F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

01.03.2020 / 1. Herren

Die Rück/Vorschau von Oliver Kellner

"Ach hätten sie doch nur…" - so oder so ähnlich wird um die Weihnachtsfeiertage und zum Jahreswechsel manch Anhänger der Zehlendorfer Hertha gedacht haben. Hätten sie doch nur in den letzten beiden Spielen gepunktet. Doch sie verloren die Partien zum Jahresabschluss gegen den Greifswalder FC 0:1 (verdient) und den MSV Pampow 1:2 (unglücklich). Nicht auszudenken, wäre man gegen Greifswald nicht so früh in Rückstand geraten (4. Minute) und hätte stattdessen 0:0 gespielt und gegen Pampow in Normalform drei Punkte eingefahren. Die Tabelle hätte im Dezember so ausgesehen: 1. TeBe 38 Punkte, 2. Greifswald 37 Pkt., 3. Hertha 03 36 Pkt.

"Mit hätte, wenn und aber beschäftige ich mich nicht", reagiert Zehlendorfs Kapitän Robert Schröder auf solche Gedankenspiele angesprochen stoisch. Selbstverständlich hat er damit auch recht. Nachtrauern bringt schließlich keinen verlorenen Zähler zurück. Und überhaupt: Was heißt das schon "Hätten sie ihre Normalform abgerufen!"? Wie wird diese gemessen? Hat die "kleine" Hertha nicht vielleicht vorher über ihre Verhältnisse gespielt? Wer konnte im Sommer, nach einem Umbruch mit vielen jungen Neuzugängen, überhaupt damit rechnen, dass man ernsthaft um die Herbstmeisterschaft mitspielt? Doch viele der Hinzugekommenen übertrafen die Erwartungen (Butendeich, Hirik, Wegener), alte Leistungsträger knüpften an ihre gute Form des Vorjahres an, und so formte Trainer Markus Schatte gemeinsam mit seinem Co. Manuel Meister eine homogene Einheit, die lange Zeit beständig, spielfreudig und offensiv auftrat. Besonders beeindruckend ihre Auftritte gegen Blau-Weiß 90 (3:0), die TSG Neustrelitz (5:1) und bei Hertha 06 (3:1), als man dem nervlichen Druck standhielt und die Tabellenführung übernahm.

Doch ausgerechnet als es darauf ankam, fiel das Team in ein "Loch". Auch wenn der BFC Dynamo in der Regionalliga mittlerweile wieder eine gute Rolle spielt, etwas mehr Gegenwehr hätte man sich vor über 800 Zuschauern beim 0:3-Aus im Pokal schon gewünscht. Es folgte das chancenlose 1:4 bei Tennis-Borussia sowie die abschließenden Spiele. Was ist nun, bei inzwischen neun Punkten Rückstand auf die (stabile) Spitze noch zu erwarten? Präsident Kamera Niroumand meint dazu: "Ich wünsche mir, dass wir den Abstand nach vorn kleiner machen und dass wir die neuen Spieler, die wir dazu geholt haben, gut integrieren." Eine Kampfansage an Tennis-Borussia und den Greifswalder FC hört man von ihm nicht. Wozu auch? An der Situation würde es nichts ändern und dass die Spieler am liebsten gewinnen wollen (Schröder: "Jedes Spiel, wenn möglich - so gehe ich immer in eine Partie!"), versteht sich von selbst.

Dass dies auch auf dem Feld umgesetzt wird, dafür trägt nun Simon Rösner die Verantwortung, der Markus Schatte zum Jahreswechsel als Cheftrainer ablöste. "Wir werden uns für die Rückrunde vornehmen, attraktiven und erfolgreichen Fußball nach Zehlendorf zu bekommen. Für welchen Tabellenplatz das dann noch reicht, werden wir ja sehen. Aber natürlich möchten wir im oberen Bereich dabei sein", gibt der Coach, der als Verantwortlicher schon die VSG Altglienicke in die Regionalliga führte, als Zielsetzung vor.

"Die Mannschaft befindet sich nicht im kompletten Umbruch. Der größte Teil ist ja zusammengeblieben. Es gilt also, die schon gewohnten Abläufe mit der neuen Idee zu verbinden und einen weiteren Fortschritt zu erzielen. Für diesen Fortschritt haben wir uns in der Winterpause ganz gezielt mit teils erfahrenen und jungen Spielern weitere Qualität ins Team geholt." Die Neuzugänge überzeugten durchweg in den Vorbereitungsspielen, und wiesen nach, dass sie wertvolle Verstärkungen sein können und dem Team mehr Tiefe geben. Zudem bieten sie dem Trainer mehr Möglichkeiten und somit - die Qual der Wahl.

Vielleicht war es auch das, was am Ende des Jahres dazu führte, dass man den Kontakt zur Spitze etwas verlor: Dem Kader schien gegen Jahresende etwas die Puste auszugehen. Die Gründe dafür waren vielfältig: Durch eine hohe Zahl an unglücklichen Verletzungen mit zum Teil langfristigen Ausfällen war Markus Schatte - öfter als ihm lieb war - gezwungen, immer wieder auf dieselben Akteure zurückzugreifen. Auch wenn der eine oder andere eine Verschnaufpause gebraucht hätte, weil er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte sein konnte. Zum Anderen war jedem vorher klar, dass insbesondere die jungen Spieler mal in ein "Loch" fallen würden und ohnehin bei ihnen mit Leistungsschwankungen gerechnet werden musste. Berücksichtigt man diese Kriterien, haben sie eben doch eine starke Hinrunde gespielt und mehr positiv überrascht als man vorher annehmen durfte.

So sieht es auch Präsident Kamyar Niroumand. Seine erste verständliche Enttäuschung nach dem 1:2-Jahresausklang gegen Pampow ("Die Saison ist gelaufen") ist längst wieder einer Aufbruchstimmung und Vorfreude auf das erste Heimspiel gewichen. Sieht es die Mannschaft ähnlich - und hat sie ihren Frust vom Dezember hinter sich gelassen - können sich die Zehlendorfer Anhänger auf die kommenden Monate freuen. "Die Mannschaft und ich freuen uns, dass nun endlich das erste Heimspiel ansteht und wir zeigen können, was noch möglich ist. Allen ist bewusst, dass es wieder unangenehm werden soll, gegen Hertha Zehlendorf spielen zu müssen. Auf geht's, kommt und unterstützt uns!", setzt Rösner auch auf die Unterstützung von außen.

Sollte für Rösners Mannen tatsächlich wieder "nur" ein Platz im Vorderfeld herausspringen, so soll die Zeit doch jetzt schon genutzt werden, sich einzuspielen, um ab dem Sommer einen neuen Anlauf Richtung Spitze zu nehmen. So sieht es jedenfalls Kamyar Niroumand, der sich den Traum von der Regionalliga doch irgendwann erfüllen will. Die Fußball-Woche sieht "die Aufstiegschancen für Hertha 03 in dieser Spielzeit eher gering." Bei neun Zählern Rückstand sind das die Fakten, doch es hat beileibe schon größere Fußballwunder gegeben und außerdem wird es die Mannschaft nicht von ihrem Bestreben abhalten, attraktiven Fußball im Frühjahr zu bieten.

Auf geht's, Hertha 03!

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