F.C. Hertha 03 Zehlendorf

F.C. Hertha 03 Zehlendorf

11.06.2017 / 1. A-Junioren (U 19)

„Es war wichtig, mal wieder etwas zu gewinnen!“

Manuel Meister (Trainer) und Markus Schulze (Co-Trainer) im Doppelinterview zum überraschenden Pokalsieg der A-Junioren

Oliver Kellner im Gespräch mit Manuel Meister (links) und Markus Schulze (rechts)

Hand auf's Herz: Habt ihr euch im Pokalfinale gegen die A-Junioren von Hertha BSC, die von vielen als die „Goldene Generation“ bezeichnet wird, tatsächlich eine Chance ausgerechnet oder seid ihr eher nach der Parole verfahren: Wir wollen uns gut aus der Affäre ziehen?

Markus Schulze: „Nach dem Halbfinalerfolg gegen den 1. FC Union (2:1) habe ich schon gedacht, dass wir vielleicht eine Chance haben werden. Wenn, dann hat man gegen Hertha BSC nur in so einem Spiel eine Chance, wo die Motivation bei allen extrem hoch ist. Im Ligaalltag wäre es ungleich schwerer geworden.“ 

Manuel Meister: „Wir haben daran geglaubt, dass wir eine Möglichkeit haben. Natürlich wussten wir, dass wir einen besonderen Tag brauchen – zusätzlich zu unserer besonderen Motivation. Es musste auch das Glück auf unserer Seite sein und am Ende kam dann alles ein wenig zusammen. Wenn das alles nicht so eingetreten wäre, hätte es auch nicht gereicht. Man hat schon gespürt, dass, je länger das Spiel lief, der Glaube daran bei allen gestiegen ist. Das war natürlich schon eine große Überraschung für alle.“

Die Klassiker-Frage lautet nach so einem Erfolg immer: Habt ihr vorher Elfmeterschießen trainiert?

Meister: „Nein, uns war nur klar, dass „Konsti“ (Konstantin Lehmann) zum Elfmeterschießen ins Tor kommt. Das lag darin begründet, dass er schon beim Elfmeterschießen im letzten Jahr gegen die gleiche Mannschaft im Kasten stand und häufig so nah dran war, einen Elfmter zu halten, dass ich davon überzeugt war, dass er dieses Jahr mit Sicherheit einen parieren wird. Dazu kam, dass „Konsti“ zwar keine einfache Saison hatte, zuletzt aber im Training überragend war und alles dafür getan hat, um dabei zu sein. So hat er sich am Ende für den ganzen Aufwand belohnt.“

Haben sich eure Schützen angeboten oder war es schwierig jemanden dafür zu finden, der den Mumm hat?

Schulze: „Die fünf Schützen, die bei uns alle verwandelt haben, hatten sich angeboten und waren auch selbsbewusst und sicher, aber ab dem sechsten Schützen wäre es echt schwierig geworden. Da hat sich keiner mehr so richtig gemeldet.“ 

Ihr hört ja beide nun auf. Ist das ein tolles Gefühl, nach so einem Höhepunkt aufzuhören oder ist vielleicht auch ein wenig Wehmut dabei?

Meister: „Bei mir ist das kein Problem, da für mich schon vor der Saison feststand, dass ich aufhören will und das habe ich auch so kommuniziert. Es war mit Andrè Schindel abgesprochen, dass ich das eine Jahr noch mache und dann eine andere Aufgabe im Verein übernehme. Im Winter hat sich jedoch durch Umstrukturierungen die Situation ergeben, dass es nicht so kommen wird. Ich hatte aber auch meiner Frau versprochen, etwas kürzer zu treten, da wir beide berufstätig sind und es mit diesem Aufwand so nicht weitergehen konnte. Ich habe ja auch noch einen kleinen Sohn, der Fußball spielt, und da geht schon einiges an Zeit drauf, die man dafür aufwenden muss. Daher gibt es bei mir keine Wehmut, sondern es überwiegt die Freude, dem Verein noch so ein Geschenkt gemacht zu haben, wenn man es so nennen will. Es ist für den Verein sehr, sehr wichtig, mal wieder etwas zu gewinnen. Außerdem gibt es dadurch die Möglichkeit, im nächsten Jahr im DFB-Pokal anzutreten. Das ist auch wieder eine Chance, Hertha 03 positiv zu präsentieren. 

Schulze: „Bei mir steht nun das Studium im Vordergrund, dass ich beenden will. Es herrscht schon eine gewisse Wehmut, weil es doch zum Abschluss ein absolutes Highlight war und wir uns mit den Jungs super verstanden haben.“

Hätte euch nicht die 1. Runde im DFB-Pokal gegen einen Bundesligisten gereizt?

Schulze: „Natürlich hätte es mich gereizt, aber ich gönne es dem neuen Trainer, dass er mit so einer Partie beginnen kann. Das ist gleich eine tolle Aufgabe.“

Meister: „Ich wollte noch etwas Grundsätzliches zu unserer Zielsetzung sagen, mit der wir vor Saisonbeginn angetreten sind. Für mich zählt in erster Linie nicht unbedingt der Tabellenplatz, weil das nur eine Konsequenz aus dem ist, was man vorher im Training geleistet hat. Ich bin eher mit der Absicht angetreten, die Spieler bestmöglich auf den Männerbereich vorzubereiten. Und das Finale hat gezeigt, dass wir genau auf dem richtigen Weg sind. Wir wollten mehrere Systeme lehren, so dass die Spieler immer wissen, was sie in der jeweiligen Situation machen müssen, wenn wir umstellen. Auch war uns wichtig, dass sie mehr als nur eine Position spielen können, denn das sind Dinge, die im Männerbereich einfach vorausgesetzt werden. Das konnte man im Finale sehen, wo wir nach 20 Minuten umstellen mussten, da wir erkannt haben, dass unsere eigentliche Absicht nicht funktioniert hat. Wir wollten eigentlich „vorne zustellen“, doch in diese Situation kamen wir einfach nicht. Dann haben wir unser System umgestellt, die Spieler haben das gut gemacht und schon nach drei, vier Minuten hatten wir eine andere Sicherheit. So sind diejenigen unserer Jungs, die im nächsten Jahr im Männerbereich spielen, bestens vorbereitet. Die jüngeren Spieler der A-Junioren haben dagegen im nächsten Jahr das Rüstzeug, um eine Führungsposition in der Mannschaft einzunehmen. Davon kann dann auch gleich der neue Trainer profitieren.

Zum Finale nochmal: Das entscheidende war, dass wir überhaupt ins Endspiel gekommen sind. Wir wollten jede Sekunde genießen und alles geben. Selbst wenn wir am Ende vielleicht hätten sagen müssen: „Okay, wir haben verloren, aber wir haben alles gegeben und konnten die tolle Atmosphäre trotzdem genießen und wir hatten den besten Gegner, den es in diesem Jahrgang gibt“. Denn der 99er-Jahrgang von Hertha BSC ist der beste Jahrgang, den es zurzeit in Deutschland gibt. Sie sind in der Bundesliga ja „nur“ Zweiter hinter Wolfsburg geworden, weil sie mit ihrem jüngeren Jahrgang gespielt haben. Aber es kam ja zum Glück anders und diesen Erfolg kann unseren Jungs keiner mehr nehmen.

Unsere Partner