F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

30.08.2020 / 1. Herren

Gegentor zur rechten Zeit

„Kleine“ Hertha schießt sich „frei“ - Huke trifft dreifach

F.C. Hertha 03 Zehlendorf - SV Victoria Seelow 7:1 (2:1)

Hertha 03 spielte mit: Büchel - Lux, Schröder (65. Ott), Stein, Ryberg - Dombrowe, Obst (58. Oudenne), Ismaili (45. Hortum) - Rupp (72. Jahn), Huke, Butendeich (65. Hirik)

Die Torfolge: 1:0 Ismaili (4.), 1:1 Bednarczyk (15.), 2:1 Huke (39., Foulelfmeter, Foul an Obst), 3:1 Obst (52.), 4:1 Huke (60.), 5:1 Butendeich (63.), 6:1 Huke (81.), 7:1 Jahn (86.)

Zahlende Zuschauer: 203

Gelbe Karte: Obst (49.)

 

Einen Gegentreffer zur rechten Zeit angesichts eines deutlichen 7:1-Heimerfolges – kann es das geben?Nur im ersten Moment konnte die Aussage von Zehlendorfs Trainer Simon Rösner überraschen, denn die Begründung war so simpel wie logisch. „Wenn wir uns so einen Treffer mal in der 80. Minute zum 1:1 fangen, kann es eng werden. Daher fiel das Seelower 1:1 zu rechten Zeit.“ Was er damit meinte: Früh genug, um den Schalter noch umlegen zu können. Doch das war auch fast schon die einzige Kritik, die an diesem Nachmittag im Ernst-Reuter-Stadion zu hören war.

Wieder mit Torjäger Sebastian Huke in der Startelf begann die „kleine“ Hertha furios wie selten, denn schon der erste Angriff brachte Gefahr. Ein (Trainer-)Wort übrigens noch zu Huke: „Er hat heute genau die richtige Reaktion gezeigt, nicht nur wegen seiner drei Treffer“, lobte Rösner seine Sturmspitze. Zur Anmerkung: Huke stand beim letzten Derby gegen Stern 1900 erstmals nicht in der Startelf.

Für den Führungstreffer sorgte aber nicht Huke, sondern der Torschütze der Vorwoche: Egzon Ismaili. In seiner Premierensaison 2014/15 gelang ihm nicht ein Treffer, nun schon der zweite im dritten Spiel. Aus rund 18 Metern traf er flach ins rechte Eck, unhaltbar fürs Seelows Schlussmann Geisler (4.). Zu den Torhüter gibt es vorweg noch folgendes anzumerken: Geisler traf an keinem Gegentreffer die geringste Schuld, 03-Keeper Paul Büchel hätte man aus einer Einzelbenotung streichen müssen: Fast beschäftigungslos. Seine vornehmliche Aufgabe bestand darin, eine positive (aktustische) Ausstrahlung auf seine Vorderleute auszuüben. 

Unverständlicher Weise begannen die Zehlendorfer, „einen Gang runter zu drehen“, wie es ihr pfeilschneller Rechtsaußen Phil Butendeich ausdrückte. Zwischen dem 1:0 und dem 1:1 hatten die Berliner „eine Phase, wo wir nur verwalten wollten. Wir bekommen durch einen Sonntagsschuss schnell das 1:1.“ Diese Momente waren ausschlaggebend für Rösners obige Aussage. Gemeint war Bednarczyks (wunderschön anzusehender) Treffer zum 1:1 nach nur 15 Minuten, begünstigt durch unentschlossene Zehlendorfer Abwehrarbeit. 

Was auffällig war: Die Außen der Gastgeber waren kaum zu stoppen. Insbesondere Butendeich war nicht zu halten, eine echte „Waffe“ und versetzte ein ums andere Mal seine (häufig diversen) Gegenspieler. Was fehlte: „Der letzte Pass“, wie er selbst zugab. Aber wie er immer wieder anzog, das beeindruckte die über 200 (Abstand haltenden) Zuschauer auf den Tribünen. Für Butendeich war mitentscheidend, „dass wir noch vor der Pause in Führung gehen.“

Als Huke im Strafaum auf „Maxi“ Obst ablegte und der sofort abziehen wollte, blieb den Gästen nur ein Foulspiel, um schlimmeres zu verhindern. Schiedsrichter Hannes Ventzke aus Rostock zögerte keine Sekunde: Strafstoß. Huke ließ sich nicht zweimal bitten und traf ins linke Eck zum 2:1. Bei der Vollstreckung von Elfmetern hatten die Zehlendorfer in den letzten Jahren (mit verschiedenen Schützen) so ihre Probleme, Hukes Schuss war sicher.

Einziger Wermutstropfen: Die Verletzung des emsigen Ismaili, der mit Verdacht auf eine Zerrung in der Kabine blieb und durch Melih Hortum ersetzt wurde, der im Übrigen eine gute Partie bot, durch seine Dribblings auffiel und mehrfach nur (mehr als) unsanft gebremst werden konnte.

Das Unheil für die Gäste nahm seinen Lauf in der 52. Minute: Ein langer Abschlag von Büchel (also doch beschäftigt) verlängerte Huke per Kopf auf Butendeich, der uneigennützig auf Obst ablegte: 3:1. Ein in Vorbereitung und Vollendung perfekter Angriff. Von nun an „rollte es und rollte es“, wie Rösner die zweite Halbzeit beschrieb. Was ihm am meisten gefiel: „Wir haben nicht aufgehört und sind weiter gierig geblieben. Das war schon mal anders.“ 

Das 4:1 war nicht weniger ansehnlich: Freistoß Hortum aus dem linken Halbfeld, Lenny Stein köpft zielgerichtet zur Mitte, Huke drückt das Leder mit dem Oberschenkel über die Linie (60.). Wie oft Butendeich bis dahin rechts auf davon losgezogen war, konnte man kaum noch nachzählen. Seinen Treffer markierte er auf völlig andere Weise: Nachsetzen im gegnerischen Strafraum, Balleroberung, trockener Abschluss (5:1, 63.). Es begann die Zeit der Wechsel, zu denen Rösner unbedingt etwas loswerden wollte (es war ihm extrem wichtig): „Alle Auswechselspieler sind heute auf dem Platz explodiert, das hat mir besonders gut gefallen. Die Jungs haben Charakter und nochmal eine tolle Qualität reingebracht. Das macht uns als Mannschaft stark, dass wir so wechseln können.“

Zihni Hirik mit seinen Sprints in die Tiefe ersetzte Butendeich – die Seelower konnten ihn ebensowenig stoppen. Bruno Ott feierte seine Saisonpremiere – fehlerlos. Sämtliche Möglichkiten der Gastgeber aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, bleiben die Treffer: Nach Rybergs wunderschönem Steilpass auf Kolja Oudenne, tanzte dieser an der Torauslinie auf engstem Raum zwei Gegenspieler aus, behielt den Kopf oben und bediente maßgerecht Huke: 6:1 (81.). „90 Prozent Kolja“, wie einer nicht zu unrecht auf der Tribüne hinwies. Auch das 7:1, nur fünf Minuten später, bereitete Oudenne vor: Einwechselstürmer Patrick Jahn bedankte sich und traf per Direktabnahme. 

Oudenne blieb hinterher bescheiden: „Ich wollte nach meiner Einwechslung einfach noch etwas zum Sieg beitragen.“

Die ehemaligen 03-er Marc Zellner und Benedikt Nellessen hatten im Familienblock ihre helle Freude. Doch nach Trainer Rösners Geschmack dürften eher Hukes Worte sein: „Genauso wie wir die ersten beiden Ergebnisse nicht so überbewerten sollten, müssen wir auch den Erfolg von heute richtig einschätzen. Die Trainingswoche war sehr konzentriert und es gab auch einige harte (berechtigte) Töne vom Trainerteam. Daran müssen wir anknüpfen.“ Die Zehlendorfer O-Töne (Oudenne, Huke) eint, dass sie mit den bisherigen Ergebnissen nicht zufrieden waren. Nun, das 7:1 kann sich sehen lassen, doch schon am kommenden Sonnabend in Pampow treffen sie auf einen (angeblich nicht mehr so stark besetzten) Gegner, der in seinen beiden Auswärtsspielen zuletzt jeweils vier Mal getroffen hat. Das sollte Warnung genug sein. Welche Qualitäten die Zehlendorfer (an guten Tagen) besitzen, haben sie gegen Victoria Seelow eindrucksvoll bestätigt. Doch Wahrsager sind eher andere Partien.

-OK-

Unsere Partner