F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

12.09.2021 / 1. Herren

Büchel hält die Punkte fest 

Nach 2:0 gegen Ludwigsfelde weiter Spitze / 03-Trainer Schröder vermisst Euphorie

Ein wenig ratlos wirkte Zehlendorfs Trainer Robert Schröder nach der sonntäglichen Partie gegen den Ludwigsfelder FC. „Komisch, irgendwie herrscht bei uns keine Euphorie, bei mir selbst auch nicht.“ Dabei hätten sie am Siebenendenweg zurzeit allen Grund zufrieden zu sein, verteidigten sie doch durch einen 2:0-Erfolg die Tabellenspitze. Vielleicht lag es daran, dass Umfeld und Mannschaft bis zur letzten Sekunde zittern mussten, ehe sie Einwechselspieler Egzon Ismaili mit dem zweiten Treffer erlöste.

Vor Beginn der Begegnung schien die Ausfallliste der „kleinen“ Hertha weiter anzuwachsen, drohte doch Innenverteidiger und „Torschützenkönig“ Lenny Stein auszufallen. Doch es kam Entwarnung. Rechtzeitig vor dem Spiel kehrte der Leistungsträger aus dem Krankenhaus zurück – im Gepäck: Die frohe Kunde von der Geburt seiner Tochter. Auch Mittelfeldantreiber „Maxi“ Obst war pünktlich zum Anpfiff fit geworden.

Beflügelt durch die positiven Nachrichten wirkte der Tabellenführer nicht. Er kam nur schleppend in Fahrt, die Spielanteile waren eher gleichmäßig verteilt. Die größte Möglichkeit zur Führung hatten sogar die Gäste: Lukas Bache zielte jedoch völlig freistehend zentral auf Paul Büchel (23.). Da hatten die Zehlendorfer mehr Glück. Dennis Dombrowes erstes Achtungszeichen aus rund 20 Metern strich noch über den Kasten (26.), doch nur eine Minute später war es soweit. Nach einer unzureichend abgewehrten Ecke von Melih Hortum kam Deniz Citlak volley zum Abschluss. Perfekt schlug sein Geschoss links oben im Winkel von Lucas Lindner zum 1:0 ein (27.). „Das Tor war nicht so gewollt, das gelingt auch nur einmal bei zwanzig Versuchen“, gab Citlak ehrlich zu.

Doch gab der Treffer nicht die erhoffte Sicherheit auf Seiten der Gastgeber, bei denen sich die Ballverluste häuften. Dass sie mit einer 1:0-Führung in die Pause gehen konnten, hatten sie ihrem Schlussmann Büchel zu verdanken: Reaktionsschnell parierte er einen Versuch des frei stehenden Ihab Al-Khalaf, nachdem die Ludwigsfelder über zwei, drei schnelle und direkte Züge die Zehlendorfer Defensive ausgekontert hatten (34.). „Dafür hatte ich die ersten fünf Spiele 'frei', umso schöner, dass ich der Mannschaft auch mal helfen konnte“, blieb 03-Torhüter Büchel nüchtern. „Wir waren in der ersten Halbzeit unkonzentriert, das wurde in der Halbzeit auch angesprochen. Wir haben zu viele lange Bälle geschlagen, was eigentlich nicht unsere Art ist, Fußball zu spielen“, erkannte Mittelfeldspieler Mushakir Razeek richtig.

Im zweiten Abschnitt schien sich aus Sicht der Berliner Besserung anzubahnen. So fehlte nach Melih Hortums tollem Solo nur die Krönung: Sein perfekter Schuss schlug aus großer Entfernung an die Unterkante der Latte (51.). In dieser Phase schienen die Gastgeber die Kontrolle zu übernehmen. Aber auch Romario Hartwig scheiterte nach feiner Vorarbeit von Jason Rupp an Lindner (65.). „In der zweiten Halbzeit haben wir versäumt, das 2:0 zu machen“, sah Razeek die Ursache für die einsetzenden Probleme. Trainer Fabian Gerdts sah es so: „Wir waren deutlich fehlerhafter als sonst: Sowohl im Spielaufbau als auch im Pressing. In Stahnsdorf hätten wir das 1:1 nicht verdient gehabt, heute war es eher so, dass das Spiel auf der Kippe stand. Uns war aber auch bewusst, dass es nicht in allen 36 Spielen perfekt laufen wird.“

Und obwohl die „kleine“ Hertha zwei weitere gute Möglichkeiten durch Louis-Nathan Stüwe (68., nach Vorarbeit Hortum) und Romario Hartwig (78., wieder Vorlage Hortum) besaß, schlich sich ein Gefühl ein, dass aus Berliner Sicht doch noch etwas schief gehen könnte. Das Unheil schien in der 88. Minute fast unvermeidlich: In zentraler Position lief ausgerechnet der Ex-Zehlendorfer Patrick Jahn zum Freistoß an, doch Büchel parierte den in seine rechte Ecke platzierten Ball gekonnt. „Beim Freistoß in der letzten Minute standen unheimlich viele Spieler vor mir, das war schon recht schwierig“, erzählte Büchel später.

Kurios wurde es zum Ende: Erst tanzte ein Freistoß von Stein, aus der eigenen Hälfte geschlagen, auf der Oberkante der Ludwigsfelder Latte (90. + 1), dann setzte sich nach einem Eckball der Gäste Ismaili nach Pass von Dombrowe gegen mehrere Gegenspieler durch, strebte dem von Lindner verlassenen Tor entgegen und schob ungefährdet zur Entscheidung ein: 2:0 (90. + 5).

Für die 220 Zuschauer war es kein Fußball-Leckerbissen, „aber umso wichtiger ist es, dass wir die drei Punkte geholt haben – gerade in einem Heimspiel“, war Zehlendorfs Coach Fabian Gerdts erleichtert und fügte hinzu: „Uns ist heute klar geworden, dass wir nun wieder ein bisschen zulegen müssen. Unser Faustpfand ist bisher, dass wir hinten nur wenig zulassen und nur ein Gegentor kassiert haben. Wir machen nicht alles richtig, haben aber in der Kompaktheit zugelegt. Da dürfen wir aber nicht nachlassen, denn heute war es zu wenig für unsere Ansprüche.“ Für Torschütze Citlak war es „das mit Abstand schlechteste Spiel von uns, es lief von Anfang bis zum Ende nicht rund.“ Die Lösung hatte Schlussmann Büchel parat: „Wir müssen in Zukunft so zulegen, dass wir schneller das 2:0 machen, damit mehr Ruhe in unser Spiel einkehrt.“ Wie wahr – und doch so schwer!

Eigentlich war es eine „Trainer-Partie“: Gewonnen und doch genügend Ansätze für die kommende Trainingswoche notiert. Fast kann man die Ratlosigkeit Schröders verstehen, denn eines dürfen sie in Zehlendorf nicht vergessen: Sie sind weiterhin Tabellenführer, bleiben gemeinsam mit dem SC Staaken das einzige ungeschlagene Team der Liga und verfügen über eine Defensive, die mit nur einem Gegentreffer schwer zu knacken ist. Etwas Euphorie könnte tragen, es muss ja nicht gleich in Überheblichkeit ausarten. Am kommenden Sonntag wartet in Seelow ein unangenehmer Gegner. Nach deren 1:5-Niederlage gegen den Torgelower FC Greif vielleicht erst recht.

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