F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

04.08.2021 / 1. Herren

"Es bedeutet schon etwas, für Hertha 03 Oberliga zu spielen“

Trainerteam Gerdts/Schröder will Vereins-Jugendliche für die Oberliga-Mannschaft begeistern

Teil 2

Vom Präsidenten gibt es ja seit 2015 immer wieder (vorsichtig) die Zielsetzung des Aufstiegs in die Regionalliga. Hand aufs Herz, was erwartet Ihr von Eurem Team. Und „Schrödi“, bitte nicht die Plattitüde „Ich will jedes Spiel gewinnen“. Das stimmt zwar so natürlich, auf der anderen Seite wäre dann ja der Aufstieg die logische Folge. Warum sagt Ihr dann nicht gleich mutig „Ja, ich will aufsteigen“? Es gab einen Zehlendorfer Trainer, der diese Parole mutig ausgegeben und seine Mannschaft damit überrascht und gehörig unter Druck gesetzt hat. Doch das Team reagierte anders als von vielen erwartet: Es zog daraus seine Motivation, es den Gegnern zu zeigen – was der Trainer beabsichtigte. Übrigens: Das Team war im Schnitt 21 Jahre alt und wurde tatsächlich Meister.

Schröder: „Es sind so viele Eventualitäten zu berücksichtigen. Für uns geht es darum, Woche für Woche die Spiele zu gewinnen. Mir bringt es nichts zu planen, wie es im November oder im nächsten Sommer aussieht. Das nächste Spiel ist in Pampow, da wollen wir gewinnen und alles was danach kommt, interessiert doch im Augenblick nicht. Natürlich haben wir einen Plan. Aber jetzt stellen wir uns hin und sagen „Wir wollen aufsteigen und werden Meister“ und dann fallen uns drei Spieler aus... Ich will nicht, dass man irgendwann sagt, Zehlendorf habe nur eine große Klappe. Klein reden, groß handeln – das erscheint mir sinnvoller.“

Gerdts: “In unserer Staffel kann nur einer aufsteigen. Aber sieben, acht Mannschaften schauen mit einem Auge auf die Spitze. Wenn man mathematisch nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, kann man schon erkennen wie schwierig das ist. Ich sehe nicht den Mehrwert, mich vor die Mannschaft zu stellen und so ein Ziel hinauszuposaunen. Der Fokus von dem, was wirklich wichtig ist, wird dadurch vielleicht abgelenkt, weil alle nur vom Aufstieg reden.“

Schröder: „Aber nicht falsch verstehen, wir haben schon großes Vertrauen in unsere Mannschaft. Wir sind in der Lage mit dieser Mannschaft jedes Spiel zu gewinnen. Das haben die Jungs bewiesen.“

“Schrödi“, Du hast einmal gesagt, dass Du mit der Art Fußball, die Dein Team spielen soll, die Leute in Zehlendorf wieder begeistern willst, damit sie ins Stadion kommen. Glaubst Du ernsthaft, dass dies möglich wäre? Und zweitens, obwohl es nicht Deine Aufgabe ist, was könnte der Verein noch machen, um die Leute an den Siebenendenweg zu locken?

Schröder: „Ich finde, mehr Spiele am Freitag wären attraktiv.“

Gerdts: „Ja, Flutlichtatmosphäre ist klasse. Wenn Balljungen dabei sind, so kenne ich es, ist es zumeist so, dass dann auch die Eltern ins Stadion kommen. Oder die Jugend trägt vorher ein Spiel aus und man lädt sie anschließend zu unserem Spiel ein. Vielleicht sollte man versuchen, dass sich die Kinder im Verein in irgendeiner Form für uns begeistern.“

Schröder: „Was schön wäre, das soll aber keine Forderung an den Verein sein, wenn es mehr Identifikation im Verein mit unserer Mannschaft geben würde. Dazu gehört für mich aus unserer Sicht auch dazu, wenn unsere Spieler auf die Anlage kommen, dass sie zu den Leuten „Hallo“ sagen, damit man in den Austausch kommt. Wenn zum Beispiel die Balljungs einige Tage später nach einem Spiel zu uns kommen und sagen „Hallo Schrödi, wie geht’s?“, dann hätten wir schon viel gewonnen. Zehlendorf spricht immer von der Fußball-Familie, das müssen wir hinbekommen, da wollen wir unseren Teil zu beitragen. Durch unsere Offenheit wollen wir Interesse schaffen.“

Wer die ersten Testspiele beobachtet hat und mal beim Training, speziell in den ersten Wochen, vorbeigeschaut hat, wird den hohen Anteil an A-Junioren bemerkt haben. Da waren auch Spieler dabei, die nur für die Jugend eingeplant sind. Diese Vorgehensweise bzw. Verzahnung der Teams finde ich persönlich wunderbar. Wer kam darauf, was versprecht Ihr Euch langfristig davon und wie haben die Junioren das aufgefasst?

Gerdts: „Wir finden es nur logisch, dass wir zu den A-Jugendlichen Kontakt halten. Wir verstehen uns ausgezeichnet mit Alex Kwasny (Trainer der A-Junioren) und hatten von Anfang an eine gute Kommunikation. Ich kenne das auch vom BSC so. Das ist doch sinnvoll, sie jetzt schon bei uns trainieren zu lassen oder in den Testspielen zu bringen, auch wenn sie dieses Jahr für uns noch nicht auflaufen. Aber wenn sie in der nächsten Saison dazu stoßen, kennen sie schon alle. Sie wissen, wie die Abläufe sind und haben schon etwas mehr Mut. Auch wenn wir sie vielleicht in der Rückrunde doch mal reinwerfen müssen, kennt man sich schon, was es allen leichter macht.“

Schröder: „Der Austausch mit Alex und Kevin (Tiefenbach) ist super. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle auch nochmal bedanken. Alex hat uns immer unterstützt, wenn wir Spieler gebraucht haben und er es für seine Spieler als sinnvoll ansah. Wir haben den A-Junioren auch in Gesprächen schon dargelegt, dass es ein Ziel sein kann, in Zehlendorf Oberliga zu spielen. Das bedeutet schon was. Bei Jugendlichen wird es oft abgetan. Da heißt es dann „Ach, ich habe schon B-Jugend Bundesliga gespielt und A-Jugend Regionalliga. Warum soll ich mir Oberliga antun?“ Nein, kann ich da nur sagen. Es bedeutet schon etwas Oberliga zu spielen. Wenn ich mir da die letzten Jahre anschaue, wer es höherklassig geschafft hat, dann fallen mir nur Berkan Taz, Niko Koulis, Timur Gayret und Nico Bretschneider ein. Das ist pro Jahrgang einer. Also, es ist schon etwas Wert, hier zu spielen. Und das wollen wir den Jungs frühzeitig mitgeben. Und dann wollen wir nicht nur von der engen Verzahnung mit der Oberliga-Mannschaft sprechen, sondern wir wollen es auch vorleben. Warum sollen wir da bis April warten? Wir wollen die Jungs ja auch kennenlernen. Und warum sollen wir nicht einem Anton Siren, Marko Enke oder Jonas Burda, die Chance geben, mal in einem engen Spiel bei uns reinzuschnuppern. Nur: Dazu müssen wir vorher wissen, wie die als Persönlichkeiten ticken, wie sie mit Drucksituationen umgehen, was sind ihre Stärken und Schwächen?“

Gerdts: „Die Jungs waren in den Trainingseinheiten und den Testspielen immer motiviert. Ich glaube, sie waren froh dabei zu sein. Das ging mir als A-Jugendspieler genauso, ich war immer top motiviert. Den Eindruck konnten wir von den Jungs gewinnen. Da hat keiner gesagt „Oh je, ich muss bei den Männern spielen.“ Wenn wir das merken würden, dass da einer nicht will, dann macht es auch keinen Sinn.“

Schröder: „Den Jungs bringt es ja auch etwas, wenn sie sich schon gegen Männer durchsetzen müssen. Davon profitieren beide Seiten. Aber wenn man sie gefragt hat, hatten alle sofort Bock drauf, bei uns zu spielen.“

Die anstehende Saison gleicht einer Wundertüte. Das ist auch so eine Phrase vor jedem Jahr, aber nach der Corona-Pause scheint das wirklich zu stimmen. Mit was für einer Meisterschaft rechnet Ihr, ohne Euch auf einen Favoriten festzulegen?  

Gerdts: „Mein Gefühl sagt mir, dass es eine Spitzengruppe geben wird mit mehreren Mannschaften. Ich glaube nicht, dass da einer mit sieben Punkten Vorsprung weglaufen wird. Es wird ein sehr enges Rennen, in dem es immer wieder Schwankungen geben wird.“

Schröder: „Ich sehe das ähnlich und hoffe, dass wir die Saison auch zu Ende spielen können. Es gibt viele Mannschaften, die ein hohes Potenzial haben und schon lange zusammenspielen, wie z. B. Greifswald oder Stern 1900. Ich glaube aber nicht, dass ein Team wegzieht.“

Seid Ihr mit der Vorbereitung zufrieden oder hättet Ihr Euch doch das eine oder andere noch gewünscht? Sicherlich werdet Ihr jetzt keine Spielposition nennen, wo Ihr noch Bedarf seht. Aber zum Beispiel ein echtes Trainingslager, vielleicht von Donnerstag bis zu einem Sonntag? Oder eine andere Aktion für den Teamgeist?

Schröder: „Grundsätzlich hätte ich mir mehr Zeit gewünscht. Einen Saisonstart Anfang August halte ich nach so einer langen Pause schon für sehr ambitioniert. Aufgrund dessen hatten wir nicht viel Spielraum. Wir haben ja versucht, ein Mini-Trainingslager auf der Anlage umzusetzen. Wir waren von Donnerstag bis Sonntag zusammen mit einem Grill-Abend, mit Musik und Singen, dazu ein Frühstück und ein externes Joga-Angebot. Aber klar, ein Trainingslager in Kienbaum mit einem Team-Event wäre auch lukrativ gewesen.“

Gerdts: „Es ist immer schwierig Familie, Job und Fußball unter einen Hut zu bringen. Es macht ja nur Sinn, wenn wenigstens 95% der Spieler dabei sein können.“

Stellt Euch vor, Ihr steht am Ende der Saison. Was muss passiert sein, damit Ihr hinterher rundum zufrieden seid?

Gerdts: „Schön fände ich, wenn wir um irgendetwas spielen. Egal, ob man es am Ende schafft Erster zu sein, aber wenn wir um etwas gespielt haben. Platz 9 mit 20 Punkten Rückstand, da ist es schon schwierig, die Motivation hochzuhalten. Eine geile Saison mit guten Spielen, so dass die Zuschauer gerne hierher kommen, um unsere Mannschaft zu sehen – möglichst immer erfolgreich. Und im allerallerbesten Fall um Platz Eins mitzuspielen.“

Schröder: „Darüber hinaus würde ich mich freuen, wenn hier keiner an Krücken steht, sondern alle Spieler, die mit uns in die Saison gegangen sind, gesund bleiben.“ 

Unsere Partner