F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

17.08.2019 / 1. Herren

Ein Duell mit Tradition

Hertha Zehlendorf empfängt Tasmania am Siebenendenweg - Ihre Wege kreuzten sich schon häufiger

FC Hertha 03 Zehlendorf gegen SV Tasmania. Die morgige Paarung zur klassischen Fußballzeit (15:30 Uhr) erinnert an alte Regionalligazeiten, klingt nach spannendem Fußball, Emotionen und hochdramatischen Partien - aus Zehlendorfer Sicht mit gemischten Erinnerungen.

Ein Blick in die Zehlendorfer Fußballhistorie bringt in diesem Zusammenhang schon interessante Statistiken ans Tageslicht. Bei drei ihrer vier Berliner Meisterschaften (1969, 1970, 1979 und 2014) traf die „kleine Hertha“ in Punktspielen auf Tasmania – nur 1979 befand sich Tas (damals Tasmania 73) einige Spielklassen tiefer. Bei den drei Titelgewinnen gab es in den Resultaten erstaunliche Gemeinsamkeiten. Ein Remis befand sich nicht unter den Ergebnissen, dafür drei klare Zehlendorfer Erfolge und drei Siege für Tasmania, die in ihrer Höhe jeweils für Aufsehen sorgten. Doch der Reihe nach.

„Vier Tore – drei Verletzte“, hieß es in der Berliner Morgenpost am 28. Oktober 1968. „In einem Kampf mit harten Bandagen wurde vor 5717 zahlenden Zuschauern am Siebenendenweg die Mannschaft von Tasmania geschlagen.“ Es war eine dramatische Partie, in der die Gäste aus Neukölln zunächst in Führung gingen. Arslanagic hatte in der 57. Minute zum 0:1 getroffen. Damit schien alles gelaufen, denn bei den Zehlendorfern machten sich Ermüdungserscheinungen breit. Doch innerhalb von 11 Minuten drehte Hertha 03 das Spiel: 1:1 Zocher (69.), 2:1 Kliemann (77.), 3:1 Hecker (80.). Die Berliner Mittagszeitung „Der Abend“ sah „erbarmungslose 90 Minuten mit Verletzungen von Egbuonu (Schlüsselbeinbruch), Strauß (beide Tas) und Sühnholz. Ein Foto im „Abend“ zeigt Sühnholz mit schmerzverzerrtem Gesicht auf einer Trage.

„Großer Tag für Tas: Sieg und Rekordbesuch“ lautete die Überschrift der BILD-Zeitung vom Rückspiel am 10. März 1969. „Vor 11.206 Zuschauern revanchierte sich Tas eindrucksvoll“. „Der Abend“ sah „Johnnys großen Tag“, denn Tas-Stürmer Egbuonu steuerte zwei Treffer zum hohen 5:1-Sieg bei. 26-2 Punkte hatten die Zehlendorfer bis zu diesem Sonntag im März gesammelt, nun wurde ihre Serie durchbrochen. Tasmania dagegen eroberte sich den „Platz an der Sonne“. Am Ende der Spielzeit jedoch hatte die „kleine Hertha“ die Nase vorn: Sie wurde Meister mit einem Punkt Vorsprung vor Tasmania!

Im Folgejahr lieferten sich beide Mannschaften erneut ein heißes Duell um die Berliner Meisterschaft - wieder mit dem besseren Ende für Hertha 03. Der Spielleiter hatte die Begegnung schon für den dritten Spieltag angesetzt. „Nach dem 5:1-Sieg Tasmanias vom März glaubte man, dass den Zehlendorfer solches Missgeschick nicht noch einmal widerfahren könnte. Doch fünf Monate später wiederholte Tasmania den Glanztag“, schrieb die Berliner Morgenpost. Zweifellos war das 6:1 die große Sensation der gerade erst gestarteten Saison. „Im Tasmania-Wirbel versank der Meister“ (Berliner Morgenpost) und „Zehlendorfs zweites Neuköllner Waterloo“ (Der Abend) lauteten die Überschriften der Berliner Tagespresse. Schon zur Pause (3:1) war die Entscheidung gefallen. Zu allem Überfluss verloren die Zehlendorfer noch einen ihrer besten Akteure mit einer Bänderverletzung: Uwe Kliemann musste das Feld verlassen.

„Jubel, Trubel und drei Tore - da küsste der Kapitän seinen Trainer“, hieß es am 11. Mai in der BILD-Zeitung. Die Überschrift bezog sich auf eine Szene am Rande des Spielfeldes: Zehlendorfs Kapitän „Sprotte“ Süßholz umarmte Trainer Schulte und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Meister Hertha 03 spielte groß auf und fegte Tas mit 3:0 vom Platz“, schrieb die BZ und stellte fest, „dass 3.200 Zuschauer ihre helle Freude am Spiel des alten und neuen Meisters hatten.“ Michael Krampitz (30.), ein Selbsttor Walleitners (67.) und Regisseur Helmut Faeder (67.) sorgten für die Treffer. Die Revanche für die Schmach vom Hinspiel war eindrucksvoll gelungen. 14 Tage später starteten die Zehlendorfer in die Bundesliga-Aufstiegsrunde, in der sie ihre vier Partien gegen Kickers Offenbach (2:1), den VfL Bochum (2:0), FK Pirmasens (7:2) und den VfL Wolfsburg (5:1) allesamt gewannen.

Es dauerte gute 40 Jahre, bis es für beide Vereine wieder um einen Berliner Titel ging - wenn auch inzwischen nur noch in der sechsthöchsten Spielklasse. In der Berlin-Liga lieferten sich beide Mannschaften 2013/14 ein Kopf-an-Kopf-Rennen, dass sich erst einen Spieltag vor Saisonende zugunsten der Zehlendorfer entschied. Am ersten Spieltag siegte die „kleine Hertha“ durch Tore von Patrik Scholz (42., Foulelfmeter) und Su Min Kim (87.) mit 2:0. Nur 76 zahlende Zuschauer waren Zeugen der Partie, von der niemand zu diesem Zeitpunkt ahnen konnte, dass sie die Meisterschaft entscheiden würde. In der Rückrunde schien 8 Spieltag vor Schluss der Titel bereits an die Zehlendorfer vergeben, als Tasmania zur großen Aufholjagd blies. „Tasmania fegte Hertha 03 weg“, hieß es in der Fußball-Woche. Immerhin 446 Zuschauer sahen am Siebenendenweg eine Zehlendorfer Elf außer Rand und Band - schon zur Pause war mit 4:0 die Partie entschieden. Der einst komfortable Vorsprung von neun Punkten schrumpfte vier Spieltag vor Schluss auf einen einzigen Zähler zusammen, den die Südberliner jedoch mit großer Nervenstärke verteidigten. Am Ende stieg Hertha 03 mit zwei Punkten Vorsprung vor Tasmania in die NOFV Oberliga Nord auf. Tasmania zog nun, fünf Jahre später, nach.

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