F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

02.08.2019 / 1. Herren

Attraktive Derbys und eine junge, hungrige Zehlendorfer Mannschaft

Eine kleine Vorschau auf die Oberliga-Saison 2019/20 von Oliver Kellner

Würde es rein nach der Statistik gehen, könnten unsere Zehlendorfer ihre Saison-Abschlussfeier 2019/20 getrost starten. Schließlich belegte unsere „kleine Hertha“ in den letzten drei Jahren immer den 4. Platz, wies in drei von fünf Oberliga-Jahren 9 Niederlagen am Ende der Saison auf, und kassierte in vier von fünf Jahren 3 Heimniederlagen bzw. in vier von fünf Jahren 6 Auswärtsniederlagen.

Und doch spürt man, dass es in diesem Jahr vielleicht anders laufen könnte.

Das liegt zum einen daran, dass es im Gegensatz zu den Vorjahren mit der VSG Altglienicke, dem FSV Optik Rathenow und dem SV Lichtenberg 47 diesmal keinen Top-Favoriten gibt, dem ein ähnlich souveräner Durchmarsch zugetraut wird. Die meisten Experten-Tipps lauten zwar „Blau-Weiß 90“ und - wie fast immer - „Tennis-Borussia“. Doch verfügen beide Kandidaten nicht über solch eine eingespielte Mannschaft, wie sie der SV Lichtenberg 47 im vergangen Jahr hatte. Die Zehlendorfer Spieler wirkten beinahe schüchtern, als sie für dieses Sonderheft eine Platzierung ihres Teams nennen sollten. Sie wollten auf keinen Fall überheblich klingen, erst recht nicht, weil zu diesem Zeitpunkt längst nicht feststand, wie die Kader der anderen Mannschaften aussehen werden. Doch schlechter als Platz 4, das konnte sich keiner vorstellen. Selbstbewusst und forsch voran ging letzten Endes unser „Amateurfußballer des Jahres 2019“, Sebastian Huke: „Warum sollen wir nicht Erster werden? Ich tippe uns auf Platz 1!“

Tatsächlich hat unser Team zum ersten Mal seit Jahren keinen Leistungsträger abgeben müssen. Die Neuzugänge sind zwar allesamt jung, was Trainer Markus Schatte veranlasst, erst einmal vorsichtig mit seiner Prognose zu sein. Platz 2-4 tippt er, wohl wissend, dass gerade junge Spieler zu Beginn zu Leistungsschwankungen neigen. Doch Talent, Fleiß und Ehrgeiz scheinen alle im Übermaß mitzubringen. „Wir werden viel Freude an ihnen haben“, versichert er. Präsident Niroumand ist sich sicher, „wenn alles klappt, kann uns der Aufstieg in diesem Jahr gelingen.“ Am Ende der Saison würde er gern folgende Überschrift lesen: „Hertha 03 stieg mit Glück auf“. Um Missverständnissen vorzubeugen: Er meinte ausdrücklich nicht, dass die Zehlendorfer ihren Erfolg ausschließlich auf Glück aufbauen, sondern dass immer auch ein wenig die Glücksgöttin Fortuna an der Zehlendorfer Seite stehen sollte. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer der Fall, man schaue nur auf die derzeitige Verletztenliste. Marc Zellner (zweiter Kreuzbandriss), Jonas Nickel (Kreuzbandriss) und Jian Schleiff (Kreuzbandriss) werden Trainer Markus Schatte nicht vor dem Frühjahr 2020 zur Verfügung stehen. Allen drei Genannten wünschen wir an dieser Stelle „Gute Besserung“.

„Wenn wir es schaffen, fleißig zu bleiben und nicht in Pragmatismus und Faulheit zu verfallen, ist vieles möglich. Die Kunst wird es sein, diesen Fleiß und die  Akribie über die Saison weg zu halten“, gibt Kapitän Schröder das Motto für diese Saison vor. Immer schon hatte die „kleine Hertha“ in den letzten Jahren während einer Spielzeit Phasen, in denen es wie am Schnürchen lief, Siegesserien waren keine Einzelfälle. Und dennoch gab es immer wieder Aussetzer, „meist mehrere“, wie Hertha 03-Urgestein Niclas Warwel (seit 2012 im Verein) feststellt, die eine bessere Platzierung verhinderten. „Das war bei uns immer so - im Gegensatz zu Mannschaften wie Lichtenberg 47. Die waren einfach abgebrühter und erfahrener als wir und haben ihre Punkte auch in schlechten Spielen gesammelt.“ Doch inzwischen verfügt die „kleine Hertha“ selbst über ein Korsett an routinierten Spielern, wie Robert Schröder, Sebastian Huke, Philip Sprint, Dennis Dombrowe, Benedikt Nellessen und Niclas Warwel. Die richtige Mischung mit den vielen wilden, jungen und talentierten Akteuren könnte in diesem Jahr den Ausschlag dafür geben, „dass wir den Abstand zu den führenden Mannschaften deutlich geringer halten“, wie es Markus Schatte formulierte. Umgesetzt werden soll dies mit einem anderen Spielstil. „Wir müssen dominanter auftreten, der Konterfußball, den wir zuletzt gespielt haben, ist ja nicht unbedingt das, was unserem Torjäger Huke liegt“, gibt Präsident Niroumand schon einen Einblick, was die Zuschauer künftig erwartet.

Kann die „kleine Hertha“ dem Schlendrian vorbeugen und gelingt es den etablierten Spielern, die jungen Akteure zu führen, könnte vielleicht sogar etwas mehr möglich sein. „Wir müssen nicht aufsteigen, wenn es dennoch soweit kommen sollte, würden wir es natürlich machen“, sagte Präsident Niroumand. Der Wortlaut klang ein wenig wie vor der Spielzeit 2013/14, an deren Ende der Aufstieg stand.

Freuen darf man sich in dieser Saison mit Sicherheit auf viele attraktive Derbys, die ein wenig an die guten, alten Regionalliga-Zeiten erinnern. Hertha 03 Zehlendorf, SV Tasmania, Blau-Weiß 90, SC Staaken und Tennis-Borussia. Für die heutige Generation (der Spieler) unvorstellbar, dass einst zu diesen Spielen Zusatztribünen im hinteren Bereich des Ernst-Reuter-Stadions errichtet werden mussten, damit gut 5.000 Zuschauer darin Platz fanden. Eine unfassbare Atmosphäre, häufig saßen hunderte von Kindern auf der Aschenbahn. Nun, so viele werden wohl nicht mehr kommen, doch auf einen Anstieg der Zuschauerzahlen hofft nicht nur Präsident Niroumand. „Ich freue mich auf das Spiel gegen den Ludwigsfelde, das ist  schließlich auch ein Derby.“ Der Zuschauerschnitt aus der Saison 2017/18 (212 Zahlende) sollte deutlich übertroffen werden.

Erst Recht, würde die Spannung an der Spitze recht lange erhalten bleiben. Unsere „kleine Hertha“ kann ihren Anteil dazu beitragen.

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