F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

14.05.2022 / 1. Herren

Büchel ganz stark

Zehlendorfs Torhüter großer Rückhalt – Grabow und Ernst treffen beim 2:1-Sieg in Staaken

An strahlende Gesichter hat man sich in den letzten Wochen in Zehlendorf beinahe schon gewöhnt. Dennoch wirkten Büchel, Stein, Dombrowe & Co nach dem Abpfiff im Sportpark Staaken noch ein wenig gelöster als sonst. „Mit dem Sieg hier beim SC Staaken fällt uns ein Stein vom Herzen. Die Platzverhältnisse sind hier immer sehr unangenehm, daher ein großes Kompliment an meine Mannschaft“, wirkte Zehlendorfs Trainer Robert Schröder nach dem 2:1-Erfolg seines Teams einerseits erleichtert wie selten, zum anderen aber überwog der Stolz. Die „kleine“ Hertha baute ihre Erfolgsserie aus (12 Partien ohne Niederlage, darunter 10 Siege), verteidigte die Tabellenspitze und profitierte zugleich von Patzern der Konkurrenz.

Mit einer Überraschung wartete das Trainergespann Schröder/Fabian Gerdts zu Beginn auf. Der etatmäßige Innenverteidiger Lenny Stein tummelte sich von Beginn an im Sturmzentrum und diente als zentrale Anspielstation – meist in Kopfhöhe. „Es ist uns gut gelungen, den Gegner in der Anfangsphase zu überraschen, indem wir Lenny Stein als Nummer 10 aufgeboten haben“, freute sich Schröder über den gelungenen Schachzug. Stein, für uns doch eher in Mittelstürmerposition zu finden, mit dieser Zehlendorfer Variante kamen die Gastgeber zunächst überhaupt nicht zurecht. 

So ergriff die „kleine“ Hertha sofort die Initiative: Zunächst scheiterte Zulu Ernst nach Kopfballablage von Stein aus wenigen Metern (8.), anschließend konnte Staakens Schussmann Kevin Otremba Tim Grabows Flachschuss aus halbrechter Position aus dem unteren Eck klären (10.). Der Führungstreffer war da nur die logische Folge. Über die linke Seite schickte „Maxi“ Obst Mike Ryberg steil, dessen scharfe und präzise Eingabe Grabow aus kurzer Entfernung nur noch über die Linie drücken musste (18.). Grabow, die gesamte Hinrunde verletzungsbedingt außer Gefecht gesetzt, hat mit zunehmender Spielzeit seinen Torriecher gefunden. Als steter Unruheherd traf er nun im dritten Spiel hintereinander.

Ebenfalls für Tore zuständig ist (neben Stein) Ernst. Doch er verpasste kurz vor dem Pausenpfiff das 2:0. Nach einer Eingabe Rybergs von links, setzte er die Kugel mit der Innenseite aus fünf Metern rechts daneben (43.). Aus unserer Sicht war nicht auszumachen, ob in dieser Szene ein Foulspiel vorlag. Der „unrunde“ Bewegungsablauf von Ernst ließ zwar darauf schließen, doch die Pfeife von Schiedsrichter Christoph Beblik blieb stumm.

Doch Ernst holte Versäumtes nach. Nach vergeblichen Versuchen von Ryberg und Grabow, die zunächst an Otremba scheiterten, fiel das Leder in einer Art „Flipper-Manier“ dem einschussbereiten Zehlendorfer Mittelstürmer vor die Füße. Ernst setzte zentral im Fünfmeterraum nach und verwandelt den Abpraller zum 2:0 (50.) - sein 11. Saisontreffer!

Wer nun glaubte, die Gastgeber würden sich geduldig in ihr Schicksal fügen, sah sich getäuscht. Nach einer Eingabe von rechts traf Ferris Freiwald per Direktabnahme aus fünf Metern hoch oben ins kurze Eck, unhaltbar für Paul Büchel - doch der Linienrichter hob sofort die Fahne – Abseits (54.)! Übrigens: Stein kehrte im zweiten Abschnitt auf seine angestammte (Abwehr-)Position zurück. 

„Bis zur 60. Minute war es für mich ein richtig gutes Spiel, danach wurde es leider ein wenig hitzig, weil wir zu viele einfache Fehler bei Ballbesitz gemacht und auch nicht mehr genug Druck auf den Gegner ausgeübt haben.“, fasste Schröder die letzte halbe Stunde perfekt zusammen, denn zunehmend stand Torhüter Büchel im Brennpunkt. Zehlendorfs etatmäßige Nummer Eins kehrte erst letzten Sonnabend nach langer Verletzungspause zurück und fungierte fortan als sicherer Rückhalt: bei Flanken souverän, stets auf der Hut und sicher im Fausten. Büchel, der sich in der Nachspielzeit bei einer Abwehraktion noch eine Platzwunde an der rechten Augenbraue zuzog und mit einem Kopfverband durchhielt, verdiente sich die Bestnote. „Wir müssen wir uns heute bei unserem richtig guten Torhüter Paul Büchel bedanken, dass wir hier mit drei Punkten nach Hause fahren“, lobte Schröder seinen Schlussmann zurecht.

Hektik kam auf nach einem bösen Foul an Jason Rupp, der über die seitliche Zuschauerabgrenzung stürzte und mit dem Nacken heftig gegen die Stange prallte (60.) - doch Rupp konnte weiterspielen.

Es begann Staakens stärkste Phase. Epale Otto zog von der Strafraumgrenze ab, Büchel flog ins linke Eck und drehte den Ball um den Pfosten (67.). Keine 60 Sekunden später versuchte es Franz Bobkiewist volley aus 40 Metern, Büchel konnte mit letzter Mühe über die Latte lenken (68.). Mit Geschick überstanden die Zehlendorfer den Ansturm. Erst in der 9-minütigen Nachspielzeit fiel der Staakener Anschlusstreffer durch Bae (90. +6).

„Die Zehlendorfer haben abgezockt gespielt“, war von Staakener Seite zu hören. Weniger hören wird man vermutlich am morgigen Sonntag von 03-Trainer Schröder. Ähnlich seiner Spieler zeigte er an der Seitenlinie vollen Einsatz, sehr zulasten der Stimme. Aber bis zum nächsten Sonntag, wenn der FC Mecklenburg Schwerin zu Gast im Ernst-Reuter-Stadion ist, wird sie sich erholt haben. Was den Erfolg in Staaken noch zusätzlich aufwertet, sind die Resultate der Konkurrenz: Verfolger Blau-Weiß 90 unterlag beim wiedererstarkten FC Hansa Rostock II mit 1:4 und der Rostocker FC verlor gar daheim mit 1:2 gegen MSV Pampow. Zum ersten Mal seit Wochen hat somit die „kleine“ Hertha wieder alles in der eigenen Hand. Doch wie wir vor Wochenfrist schon unkten: In den sogenannten „Pflichtspielen“ gegen die vermeintlich Schwachen lauern die größten Stolpersteine. Beherzigt man dies nicht, kann die Aufgabe am kommenden Sonntag unangenehmer werden, als viele heute glauben.

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