F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

23.08.2020 / 1. Herren

Ismailis 1:0 war zu wenig

Nur 1:1 im Derby bei Stern 1900

„Die wollen nicht mehr, die 03er“, sagte ein dem Gastgeber Stern 1900 zugeneigter Fan auf den gut gefüllten Rängen. Man hatte in der Tat das Gefühl, dass sich die Zehlendorfer in den letzten 30 Minuten selbst nicht sicher waren, ob sie noch mit letzter Vehemenz den Sieg anstreben oder sich vielleicht doch lieber mit dem einen Punkt begnügen sollten – ohne das letzte Risiko einzugehen. Den Sieg klarzumachen, versäumten sie ausgerechnet in ihrer stärksten Phase, in den gut 20 Minunten nach ihrem schnellen Führungstreffer nach dem Wechsel durch Egzon Ismaili.

Simon Rösner überraschte mit einer neuen Startformation: Für den am Rücken geplagten Lukas Rohana rückte Carl Hopprich in die Elf, Sebastian Huke musste zunächst Geburtstagskind Jason Rupp weichen und „Maxi“ Obst ersetzte Mike Ryberg. Die erste Zehlendorfer Möglichkeit (im neuen roten Dress) besaß ausgerechnet Obst gegen seine alten Mannschaftskameraden, doch sein Schuss ging links am Kasten vorbei (5.). Danach war es ein verteiltes Spiel auf beiden Seiten, wobei die Gastgeber in ihrem ersten Oberliga-Heimspiel genau das boten, was man von ihnen erwarten durfte: Robust in den Zweikämpfen, reaktionsschnell und (zum Teil) kombinationssicher. Und dennoch besaß die „kleine“ Hertha durch Lenny Steins (zu zentral geratenen) Kopfball nach Freistoß von Phil Butendeich eine weitere Chance (18.). Wenig später bot sich Stern die Gelegenheit, 1:0 in Führung zu gehen, doch Schrades Kopfball parierte Büchel.

Wie überhaupt Büchel erneut eine sichere Patie bot und gegen Cakin (38.) und Özdal (43.) den Rückstand verhinderte und seine Mannschaft im Spiel hielt. Zuvor hätte Kolja Oudenne für den ersten Zehlendorfer Saisontreffer sorgen können, nach einer Kombination Rupp/Butendeich geriet sein Schuss jedoch zu harmlos (26.). Wenig später übernahm Stern 1900 das Kommando vor der Pause und der Halbzeitpfiff kam für Trainer Simon Rösner zur rechten Zeit.

Es muss eine „Ansage“ gegeben haben, denn keine 120 Sekunden waren gespielt, da hämmerte Ismaili nach feinem Pass von Rupp die Kugel kompromisslos hoch ins linke Eck, unhaltbar für den guten Simon Slotta (47.). Die stärkste Phase der Zehlendorfer begann und zugleich muss man ihnen den Vorwurf machen, ihre Überlegenheit nicht in letzter Konsequenz in Tore umzumünzen. Es schlich sich eine trügerische Sicherheit in ihr Spiel nach dem Motto „Wenn wir das 2:0 machen ist gut, wenn nicht: ist auch gut.“ Man kontrollierte den Gegner. Rupp bediente per Hacke Butendeich, Slotta kam rechtzeitig aus seinem Gehäuse (55.).

Dann drehte sich das Geschehen erneut. Bei Cakins Schuss aus 20 Metern (rechts vorbei) hatten die Gäste noch Glück, doch nur drei Minuten später machte er es besser: 1:1 (63.). Der erste Heimtreffer der Steglitzer, bejubelt von einem Großteil der (angeblich nur) 260 Zuschauer. Von nun an stockte das Zehlendorfer Offensivspiel. Rybergs Ecke, an Freund und Feind vorbei durch den Fünfmeterraum, war noch die gefährlichste Aktion. Näher an einem Torerfolg war fortan Stern: 71. Medrane links vorbei, 81. Matterns Freistoß lenkte Büchel artistisch über die Latte – doch alles wurde übertroffen von Lux' spektakulärem Flug durch die Luft, bei dem er per Hacke den Einschlag nach Schuss von Medrane verhinderte (75.). Hier das 2:1 für Stern, die Zehlendorfer wären ohne Punkt nach Hause gefahren. 

Und doch hätten es drei Punkte sein können: Zwei Minuten vor Ultimo steckte Huke auf Mert Sait durch, aus spitzem Winkel sauste das Leder rechts vorbei. Den Schlusspunkt setzten erneut Medrane und Büchel – erneut mit dem besseren Ende für den überzeugenden Schlussmann der „kleinen“ Hertha.

„Schreib' nicht wieder zu weich“, wurde der Autor der Zeilen von einem Zehlendorfer Zuschauer freundlich gebeten. Sicherlich sind alle im Zehlendorfer Lager enttäuscht: Spieler, Verantwortliche und Anhänger. Doch sei eines angemerkt: Stern 1900 gehörte (erwartungsgemäß) zu den unangenehmen Aufsteigern, die noch dazu mit Rückenwind (nach dem 2:0 in der Vorwoche) in ihr erstes Heimspiel gingen. Ausgerichtet auf ihrem Platz, dessen Geläuf sie sich zu Nutzen machten. Man muss kein begnadeter Prophet sein, um vorauszusagen, dass dort noch andere Teams Probleme bekommen werden. Dennoch hatten sich Rösner und seine Mannen einen anderen Saisonstart gewünscht. Ein anderer (besonnener) Hertha-Anhänger verwies darauf, dass die Meisterschaft nicht an den ersten beiden Spieltagen vergeben wird. Sie haben beide recht, doch darf in den beiden folgenden Spielen (Victoria Seelow zuhause, MSV Pampow auswärts) nicht mehr viel hergeschenkt werden. So ist (natürlich) noch längst nichts verloren, und doch verspüren Schröder & Co. schon den Druck, den Rückstand nicht zu groß werden zu lassen. Pflichtaufgaben gehören zu den unangenehmsten.


Hertha 03 spielte mit: Büchel – Cami (46. Ryberg), Schröder, Stein, Dombrowe – Oudenne (64. Jahn), Obst, Hopprich (73. Lux), Ismaili (81. Huke) – Rupp, Butendeich (73. Sait)

Die Torfolge: 0:1 Ismaili (47.), 1:1 Cakin (65.)

Zuschauer: 260

Gelbe Karten: Schröder (30.), Sait (79.), Stein (83.)

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