F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

19.08.2021 / 1. Herren

Sorgen waren unbegründet

Zehlendorfer imponieren beim 4:0-Erfolg gegen Stern 1900 - Weiter ohne Gegentor

Fotos: TDbir Sport

Wer als Zehlendorfer Fan die jüngsten Ergebnisse in den Duellen mit Bezirksnachbarn Stern 1900 im Hinterkopf hatte, trat die Reise an den Breitenbachplatz vielleicht mit gemischten Gefühlen an. „Wir sind hergefahren und wussten nicht genau, was uns erwartet“, gab Zehlendorfs Team-Manager „Zippo“ Stüwe hinterher ehrlich zu. Ein 1:1 im letzten Punktspiel und eine dramatische 5:6 Pokalniederlage nach Verlängerung erzeugten im Vorfeld Spannung. 90 absolvierte Minuten später verriet ein Blick auf die kleine Anzeigetafel, dass die Sorgen unbegründet waren: 0:4 stand dort zu lesen. Aus Sicht der Steglitzer Gastgeber.

Das Trainerduo Fabian Gerdts/Robert Schröder war vor dem Anpfiff erneut gezwungen, ihre vom Sonntag erfolgreiche Formation zu ändern. Nun fiel auch noch Mike Ryberg aus. „Morgen wird ein MRT Aufschluss geben, aber der Arzt geht von einem Kapselriss im Knie aus“, gab der schnelle Außenspieler Auskunft über seine Verletzung, die ihn im schlimmsten Fall länger ausfallen ließe. Für ihn rückte Mushakir Razeek ins Team.

Die ersten 45 Minuten verliefen ohne große Höhepunkte. Die Zehlendorfer führten zwar das Spiel überlegen, ohne sich jedoch Torchancen zu erarbeiten. Aber sie ließen auch wenig zu, was für Gerdts einer „der Schlüssel zum Erfolg war. Uns zeichnet bisher eine gute Organisation aus, sodass wir wenig Konter zugelassen haben.“ Abwehrhüne Lenny Stein sah es ähnlich: „Wir hatten auch in der ersten Halbzeit schon viel Ballbesitz, waren aber noch nicht zielstrebig genug.“ Sekunden vor dem Pausenpfiff profitierte die „kleine“ Hertha von einer Eigenschaft, die Spitzenteams auszeichnet: Sie machen in psychologisch wichtigen Zeitpunkten die Tore. Als Jason Rupp im Steglitzer Strafraum zu Fall kam, entschied Schiedsrichter Florian Lukawski auf Elfmeter. Ein Strafstoß, den man in die Kategorie „Kann man geben, muss man aber nicht zwingend“ einordnen konnte. Stein verwandelte zum 1:0 (45.) - wie auch schon fünf Tage zuvor.

Überhaupt Rupp: Er scheint in dieser Spielzeit noch mal einen Sprung nach vorne zu machen. Zeigte er zuletzt schon ansprechende Leistungen, war er gestern an fast allen Treffern beteiligt. Nach dem von ihm erwirkten Elfmeter, sorgte er für das 2:0 gleich selbst. Eine schöne Vorarbeit von Igli Cami (auch schon am Sonntag Vorbereiter eines Treffers) lenkte er direkt ins Tor: 2:0 (61.) und läutete damit eine Viertelstunde ein, die die Zehlendorfer Anhänger lange in Erinnerung behalten werden und die die Entscheidung herbeiführte. „Die Mannschaft hat sich sehr geduldig gezeigt“, analysierten Robert Schröder und Fabian Gerdts später identisch. Nun erntete sie für ihre Disziplin: Erneut Stein per Kopfstoß nach einer Ecke (66.) zum 3:0 und Romario Hartwig, ebenfalls per Kopf nach einem Freistoß von Rupp, zum 4:0 (74.) sorgten für den Endstand unter schlechtem Flutlicht.

Doppeltorschütze Stein sah sein Team „gallig. Es war heiß auf das Spiel und das haben wir auch gezeigt. Insgesamt eine super Partie von uns.“ Für Rupp „hat heute jeder für jeden gekämpft. Mit unserem Teamgeist können wir in dieser Saison eine gute Rolle spielen.“ Sterns Trainer Andreas Thurau, ehemals Zehlendorfer, erkannte neidlos den Sieg der „kleinen“ Hertha an: „Eine Bittere aber verdiente Niederlage für uns. In der ersten Halbzeit haben wir noch Paroli bieten können. Am Ende hat Zehlendorf seine Klasse ausgespielt und verdient gewonnen.“ Für Schröder fiel „der Sieg vielleicht ein, zwei Tore zu hoch aus. Eis war eine tolle Mannschaftsleistung aller Spieler. Jetzt gehen wir mit vollem Selbstbewusstsein aber auch mit Demut in das Spiel gegen Mahlsdorf.“

Am Sonntag bemängelten wir an dieser Stelle noch die unnötig hohe Anzahl an Gelben Karten. Gestern zeigten sich die Zehlendorfer Akteure vorbildlich: Keine weitere Verwarnung, was angesichts der Verletztenliste nicht hoch genug angerechnet werden kann. Bemerkenswert auch: Nach drei Begegnungen weist die Abwehr um Dennis Dombrowe, Louis-Nathan Stüwe, Stein, Cami und Torhüter Paul Büchel noch keinen Gegentreffer auf. Hier scheint sich eine Kombination gefunden zu haben, die allerhöchsten Liga-Ansprüchen mehr als genügt. Schon am Sonntag wartet auf sie mit Christopher Zorn, Denis Mrkaljevic, Kevin Stephan und Christopher-Lennon Skade eine größere Herausforderung.

Ur-Zehlendorfer Stüwe-Zimmer jedenfalls strahlte über alle Maßen: „Das war für mich ein Spiel für die Seele. Wir waren von der ersten bis zur 90. Minute voller Selbstvertrauen. Ich finde es großartig, wie gerade die Ersatzspieler sofort ins Spiel finden. Ein Deniz-Kaan (Hirik) absolviert seine ersten Oberliga-Minuten und spielt, als wäre er immer schon dabei. Jetzt müssen wir zusehen, dass wir die Spannung hochhalten und nicht zu selbstsicher werden. Aber die Trainer werden schon darauf achten.“ Davon kann man ausgehen, denn sowohl Schröder als auch Gerdts zählen eindeutig zur Sorte der Geerdeten. Vielleicht geht am kommenden Sonntag  (gegen Eintracht Mahlsdorf um 14:00 Uhr am Siebenendenweg) aber auch Stüwe-Zimmers Wunsch in Erfüllung:„Das war heute so, wie ich mir das wünsche: Dass die Zuschauer gern zu unseren Partien kommen, weil wir attraktiv spielen.“

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