F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

23.10.2021 / 1. Herren

Das Pech klebt an den Stiefeln

Wieder Gegentreffer wie aus dem Nichts – Schon am Mittwoch geht’s weiter

Es lässt sich nicht mehr leugnen: Der Lack hat inzwischen kräftige Kratzer bekommen, die anfängliche Euphorie ist verflogen. Gestern Abend unterlag die „kleine“ Hertha, die so furios in die Saison gestartet war, im Berliner Derby ihrem Namensvetter aus Charlottenburg mit 1:2. Der Sieg der Gäste war nicht unverdient: Sie nutzten einfach ihre wenigen Chancen. 

Schon nach fünf Minuten lagen die Schützlinge der Trainer Robert Schröder und Fabian Gerdts erneut in Rückstand. Die letzte Führung der Zehlendorfer gab es vor knapp zwei Monaten (gegen den Ludwigsfelder FC), seitdem laufen sie in jeder Partie Rückständen hinterher. Wie bereits in der Vorwoche in Schwerin schien sich in der Zentrale keiner für den langen Kemal Atici zuständig zu fühlen. Sein strammer Schuss aus fast 35 Metern überraschte den etwas zu weit vor dem Tor postierten Zehlendorfer Torhüter Paul Büchel: 0:1. Auch vor acht Tagen gerieten die 03er durch einen Sonntagsschuss in Rückstand (dort mit 1:2). Mag der eine oder andere auch damit hadern, dass solche Glücksschüsse ja nur alle Jubeljahre ihr Ziel finden. Doch liegt doch das Problem tiefer und wohl eher darin begründet, dass der Schütze nicht rechtzeitig gestört wurde, stattdessen zu viel Freiraum besaß.

Doch die Zehlendorfer erholten sich überraschend schnell: Über Mike Ryberg und Melih Hortum gelangte das Leder zu Igli Cami, dessen Schussversuch wurde von Romario Hartwig geschickt abgefälscht und schlug dadurch unhaltbar zum 1:1 ein (10.). Eine schöne Kombination, die in der Folge aber Seltenheitswert besaß, obwohl die „kleine“ Hertha immer wieder Phasen hatte, in denen sie die Kontrolle innehatte. Doch lediglich ein Kopfball von Lenny Stein nach einem Eckstoß von Hortum (33.) war auf Seiten der Gastgeber zu verzeichnen, während Büchel Versuche von Rifat Gelici links unten (39.) und Hassan Oumari (43.) parieren musste.

Etwa ab der 30. Minute zeigte sich, dass die Charlottenburger viele Akteure mit Regionalliga-Erfahrung besitzen. Bei den Zehlendorfern häuften sich die Ballverluste, vermehrt verzettelte man sich in Zweikämpfen. Im zweiten Abschnitt bot sich der „kleinen“ Hertha die erste Chance: Eckball Hortum – Kopfball-Ablage Lenny Stein, doch den Volley-Schuss von Louis-Nathan Stüwe entschärfte der lange Ruben Aulig im Gäste-Tor (47.).

Die Partie wogte hin und her: Gelici, frei durch, scheiterte an Büchel (57.), eine Ablage Stüwes nach Hortum-Flanke köpfte Zulu Ernst über den Kasten (58.), Hartwig verpasste eine Cami-Eingabe nur knapp (63.) und nach einem energischen Ballgewinn Hortums im Mittelfeld, scheitere Maximilian Obst aus 16 Metern an Aulig (66.). Auch später scheiterte Obst nochmal - nach Zuspiels Camis. „Das sind die Spiele, die man dann kurz vor Schluss noch verliert“, vernahm man Reaktionen aus dem Publikum. Nun, so lange musste man gar nicht warten. Nach einer nicht konsequent abgewehrten Ecke der Charlottenburger gelangte das Leder zu Gelici, der einfach mal abzog – irgendwie unglücklich (abgefälscht?) für Büchel flog die Kugel zentral in den Kasten der Gastgeber: 1:2 (77.). Das passte ins Bild der letzten Wochen, in denen die Zehlendorfer Gegentore wie aus dem Nichts schlucken müssen, ihnen aber bei den eigenen Versuchen das Pech an den Stiefeln klebte. Ein Manko bleibt in diesem Zusammenhang das Umschaltspiel, zu oft wird zu ungenau zu Ende gespielt. Gleichzeitig scheint ihnen ihre Durchschlagskraft wie von Zauberhand abhandengekommen zu sein. 

Acht Gegentore in den letzten drei Partien zeigen deutlich, dass den Zehlendorfern die Kompaktheit, die sie noch in den ersten Wochen so ausgezeichnet hatte, verlorengegangen ist. Ob das nur am Fehlen ihres Mittelfeldspielers Arthur Langhammer liegen mag? Tatsache ist: Seit der Junge seine Sperre aus dem Stahnsdorf-Spiel absitzen muss (und nun erkrankt fehlte), gelang den Berlinern nur noch ein Erfolg. Natürlich kratzt das auch am Selbstbewusstsein eines jeden Einzelnen, und ständig Rückständen hinterherzulaufen, zerrt an ihren Nerven. Auch ist die Ausfallliste, die Woche für Woche fast eine Stammelf umfasst, ein nicht von der Hand zu weisendes Argument. Gegen Hertha 06 in dieser Konstellation zu verlieren ist sicher keine Schande, ärgerlich waren die Niederlagen gegen Torgelow und in Schwerin. „Der Zug ist abgefahren“, hieß es nach Spielschluss auf dem Heimweg von enttäuschten Zuschauern. Nun, ganz so schlimm steht es vielleicht noch nicht. Um aber im Bild zu bleiben: „Der Zug steht schon abfahrbereit im Bahnhof.“ Schröder und Gerdts stehen vor ihrer ersten Bewährungsprobe: Das Team wieder aufzurichten und an ihre (vorhandenen) Stärken zu appellieren. Gelingt ihr Vorhaben, könnte die unglückliche Serie schon am Mittwoch gegen den SC Staaken enden.

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