F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

15.09.2019 / 1. Herren

SC Staaken 1919 - FC Hertha 03 Zehlendorf 1:2 (0:2)

Sprint hielt die Punkte fest

Begeisternde erste Hälfte - Wegener trifft erstmals beim 2:1-Sieg in Staaken

Begeisternd war's vor der Pause, nach dem Wechsel nicht mehr. Aber was soll's! Über Zehlendorfs 2:1-Auswärtserfolg beim SC Staken war 03-Trainer Markus Schatte trotzdem erfreut - und er hatte auf der Pressekonferenz ja nicht ganz unrecht: "Es ist sehr schwierig aus Staaken etwas mitzunehmen." Man habe sich deshalb die ganze Woche über schon Gedanken gemacht, was man im Vergleich zum ersten Spiel auf Kunstrasen gegen den SV Tasmania (0:1 verloren) verändern könnte. Herausgekommen war, dass sich der etatmäßige Innenverteidiger Lenny Stein plötzlich als zweite Sturmspitze wiederfand und dort in den ersten 45 Minuten auf der ungewohnten Position keine schlechte Figur abgab.

Wer zu den Staakenern hielt, dem musste nach 20 Minuten Angst und Bange werden. Vom Anpfiff weg fanden sich die Gastgeber in der eigenen Hälfte wieder, ihnen gelang kaum einmal Entlastung und sie wirkten im Zehlendorfer Sturmwirbel beinahe überfordert. Schon in der 4. Minute hatte alles, was zur "kleinen" Hertha zählte, den Torschrei auf den Lippen, doch wurde die Doppel-Kopfballchance durch Torjäger Sebastian Huke und Mert Sait noch von Staakens Torsteher Lukas Hesse von der Linie geschlagen. Die Zehlendorfer schworen selbst weit nach Spielschluss Stein und Bein, der Ball habe die Linie bereits überschritten. Keine fünf Minuten später versetzte Stein mehrere Gegenspieler, doch auch sein anschließender Schuss wurde auf der Linie geklärt.

Da war die Zehlendorfer Führung nur logisch. Der erst 18-jährige Paul Wegener krönte seine engagierte Leistung mit einem platziertem Schuss nahe der Strafraumgrenze zum 1:0 (13.). Die Gäste nutzten die Schockstarre der Staakener und erhöhten bereits mit dem nächsten Angriff auf 2:0. Eine Vorlage Steins per Kopf (womit sonst?) legte Phil Butendeich uneigennützig auf den am rechten Fleck stehenden Huke ab, der sicher vollendete. Die "kleine" Hertha brannte ein wahres Feuerwerk ab. Ein Sait-Freistoß fand den Kopf von Kapitän Robert Schröder - drüber (32.).

"Wir haben Staaken vor der Pause dominiert, wie das nur wenigen Mannschaften hier gelingt", fand Schröder die richtigen Worte zum ersten Abschnitt. Doch das Manko der Zehlendorfer war (nicht erst seit gestern) die letzte Konsequenz im Abschluss. "Dafür, dass wir eine überragende erste Halbzeit gespielt haben, müssen wir eigentlich höher führen", erkannte auch 1:0-Torschütze Wegener.

Und so kam es, wie es im Fußball häufig geschieht. "Im zweiten Abschnitt bekommen wir sofort das Gegentor, was natürlich nicht förderlich ist", umschrieb Torhüter Philip Sprint das folgende Geschehen in einer Art Understatement. Tatsächlich bedeutete Jack Krumnows Anschlusstreffer in den Winkel (49.) einen Bruch im Spiel. "Wir bringen uns durch eigene Fehler immer wieder selbst in Bedrängnis", erkannte Huke das Problem. Im gleichem Maße, wie die Staakener mit einer anderen, giftigeren Einstellung aus der Kabine kamen, verloren die die Gäste den Faden. "Wir haben uns von Nickligkeiten anstecken lassen, hatten nicht mehr die Ruhe bei Ballbesitz, stattdessen häuften sich leichtfertige Fehler", brachte Schröder es auf den Punkt.

Nun waren andere Qualitäten gefragt. Jeder, der selbst Fußball gespielt hat, kennt das.  Ein urplötzlicher Anschlusstreffer kann eine Eigendynamik auslösen, eine Partie zum Kippen bringen, mag sie vorher noch so eindeutig verlaufen sein. "Vor der Pause waren wir fußballerisch stark, nach dem Wechsel kämpferisch", fasste Stein die 90 Minuten zusammen. Die Zehlendorfer reagierten auf die veränderten Umstände. "Wir haben im Gegensatz zum Spiel gegen Tasmania mehr Willen gezeigt, Bälle geblockt und besser verteidigt", erkannte Sprint Fortschritte in der Entwicklung seiner Mannschaft. Tatsächlich gab es an der Einstellung der "kleinen" Hertha nichts auszusetzen, auch wenn man sich am Rande so manches Mal wünschte, dass die Zehlendorfer selbst den einen oder anderen Konter besser ausgespielt und somit für  mehr Entlastung gesorgt hätten.

Am Ende war es so, wie Schröder es später zusammenfasste: "Vor zwei Wochen haben wir uns von Rostock noch die Butter vom Brot nehmen lassen, heute haben wir es mit Glück und einem guten Torwart verteidigt."  Sprints Momente kamen zu einem Zeitpunkt, als alle Zehlendorfer sehnsüchtig auf den Abpfiff schielten: 89. Minute - bei einem Schuss von Sebastian Gigolo reagierte Sprint großartig, beim Nachschuss stand ihm das Glück des Tüchtigen zur Seite. Und noch in der Nachspielzeit parierte er ein Geschoss von Wartchow, den Abpraller vergab Yeboah. Sprint, auch sonst die Zuverlässigkeit in Person, hielt der "kleinen" Hertha den Sieg fest. "Wir haben noch Potenzial nach oben", merkte Schröder kritisch an. Seinen Torwart wird der Kapitän nicht gemeint haben.

Man darf nicht vergessen, auch wenn Trainer Schatte nicht jedes Mal darauf hinweisen mag: Sechs Akteure hatten am Sonntag die 21 Jahre noch nicht überschritten. Der Zehlendorfer Weg, auch im Ernstfall auf junge, entwicklungsfähige Spieler zu setzen, hat seine Tücken - selbstverständlich. Doch auf lange Sicht werden sie am Siebenendenweg viel Freude an diesem Team haben. Dazu gehört, Geduld zu behalten, aus Fehlern zu lernen, diese abzustellen, um den nächsten Schritt zu machen. So kann man Schattes Aussage "Insofern bin ich zufrieden" durchaus im Gesamtkontext sehen - und nicht nur bezogen auf die drei geholten Punkte am gestrigen Sonntag. Schon am kommenden Samstag (!) wartet mit dem Brandenburger SC Süd 05 die nächste Aufgabe. Sich in der Spitzengruppe festsetzen, gleichzeitig dabei entwickeln - ein spannendes Unterfangen.

Hertha 03 spielte mit:

Sprint, Wahl (60. Klecher), Schröder, Hopprich, Sait; Rohana, Wegener ( 81. Nellessen), Hortum; Butendeich (73. Hirik), Stein, Huke

ZUSCHAUER: 143

TORE: 0:1 Wegener (13.), 0:2 Huke ( 14.), 1:2 Krumnow ( 49.)

GELBE KARTEN: Wegener (33.), Stein (76.), Rohana (80.), Meister (83.), Huke (90.), Hortum (90.+3.)

 

 

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