgeber sofort in deren Hälfte ein. Schon in der 51. Minute hatten die Zehlendorfer die Führung auf dem Fuß: Igli Camis Eingabe verpasste zwar Ihbe, doch der besser postierte Mushakir Razeek traf die Kugel, sein Versuch geriet jedoch zu zentral. Keine zwei Minuten darauf fiel bereits die Vorentscheidung. Carl Hopprich hatte sich links im Strafraum durchgesetzt, wurde jedoch regelwidrig zu Fall gebracht. Beim fälligen Strafstoß verlud Kapitän Lenny Stein Rathenows Schlussmann Hawwary, sicher flog das Leder ins rechte Eck (53.). Für Statistiker: Steins Treffer bedeutete die erste Zehlendorfer Führung in Rathenow seit dem Oberliga-Aufstieg 2014. Zuvor hieß es 1:4 und 0:2.

In der Folge kontrollierte die „kleine“ Hertha das Geschehen, stand hinten sicher (was schon ein Fortschritt im Vergleich zu den letzten Wochen war) und entschied die Begegnung endgültig in der 71. Minute. Nach Razeek-Pass scheiterte George Didoss zwar noch an Hawwary, den Abpraller aber drückte Obst artistisch aufs Tor, wo Optiks Leroy den Ball auf der Linie mit der Hand zu klären schien. Doch mitten in die Berliner Proteste zeigte Bernowitz aus Lübeck zur Mitte, sein aufmerksamer Linienrichter hatte sofort auf Tor entschieden, der Ball die Linie bereits überschritten, die Unschulds-Beteuerungen der Gastgeber blieben aus. So bekamen Trainerstab als auch Ersatzspieler die endgültige Entscheidung zum 0:2 gar nicht so richtig mit. Einen Aufreger gab es, als der (so häufig verletzungsgeplagte) Hopprich am Boden behandelt werden musste. Doch er selbst gab vorsichtig Entwarnung: „Ich bin im Rasen hängengeblieben und habe das Knie überstreckt. Aber bei meinen schweren Verletzungen hat es sich schlimmer angefühlt. Ich denke, dass es nichts langwieriges ist.“

Erwähnenswert noch: Eine Didoss-Ecke touchierte die Latte (85.), Cami handelte sich die 5. Gelbe Karte ein und fällt für das Spitzenspiel nächsten Sonntag gegen TuS Makkabi (15:00 Uhr!) aus und der lustige, überaus charmante Optik-Stadionsprecher kündigte die Zehlendorfer bei der Begrüßung als 99%-igen Aufsteiger in die Regionalliga an. Begründung: Der FC Hansa Rostock steigt aus der 2. Liga ab, folglich kann deren U23 nicht aufsteigen, der Rostocker FC verfügt über kein taugliches Stadion, TuS Makkabi hat nicht gemeldet und der CFC Hertha 06 liegt bereits zu weit zurück. Nicht auszudenken, sollte er recht behalten.

Für Trainer Schröder ist das noch Zukunftsmusik (die er selten gerne hört). Für ihn war „das Motto des heutigen Spiels „Zuverlässigkeit“. Wir haben uns bei Ballbesitz schwer getan, Lösungen zu finden und hatten nicht so klare Möglichkeiten wie in den letzten Wochen. Wir haben zuletzt schon bessere Spiele gezeigt, aber ich freue mich besonders, dass wir mal wieder zu Null gespielt haben.“ Sein Co-Trainer Steinert lag mit ihm auf einer Wellenlänge: „Es war sicher nicht unser bestes Spiel. Am Ende hat uns die berechtigte gelb-rote Karte geholfen. Wir hatten trotzdem in der zweiten Hälfte viele Unkonzentriertheiten am Ball und besaßen auch trotz Ballkontrolle wenig klare Torchancen. Dafür haben wir hinten keine blöden Aktionen, die wir in den letzten Spielen immer wieder hatten, zugelassen.“

Erstmals bedankten sich die Zehlendorfer Spieler bei ihren mitgereisten Fans, über deren erstmaliges Erscheinen („Wie aus dem Nichts“) zum Heimspiel gegen den SV Tasmania in der Vorwoche auf Seiten der 03-Verantwortlichen großes Rätselraten herrschte. Sehr viel schlauer ist man zwar immer noch nicht, außer, dass sie aus der Gegend Nikolassee kommen sollen und einige von ihnen in jungen Jahren bei den Hertha-Knöpfen aktiv waren. Während sie im Heimspiel neben lautstarker Anfeuerung auch noch durch (unsportliche) Sprüche gegenüber den Gäste-Fans von Tasmania und (unsinnigen) Einsatz von Feuerwerkskörpern auffielen, unterstützen sie am Samstag ausschließlich das eigene Team nach Kräften. So soll es sein. Die vor dem Spiel an sie gerichteten Worte von Team-Manager „Zippo“ Zimmer schienen auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Präsident Kamyar Niroumand deutete an, die jungen Fans mit Vereins-Utensilien ausstatten zu wollen, schließlich können die Zehlendorfer in der spannenden Saisonschlussphase jede (positive) Unterstützung gebrauchen.

Es ist schon Paradox, ausgerechnet in ihrem (wohl) schlechtesten Spiel seit Wochen nehmen die Berliner endlich einmal wieder drei Punkte mit. Das sollte niemanden stören, doch wird am kommenden Wochenende eine Leistungssteigerung vonnöten sein, will man nicht sein blaues Wunder erleben. Doch vielleicht liegt die (Außenseiter?)-Rolle den Schröder-Schützlingen. Können sie sich hier schadlos halten, liegen sie beim Einbiegen auf die Zielgerade (anschließend nur noch fünf Spiele) durchaus in günstiger Position.

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