F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

01.11.2021 / 1. Herren

Gespenstische Stille 

„Kleine“ Hertha unterliegt 1:2 in Brandenburg

Auf der Rückreise aus Brandenburg herrschte gespenstische Stille im Zehlendorfer Mannschaftsbus. Man hätte die sprichwörtliche Stecknadel auf den Boden fallen hören. Tief enttäuscht saßen Spieler, Trainerteam und Staff nach der 1:2-Auswärtsniederlage beim gastgebenden SC Süd 05 in ihren Sitzen, dabei vier Niederlagen in den letzten fünf Punktspielen im Gepäck mit sich führend.

Dabei hatten sie sich so viel vorgenommen. Mit der Motivation eines 3:2-Derbysieges gegen den SC Staaken im Rücken, schien alles bereitet, um den Anschluss nach oben nicht ganz abreissen zu lassen. Die Statistik sprach für die Berliner: Nur ein Unentschieden hatte sie in sieben Oberliga-Jahren in Brandenburg hinnehmen müssen, alle anderen Begegnungen wurden gewonnen. Dazu waren die Gastgeber auf eigenem Platz in ihren bisherigen vier Heimspielen ohne Sieg geblieben, der letzte Heimsieg lag sogar über ein Jahr zurück.

Die Zehlendorfer schienen in den ersten Minuten förmlich überrascht von der Wucht und Aggressivität der heimischen Mannschaft , die von ihrem neuen Trainer Sven Körner mit den richtigen Worten auf den Platz geschickt worden war. 2:0 Ecken standen nach noch nicht einmal drei Minuten zu Buche, und die zweite Ecke brachte sogleich zählbares auf der Anzeigentafel: Jimenez Paris, auffälligster Brandenburger Akteur im Verlauf des Spiels, nutzte eine Verwirrung im Zehlendorfer Strafraum und traf zum 1:0 (4.).

Die Berliner berappelten sich nach diesem Schreck. Zuerst rauschte ein Flugkopfball von Zulu Ernst nach Flanke von Mike Ryberg am Kasten vorbei (11.), danach war es wieder Ryberg der von links vorlegte, Ernst ließ mit dem Kopf abtropfen, doch Maximilian Obsts Volleyschuss ging weit drüber (20.). Auch vier Ecken in Folge brachten nicht den gewünschten Erfolg. Immer wieder fehlte die nötige Präzision. Besser machten es die lauf- und zweikampfstarken Brandenburger. Wieder war es eine Ecke von rechts, wieder war Paris der Nutznießer. Völlig freistehend setzte er seinen Kopfball unhaltbar für Paul Büchel ins Netz (26.). Dass es für die „kleine“ Hertha nicht noch schlimmer kam, hatten sie ausschließlich den Gastgebern zu verdanken, die (wiederum nach einer Ecke von rechts) durch Grundmann per Kopf das 3:0 verpassten.

Die erhoffte schnelle Wende nach dem Wechsel blieb aus. Außer einer Gelegenheit für Jason Rupp, dessen Schuss vorbei ging (49.), blieb vieles zu zaghaft, die nötige Entschlossenheit fehlte, vielleicht auch die richtige Einstellung zum tiefen Boden. Immer wieder wurde der Ball zu lange am Fuß geführt, was bei dem hohen Rasen das falsche Mittel war. Auch fand der Gegner dadurch immer die nötige Zeit, sich rechtzeitig zu formieren. Dazu nervten die Gastgeber, stellten immer wieder Überzahl her und  unterstützten sich gegenseitig verbal. Nach etwa einer Stunde befreiten sich die Brandenburger und der Ex-Zehlendorfer Arjan Duraj hätte die Partie eigentlich schon entscheiden müssen. Doch sowohl in der 58. als auch in der 62. Minute verpasste er vollkommen frei vor Büchel die sichere Entscheidung.

Anschließend setzten Schröder/Gerdts alles auf eine Karte, brachten Igli Cami und Romario Hartwig für Dennis Dombrowe und Obst und beorderten den langen Lenny Stein als Anspielstation an den gegnerischen Strafraum. Das zeigte Wirkung. Zuerst verpasste zweimal Deniz Citlak (70., 72.), ehe Steins Drehschuss aus 17 Metern doch noch zum 2:1 einschlug (82.). Die Gastgeber, mit ihren Kräften nun sichtbar am Ende, hatten Glück, dass wenig später der eingewechselte A-Junior Kareem Frölich nur den Pfosten traf. So aber blieb es beim nicht unverdienten ersten Heimsieg der Brandenburger, weil auch Steins letzter Versuch in der Nachspielzeit übers Tor flog.

Den Schwung vom Heimsieg gegen Staaken wollte die „kleine“ Hertha mitnehmen. Daraus wurde nichts. Im Gegenteil. Die Enttäuschung war gar nicht einmal so heftig, weil man eine große Gelegenheit ungenutzt ließ, dem an diesem Wochenende strauchelnden Rostocker FC wieder etwas auf die Pelle zu rücken. Vielmehr war es die Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung. Hat man die Elf angesichts ihres furiosen Saisonstarts vielleicht überschätzt? Niederlagen gegen weit schwächer eingeschätzte Teams wie Schwerin und Brandenburg lassen dies vermuten. Zugute halten muss man, dass eine unglückliche Häufung an Verletzungen die Planungen der Trainer immer wieder über den Haufen geworfen haben. Akteure, die eine Pause (auch kräftemäßig) nötig hätten, sind gezwungen, immer wieder zu spielen. Nun gilt es, sich zu straffen. Vielleicht kommt da am folgenden Wochenende ein Kontrahent wie der Greifswalder FC gerade recht. Die Favoritenrolle sind Stein, Obst & Co. erst einmal los. Das muss in dieser Phase nicht das Schlechteste sein.

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